Synodaler Prozess: KA Kärnten zieht Zwischenbilanz
Der von Papst Franziskus weltweit angestoßene "Synodale Prozess" der katholischen Kirche ist in seiner ersten, diözesanen Phase weitgehend abgeschlossen. So auch in Kärnten, wo die Diözese Gurk-Klagenfurt über verschiedene Formate Konsultationen durchgeführt und dabei knapp 2.000 Rückmeldungen eingeholt hat. Bereits vor der offiziellen Bekanntgabe und Diskussion der Ergebnisse am 2. Juni im Klagenfurter Diözesanhaus hat die Katholische Aktion Kärnten am Wochenende vom 21. - 22. Mai im Stift Ossiach ihre Erfahrungen und Berichte präsentiert. Das geht aus einer Aussendung vom 25. Mai und einem Beitrag in der dieswöchigen Kirchenzeitung "Kärntner Sonntag" hervor. Interpretiert wurden die Ergebnisse dabei vom Wiener Pastoraltheologen Paul Zulehner.
"Der Synodale Prozess ist kein Weg, um Strukturen zu ändern, sondern ein Identifikationsprozess", befand KA-Kärnten-Präsidentin Iris Straßer bei der Veranstaltung. Der Blick auf die eingeholten Meinungen, Beobachtungen und Wünsche sehe sie als ein "Innehalten auf einer Lichtung, um nachzudenken, weiterzugehen". Befragt worden waren Gläubige, Priester, haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, jedoch auch der Kirche vollkommen fernstehende Menschen. Die KA hatte sich mit Austauschtreffen, "Werkstattgesprächen" und Dialogforen sowie einem eigenen Fragebogen in diese Etappe der Vorbereitung der im Herbst 2023 angesetzten Weltsynode in Rom eingebracht und dabei mehrere hundert Menschen erreicht, die Hälfte von diesen unter 30 Jahre alt.
In den Rückmeldungen zeige sich der Wunsch nach einem "klaren Fokus auf beeinflussbare Themen, wie: die Kirche lebendiger gestalten, Fokussierung auf die Kernbotschaften, Jugendthemen wie auch Gleichberechtigung und Toleranz gegenüber allen Menschen", berichtet KA-Geschäftsführer Michael Hallegger. Offen kommuniziert worden seien auch die "heißen Eisen", wie etwa die Weihe von Frauen, das Zölibat, die kirchliche Sichtweise zu (Homo)Sexualität, "jedoch auch die Unglaubwürdigkeit der Botschaft angesichts von Kirchenskandalen", hieß es. KA-Vizepräsident Rudolf Likar sah die Notwendigkeit für eine "nachhaltige und zukunftsorientierte" Kirche, "konkrete Veränderungen" vorzunehmen.
Wieder neu Kirche lernen
Die Kirche müsse in der heutigen demokratischen Kultur "ihre neue Gestalt finden", plädierte der Pastoraltheologe Zulehner für ständige Erneuerung. Problematisch sei, dass Menschen heute in der Kirche - der "Jesus-Bewegung" - wesentlich weniger Entscheidungsmacht und Selbstorganisation fänden als in der Alltagswelt. Eine "theologisch verantwortbare Demokratisierung" sei notwendig, um Entwicklungen zu einem "kulturellen Martyrium, Rückzug aus dem kirchlichen Raum oder innerer Kündigung" entgegenzuwirken, forderte der emeritierte Wiener Theologieprofessor. Auch für Zulehner ist Synodalität keine vom Papst verordnete Strukturreform, sondern vielmehr der Auftrag , "wieder neu Kirche" zu "lernen".
Vor allem eine neue Orientierung am "Ursprung" und eine Überwindung der "Gotteskrise" legte Zulehner der Kirche ans Herz. "Jesus löste eine Bewegung aus zur Neugestaltung der Welt." Kirche sei "für die Welt" und habe nicht den Auftrag, auf den jenseitigen Himmel zu verweisen, "sondern sich in der Gegenwart für einen Himmel auf Erden einzusetzen". Als "Himmel" sei das Reich Gottes zu verstehen, in dem Grundsätze wie Wahrheit, Leben, Gerechtigkeit, Liebe und Frieden herrschten. Um Jesus nachzufolgen, müssten Christen "randvoll mit diesem Gott, der eine Leidenschaft für den Menschen hat" sein. Wo Kirche sei, müsse Leben aufkommen. Als "krank" bezeichnete Zulehner hingegen eine "Kirche, die sich nur um sich selbst dreht".
Quelle: kathpress
(eo/25.5.2022)