In Achtsamkeit neu den Frieden bauen
Der Beginn der Fastenzeit ist üblicherweise mit Heringschmaus, Fastenvorsätzen und Aschenkreuz gekennzeichnet. Angesichts der weltpolitischen und pandemischen Lage wirkt diese „Üblichkeit“ unzureichend. Auf Alkohol und Zigaretten, Süßes und Autofahrten zu verzichten, wird in diesem Jahr nicht ausreichen.
Die Verantwortlichen der Katholische Aktion Österreich (#kaoe) mit ihren Gliederungen und vielfältigen Gruppen in ganz Österreich laden ein, in besonderer Weise heuer dem Geheimnis der Auferstehung Jesu, die zu Ostern gefeiert wird, auf die Spur zu kommen, sie alltäglich zu machen. Diese Einladung richtet sich genauso an alle Menschen guten Willens, denen Gerechtigkeit, Fairness, Gewaltfreiheit und ein gutes Leben aller am Herzen liegen, gerade in der Zeit der vielfachen Bedrohungen. Umgekehrt wollen wir dort mitmachen, wo das ebenfalls angestrebt wird. Um der Auferstehung, der Auferweckung, dem Aufrichten zu helfen und in diese Spur zu kommen, wird es heuer das Einüben in eine große Behutsamkeit und Geduld brauchen. Konkret heißt das beispielsweise, mehr denn je auf verletzende Worte, auf Kränkungen zu verzichten und Machtmissbrauch zu verhindern. Das können und werden in Folge jene Bausteine sein, um einen echten Frieden zu ermöglichen.
Bis Ostern sind konkret 40 Tage Zeit, das „Liebe Gott, liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ neu zu üben. Gerade dieses nachhaltige und geduldige Einüben bringt das allseits gängige Bild, dass alles im Internet bestellt, mit einem einzigen klugen Satz oder einem Wisch über das Handy gelöst werden kann, ins Wanken. Leg das Handy weg und gehe auf einen konkreten Menschen zu, ist die besondere Einladung für die Fastenzeit 2022.
Am Frieden bauen heißt Arbeit, Ausdauer und Mut, die es täglich neu zu tun gilt. Gerade das Fastensuppenessen der Katholischen Frauenbewegung österreichweit vom Bodensee bis zum Neusiedlersee unter dem Slogan „Gemeinsam für eine Zukunft miteinander füreinander“ ab diesem Aschermittwoch ist eine gute Gelegenheit, sich einzuklinken und neu mitzumachen. Genauso können Gruppentreffen, Aktionen und Initiativen in der Fastenzeit in diese Richtung gestaltet werden. Aktive Unterstützung der Ukraine-Hilfe über verschiedene Hilfsorganisationen ist ein Gebot der Stunde.
Stille und Achtsamkeit
Auch wenn es Katholische Aktion heißt, dürfen wir nicht vergessen, dass das Heilige auch ein Ereignis der Stille ist. Es lässt uns lauschen. Eine neue Art von glücklicher Genügsamkeit tritt in unser Leben. Die gängige Hyperkommunikation, der Kommunikationslärm entweiht die Welt in gewisser Weise. Kaum wer lauscht, weil jede und jeder sich selber produzieren will und muss. Die Stille produziert nichts. Die Stille schärft die Aufmerksamkeit wie das aktive Hinhören. Dieses Hinhören und die Stille sind nie unterdrückend, sondern erhöhend, aufrichtend, erweckend, ins volle Leben führend. Stille und Hinhören schenken. Lauschen, in den Frieden hineinlauschen, ist eine zutiefst spirituelle Haltung. Deshalb heißt es, „Actio und Contemplatio“ neu zu verbinden in einer neuen Achtsamkeit Richtung Frieden. Die Fastenzeit 2022 könnte so eine echte Zeitenwende in sich tragen.
(jp/1.3.2022)