Menschenwürdig statt prekär
"Menschenwürdig statt prekär – Wertvoll arbeiten in Europa": unter diesem Motto trafen einander am 12 . - 13. Februar rund 45 Teilnehmer:innen zum "Europäischen Seminar der deutschsprachigen KAB-Bewegungen" - aufgrund der aktuellen Corona-Situation nicht wie geplant im deutschen Haltern am See, sondern digital. Die KABÖ war vertreten durch ihre Vorsitzende Anna Wall-Strasser, Generalsekretärin Gabriele Kienesberger, den steirischen KAB-Vorsitzenden Martin Hochegger und Heinz Mittermayr von der KAB Oberösterreich.
Neben dem Austausch bisher gemachter Erfahrungen und einem „Realitätscheck“ durch Expert:innen aus KAB (Katholischer Arbeitnehmer:innen-Bewegung Deutschland bzw. Österreich), KVW (Katholischer Verein der Werktätigen, Südtirol) und CAJ (Christliche Arbeiter:innen-Jugend Europa) sorgten Werner Nienhüser, Witschaftswissenschaftler und Professor für Arbeit, Personal und Organisation an der Universität Duisburg-Essen, und die Sabnie Plonz, Dozentin der Evangelisch-Theologische Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster als Referent:innen für die wissenschaftliche Expertise.
Corona-Pandemie als Verstärker
Die zentrale Frage, ob das Ausmaß prekärer Arbeit während der Pandemie zugenommen habe, mussten die Teilnehmer:innen eindeutig bejahen. Insbesondere diejenigen, die schon vorher am unteren Ende verdient haben und für ihren Lohn regelrecht schuften mussten, waren mit Ausbruch des Coronavirus die besonders Leidtragenden, die kaum vor einer möglichen Ansteckung geschützt wurden. Darüber hinaus haben die Zukunftsängste vor allem auch in den Branchen mit prekärer Arbeit weiter zugenommen.
Empowerment und klare Wertorientierung
„So muss beispielsweise die Gruppe der 24-Stunden-Betreuungskräfte in allen betrachteten Ländern unter besonders prekären Bedingungen arbeiten,“ erklärte Christoph Holbein-Munske, pädagogischer Mitarbeiter im KönzgenHaus sowie Moderator und Koordinator der Veranstaltung. „Der Pflegenotstand wird quasi auf ihrem Rücken ausgetragen. Hier sind wir als KAB gefragt: Durch gezieltes Empowerment müssen wir dafür sorgen, dass sich daran etwas ändert!“ Das bekräftigte auch Martin Hochegger, Vorsitzender dar KAB Steiermark, der sich in Graz für die Organisierung der 24-Stunden-Pfleger:innen einsetzt. Die Sozialethikerin Sabine Plonz machte ihre Forderung für diese Branche ganz deutlich: „Keine Gewinne in der Pflege!“ Mit der Care-Arbeit, dem Sorge-Handeln muss das menschliche Maß insgesamt ins Zentrum der Gesellschaft gerückt werden. Das sei verbunden mit einer radikalen Kritik der aktuellen neoliberalen Anti-Ethik, so Plonz.
Europaweites Netzwerk
Menschenunwürdige und prekäre Arbeit ist europaweit ein brennendes Thema. Umso wichtiger sei es, dass sich die europäischen KAB-Bewegungen diesbezüglich vernetzen und koordinieren, um es gemeinsam in den öffentlichen Fokus zu rücken und Verbesserungen zu erreichen. So beteiligen sich die Organisationen der Katholischen Arbeitnehmer:innen in allen deutschsprachichen Ländern an der Europäischen Bürgerinitiative für ein bedingungsloses Grundeinkommen https://www.ebi-grundeinkommen.de/. Im Workhop dazu informierte die Vorsitzende der KABÖ, Anna Wall-Strasser, auch über das diesbezügliche Volksbegehren und die Eintragungswoche vom 2.-9.5.2022 in Österreich.
Foto: Am Bildschirm Sabine Plonz, davor die Seminarverantwortlichen Christoph Holbein-Munske (pädagogischer Mitarbeiter im KönzgenHaus) und Norbert Jansen (Geschäftsführer des KönzgenHauses)
(eo/22.2.2022)