"Die Überzeugung, dass wir das schaffen können, gibt mir Kraft"
Der Krieg in der Ukraine hat den Berufsalltag der Vizepräsidentin der #kaoe, Katharina Renner, verändert. "Der Krieg in der Ukraine macht Millionen Menschen zu Vertriebenen im eigenen Land. Viele flüchten in Nachbarländer und von dort weiter, auch nach Österreich. Eine so große Menge an Menschen in so kurzer Zeit zu versorgen, ist eine große Herausforderung. Dazu kommt, dass diese Menschen völlig überrumpelt sind, dass sie vor zwei Monaten noch ein Leben wie wir führten. Sie sind, wie alle Flüchtlinge, traumatisiert, voller Trauer und Angst, und verunsichert.
Ich und mein Team, wir kümmern uns darum, dass die Menschen gut ankommen können. Momentan ist die Wohnraumsuche das dringlichste. Viele Pfarren haben Wohnungen, kleine Zimmer oder gut ausgestattete Pfarrsäle. Wir vermitteln Geflüchtete dorthin.
Außerdem bauen wir gerade gratis Kleiderausgaben auf, haben Lager für Spenden angemietet, unterstützen Pfarren, die einen kostenlosen Mittagstisch anbieten, wir sammeln Lebensmittel, wir beraten diejenigen, die sich ehrenamtlich um Ukrainer*innen kümmern oder verweisen sie an geeignete Stellen. Denn es ist klar: beim Ankommen braucht es viel Hilfe, und je kleinräumiger, dezentraler und persönlicher dies organisiert ist, desto leichter fällt es allen."
Freude
"Vieles macht gerade Freude: die vielen Menschen, die sich in ihrer Freizeit engagieren. Die Firmen, die unkompliziert unterstützen, wenn wir sagen, es geht um die Ukraine. Das Zusammenspiel aller Sozialorganisationen. Und immer wieder die Pfarren, die sich so einsetzen."
Schwere Schicksale
"Diese Zeit ist emotional sehr herausfordernd. Eine Mutter ist im Gespräch weinend zusammengebrochen, getröstet von ihrer erwachsenen Tochter. Die hat dann erzählt, sie sind 2014 schon aus der Ostukraine nach Kiew geflohen, das war so schwer für die autistische Tochter im Teenageralter. Und jetzt noch einmal auf der Flucht. Sie kann einfach nicht mehr, weinte die Mutter."
Das gibt mir Kraft
"Die Überzeugung, dass wir das schaffen können, gibt mir Kraft. Wir haben die Möglichkeit, so viele Menschen gut aufzunehmen. Wir sind ein reiches Land mit so vielen hilfsbereiten Menschen. Wer wenn nicht wir in Mitteleuropa könnte so etwas stemmen?"
Katharina Renner ist bei der PfarrCaritas der Caritas der Erzdiözese Wien tätig und leitet dort das Team Ukra22, das geflüchtete Ukrainer*innen unterstützt.
(ps/4.4.2022)