Forum Beziehung, Ehe und Familie begrüßt "OutInChurch"
Das Forum Beziehung, Ehe und Familie der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ) begrüßt das medienöffentliche Outing von insgesamt 125 Menschen in Deutschland, die queer und katholisch sind, als "Schritt zu einer wohltuenden Transparenz". Es unterstütze das Manifest #OutInChurch - "für eine Kirche ohne Angst" und lade ein, seine Anliegen auf unterschiedliche Weise zu unterstützen, gab das Forum in einer Stellungnahme bekannt. "Alte Vorurteile und falsche Botschaften zu Sexualität müssen endlich aufgearbeitet werden und die neuen theologisch-wissenschaftlichen und humanwissenschaftlichen Erkenntnisse müssen akzeptiert werden", forderte die Forums-Vorsitzende Luitgard Derschmidt.
Die ehemalige KAÖ-Präsidentin plädierte für eine glaubwürdige und zeitgemäße Kirche. "Dieses Selbst-Outing verstehen wir als kraftvollen Schritt in Richtung einer fälligen Selbstreinigung." Denn es sei "unerträglich", wenn Menschen einzig und allein auf ihre geschlechtliche Neigung festgelegt würden und ihnen der Wert und die Würde der Kinder Gottes in ihrem "So-Sein" abgesprochen werde. "Niemand kann sich seine angeborenen Neigungen aussuchen", gab Derschmidt zu bedenken. Die Freiheit des Evangeliums vertrage sich nicht mit dem Versteckspiel, das die "zum Autoritären neigende Klerus-Kirche" lange genug gefördert habe. Homophobie und Duldung von Missbrauch seien die krassesten Seiten dieses "obsoleten Stils, den wir zugunsten einer realen spirituellen Freiheit hinter uns lassen müssen".
Unter #OutInChurch hatten am Montag insgesamt 125 Menschen in Deutschland, die queer und katholisch sind und die sich gegen Diskriminierung aller Menschen in der Kirche aussprechen, öffentlichkeitswirksam geoutet. Diese kamen in der ARD-Dokumentation "Wie Gott uns schuf" des Investigativ-Journalisten Hajo Seppelt, die am Montagabend ausgestrahlt wurde, zu Wort.
Regenbogenpastoral: "Für Klima der Angstfreiheit eintreten"
"Die Regenbogenpastoral Österreich begrüßt die Aktion #OutInChurch von queeren kirchlichen Mitarbeitenden in Deutschland, die für ein Klima der Angstfreiheit in der Kirche eintreten". Das hat deren Vorsitzender, Franz Harant, in einer Aussendung am Dienstagnachmittag betont. Er sei überzeugt, dass die Initiative eine befreiende Aktion für viele sei, "die sich als Teil der Kirche verstehen, die sie beruflich mitgestalten und prägen"- so wie jeder Coming-Out-Prozess auch einer Einzelperson Erleichterung bringe.
Es sei höchste Zeit, dass die römisch-katholische Kirche ihre Lehre zur Sexualität konstruktiv ändere, so Harant. "Die für die Regenbogenpastoral in der österreichischen Kirche Zuständigen hoffen, dass diese Aktion den anstehenden Prozess beschleunigt." Seitens der Kirchenleitung - auf allen Ebenen - sei die Wahrheit in den Blick zu nehmen, "mehr noch, den konkreten Menschen ist in die Augen zu schauen", so der Linzer Priester.
Solidaritätsbekundungen seitens KJÖ und kfbö
Die Katholische Jugend Österreich verweist auf ein bereits 2016 veröffentlichtes Positionspapier, in dem sie sich explizit für gleichgeschlechtliche Liebe ausspricht. "Wir respektieren und wertschätzen alle von gegenseitiger Liebe getragenen zwischenmenschlichen Partnerschaften, egal welchen Geschlechts, und halten diese für schützenswert", heißt es in dem Positionspapier. "Das muss selbstverständlich auch für die Mitarbeitenden der katholischen Kirche gelten", so KJÖ-Vorsitzender Tobias Kirschner in einer Stellungnahme, in der sich die KJÖ mit den Forderungen von "OutInChurch" solidarisch erklärt. Es sei "schade, dass eine Initiative wie OutInChurch im Jahr 2022 überhaupt noch notwendig ist", so Kirschner, "aber wir sind froh, dass es so viele mutige Menschen gibt, die sich trauen, zu sich selbst zu stehen". Die KJÖ wünsche sich eine Kirche, "in der alle diskriminierungsfrei glauben, leben und arbeiten können".
Auch die Katholische Frauenbewegung Österreichs stellt sich hinter die Initiative aus Deutschland. kfbö-Vorsitzende Angelika Ritter-Grepl fordert in einer Stellungnahme eine entsprechende Änderung des Dienstrechts für kirchliche Angestellte. Dies, so Ritter-Grepl, wäre ein wichtiger, konkreter Schritt.
Großes Medienecho
Das Medienecho auf die Aktion war groß. Rund 30 katholische Verbände und Organisationen bekundeten auf der Seite von "#OutInChurch" Solidarität - darunter das Präsidium des Zentralkomitees der deutschen Katholiken ZdK, die Katholische Frauengemeinschaft kfd und der Katholische Deutsche Frauenbund KDFB sowie der Bund der Deutschen Katholischen Jugend BDKJ.
Für die Deutsche Bischofskonferenz trat der Aachener Bischof Helmut Dieser vor die Presse - auch der einzige Bischof, der laut ARD zum Interview in der TV-Dokumentation bereit war. "Ich habe dazugelernt, ja, das kann ich ganz freimütig sagen", sagt er. In seinem Statement vom Montag bekräftigte er, dass niemand wegen seiner sexuellen Orientierung oder seiner geschlechtlichen Identität diskriminiert oder abgewertet oder kriminalisiert werden dürfe. Nach Ausstrahlung der Dokumentation hatten sich weitere deutsche Bischöfe geäußert und u.a. von "beeindruckenden Zeugnissen" gesprochen.
Es steht in der römisch-katholischen Kirche schon lange an, dass LGBTIQ*-Personen in ihrer Würde als Mensch voll anerkannt werden, hielt Harant fest. "Weil die sexuelle Orientierung und die geschlechtliche Identität Teil der Person ist, darf niemand diskriminiert werden. Das christliche Menschenbild sagt, dass alle Menschen von Gott unbedingt geliebt sind", so der Regenbogenpastoral-Leiter.
(jp/26.1.2022)