Sozial gestalteter Mitweltgerechtigkeit zum Durchbruch verhelfen
Das Weltwirtschaftsforum #WEF in Davos hat zum ersten Mal nach zwei Jahren wieder seine Tore geöffnet. Es wird in den Analysen und in den Beratungen um Sichtweisen auf die globale Entwicklung und um Zukunftsbilder gehen. „Nicht zurück, sondern vorwärts in eine sozial gestaltete Mitweltgerechtigkeit muss der Weg gehen“, hält das das KAÖ-Präsident:innenteam Ferdinand Kaineder, Katharina Renner und Brigitte Knell fest.
Eine vierfache Krisenerscheinung steht im Raum: die Covid-Pandemie, der Krieg in der Ukraine, der immer sichtbarer werdende Klimawandel mit seinen konkreten Auswirkungen und die Zunahme des Überreichtums mit den Folgen der immer breiter werdenden Ungleichheit, in einzelnen Ländern wie global. Die Enzyklika „Laudato Si“ von Papst Franziskus aus dem Jahr 2015 sehen wir als eine wesentliche Orientierung. Selbst ganz konkrete Handlungsempfehlungen aus ihr heraus drängen sich von Jahr zu Jahr immer konkreter auf. Es geht darum, die Welt und damit die Ökonomie entlang des sozial-ökologisch-spirituellen Welt- und Menschenbildes zu entwickeln und aus einer verengten technokratischen Sichtweise herauszuführen, hinein in eine mitweltgerechte und sozial gestaltete Weltordnung.
Mitweltgerechtigkeit meint, dass wir als Menschen alle Geschöpfe und Lebewesen als „Mitwelt erleben und dementsprechend achtsam und mit Respekt dem Leben gegenüber in all seiner Vielfalt begegnen. Der Mensch ist nicht herausgehoben, sondern hineinverwoben in das globale Netz des Lebens. Alles ist mit allem verbunden, ist eine zentrale Aussage von „Laudato Si“. Wer das nicht sieht, bedroht die Lebensgrundlagen. Wer das sieht, wird als Gärtner oder Gärtnerin des Lebens agieren.
Überreichtum abbauen
Gerade in sozialpolitischer Hinsicht braucht es mehr ausgleichende Gerechtigkeit der uns zur Verfügung stehenden Ressourcen. Die, die viel haben, müssen mehr abgeben und beitragen zum Gemeinwohl. Das heißt ganz konkret, dass international tätige Konzerne wesentlich mehr besteuert werden müssen als bisher. Das sehen wir als Gebot der Stunde. Überreichtum muss abgebaut werden zugunsten „der Vielen“. Es ist viel zu tun, wenn man den Oxfam-Bericht, der in Davos präsentiert wurde, ernst nimmt: Weltweit ist mehr als eine Viertelmilliarde Menschen von Armut gefährdet und wird in diesem Jahr in extreme Armut, in Elend abzurutschen. Das verträgt sich mit den aufrichtenden, hereinnehmenden und damit heilenden Handlungen Jesu nicht.
Kein Vorwand für Erhalt des Status quo
Dazu kommt, dass Krisen wieder vermehrt als Vorwand genutzt werden, um den Status quo zu erhalten. Atomkraft, Ausbau der Rüstungsindustrie, Ausbau des Fracking, Industrialisierung der Landwirtschaft kehren über komplexes Lobbying wieder vermehrt zurück. Es ist zu befürchten, dass es demnächst wieder heißen wird: Gürtel enger schnallen. Gerade Davos bietet die Möglichkeit, gegen dieses „Zurück in die fossile und atomare Welt“ anzutreten. Gerade die Krisen dürfen nicht zum Anlass genommen werden, die unsägliche Umverteilung von unten nach oben weiterzuführen. Es braucht vielmehr eine besondere Ernsthaftigkeit im Sinne des sozialen und mitgerechten Wirtschaftens darin, eine „dringend nötige Zeit und Periode massiver Umverteilung von oben nach unten zu starten“.
(jp/23.5.2022)