„Bischof Weber hat das Volk Gottes ernstgenommen“
„Bischof Johann Weber hat das Verständnis von Kirche als Volk Gottes gelebt und in seinem Wirken umzusetzen versucht“, würdigte der Präsident der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ), Leopold Wimmer, den verstorbenen Grazer Altbischof und ehemaligen Vorsitzenden der Österreichischen Bischofskonferenz. „Die Erneuerung der Kirche im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils war Weber ein Herzensanliegen. Daher hat er die Mitgestaltung und Mitsprache der Laien nach Kräften gefördert, und er hat die Arbeit der Katholischen Aktion sehr wertgeschätzt.“
„Bischof Weber ist allen Menschen auf Augenhöhe begegnet, Priestern wie einfachen Gläubigen, Frauen wie Männern, Katholiken wie Angehörigen anderer christlichen Kirchen und Religionen, Arbeitern wie Machthabern“, so Wimmer weiter. „Sein Einsatz für die Menschen, seine soziales Gespür und seine herzliche Art waren auf einzigartige Weise überzeugend.“
Derschmidt: „Er konnte Spannungen entschärfen“
Weber musste, wie manche seiner bischöflichen Mitbrüder, erleben, wie die nachkonziliare Erneuerung der Kirche durch weltkirchliche Entwicklungen gebremst wurde. Als er dann 1995 im Zuge der „Affäre Groer“ den Vorsitz in der Österreichischen Bischofskonferenz übernahm, initiierte er als Antwort auf das von mehr als 500.000 Personen unterzeichnete "Kirchenvolks-Begehren" den breit angelegten "Dialog für Österreich" – „gegen manchen Widerstand aus den eigenen Reihen und auch aus Rom“, so die damalige Vize-Präsidentin der KAÖ, Luitgard Derschmidt, in ihrer Würdigung Webers. „Mit dem Dialog ist es Bischof Weber gelungen, manche Spannungen und Konflikte zu entschärfen und Brücken zu schlagen, innerkirchlich wie auch in Richtung Politik und außerkirchliche Öffentlichkeit.“ Höhepunkt und Abschluss des „Dialogs für Österreich“ war die Delegiertenversammlung im Oktober 1998 in Salzburg. „Die von den 300 Delegierten abgegebenen Voten haben die Chance zu einer Reihe von Reformen geboten. Leider wurde viele Ansätze nicht oder nur teilweise genutzt“, so Derschmidt, „das lag aber sicher nicht an Bischof Weber“. Eine tatsächliche Frucht sei aber das 2003 veröffentlichte „Ökumenische Sozialwort“ der christlichen Kirchen in Österreich.
„Bischof Weber hat sich“, so Derschmidt weiter, „durch einen bescheidenen Lebensstil und große pastorale Leidenschaft und Klugheit ausgezeichnet. Er hat zugleich über eine große spirituelle Kraft verfügt, die jeder erleben konnte, der etwa an Einkehrtagen mit ihm teilnahm. Er war geistlich herausfordernd im besten Sinne.“