KJSÖ: Kirche muss sicherer werden
Die Kirche muss ein sicherer Ort für Kinder sein. Das hat Martin Hohl, Bundesvorsitzender der Katholischen Jungschar (KJSÖ), anlässlich des Münchner Missbrauchsgutachtens betont. In einem Gespräch mit Kathpress am 25. Jänner verwies er auf eine entsprechende Jungschar-Richtlinie für die Arbeit mit Kindern hin, die eine klare Vorgabe auch für alle ehrenamtlich in der kirchlichen Kinderorganisation darstelle. Das Thema Missbrauch und sexualisierte Gewalt erfordere volle Transparenz und "lückenlose Aufklärung", sagte Hohl. Er plädierte für strukturelle Weichenstellungen in der Kirche, die Machtmissbrauch verhindern. Opferschutz und nicht Schutz der Institution müsse Vorrang haben, so der KJSÖ-Vorsitzende.
Neben der Verpflichtung für alle Erwachsenen im Umfeld der Jungschar will die Organisation auch Mädchen und Buben in ihrer Persönlichkeitsentwicklung stärken, erklärte Hohl. In erster Linie stünden aber Erwachsene in der Verantwortung, deshalb werde seitens der Jungschar Kinderschutz auf allen Ebenen - seien es Pfarrgemeinde, Jungscharlager u.a. Veranstaltungen, Diözesan- und Bundesebene - zum Thema gemacht. "Jede Form der Demütigung, des Angst-Machens, des Klein-Haltens, des Ausnutzens von Abhängigkeitsverhältnissen und vor allem auch der Ausübung von psychischer, physischer oder sexualisierter Gewalt darf in keiner Form der Jungschararbeit geduldet werden", zitierte Hohl aus der Richtlinie.
Auch die Dreikönigsaktion - die entwicklungspolitische Hilfsorganisation der Jungschar - sei bei diesem Thema hellwach: Bei der Vernetzung mit Projektpartnern in Ländern des globalen Südens kommt laut Hohl eine "Child Protection Policy" zur Anwendung.
In Österreich seien nach kirchlichen Skandalen bereits in den 1990er-Jahren wichtige Maßnahmen erfolgt. Hohl erwähnte die Rahmenordnung der Österreichischen Bischofskonferenz "Die Wahrheit wird euch frei machen" aus dem Jahr 2010, die auch die Basis für die Jungschar-Richtlinie bilde. Verbesserungsbedarf sieht der Vorsitzende noch in der Priesterausbildung, wo die verpflichtende Auseinandersetzung mit Missbrauch fixer Bestandteil sein müsse.
"Es macht uns traurig, betroffen und wütend..."
Die jüngsten Debatten über Fehlleistungen kirchlicher Verantwortlicher im Umgang mit Missbrauch kommentierte Hohl mit: "Betroffenheit allein genügt nicht!" Es brauche strukturelle Vorkehrungen, die dem Vertrauensverlust in die Kirche insgesamt wirksam entgegenwirken. "Es macht uns traurig, betroffen und wütend zu sehen, dass es in unserer Kirche Personen gibt, die sich in den Dienst der Heilsbotschaft Jesu Christi gestellt haben, und ihre durch sakramentale Weihe oder pastorale Beauftragung ausgezeichnete Position dazu missbrauchen, Kindern und Jugendlichen Gewalt anzutun", lautet der erste Satz der auch im Internet zugänglichen Jungschar-Richtlinie. (KAP)
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(eo/25.1.2022)