Katholisches Forum Südtirol zeichnet Künstlerpaar aus
Der gemeinsam vom Katholischen Forum Südtirol und von der Consulta diocesana delle Aggregazioni laicali gestiftete Bischof-Dr.-Joseph-Gargitter-Preis 2022 wird an das Künstler-Ehepaar Lois Anvidalfarei und Roberta Dapunt vergeben. Die feierliche Verleihung findet am 21. Mai im Beisein des Südtiroler Bischofs Ivo Muser im Museion in Bozen statt. Das Katholische Forum Südtirol ist Mitglied der Katholischen Aktion Österreichs.
Der vom Forum der Katholischen Verbände Südtirols und von der Consulta diocesana delle Aggregazioni laicali im Jahr 1998 ins Leben gerufene und mit 5000 Euro dotierte Gargitter-Preis, mit welchem das Wirken des großen Oberhirten gewürdigt und an seinen langjährigen Einsatz für ein friedliches Zusammenleben und soziale Gerechtigkeit in unserem Land erinnert werden soll, wird in jedem dritten Jahr an Persönlichkeiten oder Gruppen verliehen, die sich in außerordentlicher Weise für den Frieden, die soziale Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung eingesetzt haben und einsetzen.
Die vom Forum und der Consulta beauftragte Jury unter der Leitung von Florian Kronbichler hat nach sorgfältiger Prüfung der eingegangenen Vorschläge beschlossen, den diesjährigen Preis dem Künstler-Ehepaar Lois Anvidalfarei und Roberta Dapunt zuzuerkennen. „Lois Anvidalfarei ist Bildhauer, er modelliert und malt. Roberta Dapunt schreibt. Sie veröffentlicht in renommierten Verlagen, mehrheitlich auf Italienisch. Nur die Kunst-Gattung unterscheidet die beiden. Die Botschaft ihrer Kunst ist die gleiche: Lois gleich wie Roberta geht es um den Mensch in seiner Ganzheit, seinen Halt im Leben wie seinen Verletzlichkeiten. In beiden stets präsent ist die Begegnung mit dem Feld des Glaubens“, so die Jury in ihrer Begründung.
Lois Anvidalfarei und Roberta Dapunt sind somit nach Giancarlo Bertagnolli (1998), Alcide Berloffa (2001), Christine Baumgartner (2004), Hansjörg Kucera (2007), Josef Stricker (2010), Haus der Solidarität Luis Lintner und Comboni Missionare (2013), Giovanni Salghetti Drioli (2016) und dem Projekt Straßenzeitung ZEBRA (2019) die neunten Bischof- Joseph-Gargitter-Preisträger.
Die Begründung der Jury im Wortlaut:
„Mit der Verleihung des Preises an das Ehepaar Anvidalfarei-Dapunt hat die Jury auf mehrerlei Weise einen neuen Weg beschritten. Zum ersten Mal wird ein Paar ausgezeichnet. Zum ersten Mal wird zu den ehrungswürdigen Leistungen auf sozialem und politischem Gebiet, wie bisher geschehen, jene auf dem Feld der Kunst hinzugefügt. Und ebenfalls zum ersten Mal geht die Auszeichnung im Namen von Bischof Gargitter, dem das friedliche Zusammenleben der Sprachgruppen im Land stets ein großes Anliegen war, an Ladiner, und das gleich im Paar.
Lois Anvidalfarei, Jahrgang 1962, und Roberta Dapunt, 1970, beide geboren und (nach der für Kunstschaffende üblichen Weltwanderzeit) wieder wohnhaft in Abtei, bilden über alle menschlichen Bindungen hinweg eine künstlerische Einheit, wie sie so selten zu finden sein dürfte. Lois ist Bildhauer, er modelliert und malt. Roberta schreibt. Sie veröffentlicht in renommierten Verlagen, mehrheitlich auf Italienisch. Nur die Kunst-Gattung unterscheidet die beiden. Die Botschaft ihrer Kunst ist die gleiche: Lois gleich wie Roberta geht es um den Mensch in seiner Ganzheit, seinen Halt im Leben wie seinen Verletzlichkeiten. In beiden stets präsent ist die Begegnung mit dem Feld des Glaubens. Bei ihrer unstrittig überregionalen, ja internationalen Bekanntheit haben die beiden immer auch ihre Erdung im heimatlichen Ladinien bewahrt. Sie sind Weltbürger geworden und Bergbauern geblieben. Auch dieser Anspruch: Heimat bewahren und der Welt sich öffnen, darf als einem gargitterischen Geist entsprechend empfunden werden.
Beide, Roberta als Schriftstellerin und Dichterin, Lois als Bildhauer und Zeichner, setzen die Leiblichkeit des Menschen in den Mittelpunkt ihrer Aussage. Immer gegenwärtig und nur einem oberflächlichen Betrachter oder Leser nicht erschließbar ist die zutiefst christliche Grundhaltung. Loisns bronzene Nacktheiten schreien förmlich nach Leiblichkeit und mögen manches fromme Gemüt damit verstören. Sie sind aber so wie Robertas Gedichte auch immer eine Auseinandersetzung mit Mensch-, also Fleischwerdung. Gott selbst ist Fleisch geworden. Der Preis an das Künstlerpaar sei deshalb auch verstanden als Ermutigung an die Kirche, Abschied zu nehmen von der alten Leibfeindlichkeit. Die Kunst von Lois Anvidalfarei und Roberta Dapunt will nicht nur gefallen. Sie fordert heraus. Künstlerinnen und Künstler beweisen oft ein besonders sicheres Gespür für das, was Segen und Nöte der Zeit sind. „Die Zeichen der Zeit erkennen!“ war eine Lieblingsformel von Bischof Joseph Gargitter. Die Preis-Jury ließ sich in ihrer Entscheidung von diesem Aufruf leiten.“
Bozen, 8. April 2022
Die Jury: Florian Kronbichler (Präsident), Sr. Klara Rieder, Marisa Dallago, Paola Carbajal, Rosmarie Crazzolara, Rosario Celi, Karl Leiter
(eo/20.4.2022)