Diözesane Initiative für Geflüchtete erzählt Friedens-Geschichten
Ihren Einsatz für Geflüchtete, Menschen auf der Flucht, für Asylwerbende und Schutzsuchende stellt die Katholische Kirche in Oberösterreich besonders zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni 2022 in den Mittelpunkt. Hier bewusst hinzusehen und entsprechend zu handeln, ist für die diözesane Initiative für Geflüchtete gemeinsam mit Bischof Manfred Scheuer Gebot der Stunde und bleibende Verpflichtung. Friedens-Geschichten, die das Miteinander von Geflüchteten und Menschen in Österreich erzählen, werden auf www.dioezese-linz.at/miteinander-fuer-den-frieden sichtbar gemacht.
Integration und konkrete Hilfe
Der Pastoralrat der Diözese Linz und die Katholische Aktion Oberösterreich setzen sich gemeinsam mit der Caritas OÖ sowie weiteren gesellschaftlichen Gruppen seit 2020 für die Aufnahme einer überschaubaren Zahl von anerkannten Geflüchteten aus den Griechischen Lagern sowie aus den Lagern an den EU-Außengrenzen und für Geflüchtete aus der Ukraine ein. Mehr als 75 oberösterreichische Pfarren haben sich in diesem Sinn bereit erklärt, konkrete Unterstützung bei der Hilfe und Integration dieser Menschen zu leisten.
Um dem Thema Flucht die gebührende Aufmerksamkeit mitten im kirchlichen Alltag zukommen zu lassen, wurde eine diözesane Initiative für die Aufnahme von Geflüchteten ins Leben gerufen, die dabei Wichtiges zusammenträgt, Hilfe koordiniert und Akzente setzt. Inhaltlich getragen wird diese pfarrliche und diözesane Initiative von Gabriele Eder-Cakl, Direktorin des Pastoralamtes
Maria Hasibeder, KA-Präsidentin, Carlo Neuhuber, Regionaldiakon
Wilfried Scheidl, Leiter der RegionalCaritas, Stefan Schlager, Leiter Theologische Erwachsenenbildung und Weltreligionen / Sachgebiet Migration im Pastoralamt, Michaela Wagner, Katholisches Bildungswerk OÖ, und Monika Weilguni, leitende Seelsorgerin Pfarre Linz-St. Konrad, ehrenamtlich engagiert im Bereich Flucht & Asyl.
In der Zwischenzeit gibt es auch eine Vernetzung auf Österreich-Ebene, wo immer wieder das Gespräch mit den politischen Verantwortungsträger:innen gesucht wird, um etwa auf Grundlage eines Resettlements eine geordnete Übernahme von Flüchtlingen zu ermöglichen.
Miteinander für den Frieden
Anlässlich des Weltflüchtlingstages am 20. Juni 2022 sind auf www.dioezese-linz.at/miteinander-fuer-den-frieden positive Berichte über das gemeinsame Zusammenleben zu lesen, in denen ehemalige Flüchtlinge bzw. Asylwerber:innen und in der Flüchtlingsarbeit engagierte Österreicher:innen zu Wort kommen.
Zusätzlich soll verstärkt darauf aufmerksam gemacht werden, dass die ungleiche Behandlung von Geflüchteten bzw. das „Auseinander-Dividieren“ der Geflüchteten in vermeintlich „gute“ und „weniger gute“ Flüchtlinge, in „Vertriebene“ und „Flüchtlinge“, in „Nachbarn“ und „Fremde“, in Männer einerseits und Frauen mit Kindern andererseits fragwürdig und gesellschaftlich hochproblematisch ist – da die Erfahrung, fliehen zu müssen und dabei die eigene Heimat zu verlassen, alle davon Betroffenen in gleicher Weise verbindet. Der Krieg und seine Folgen ist für einen afghanischen Mann, der davor flieht, genauso existenzbedrohend wie der Krieg und seine Folgen, vor der eine ukrainische Frau flieht. Jeder Mensch verdient den gleichen Respekt.
Friedensgeschichten
Bischof Manfred Scheuer: „Vom Evangelium her gilt es die Ängste und Hoffnungen aller Betroffenen in den Blick zu nehmen, und vorrangig von jenen her zu denken, um die es am schlechtesten bestellt ist. Die Kirche kann mit der Botschaft des Evangeliums eine Richtschnur geben, um eine gerechtere Gesellschaft zu bauen. Es braucht dabei die gute Verbindung von Empathie, Solidarität und Sachlichkeit, von Bewusstseinsarbeit und Bürokratie. Es geht darum, den Schicksalen der Asylwerber:innen und Flüchtlinge einen Namen bzw. ein Gesicht zu geben. Die Erzählung von konkreten Geschichten über Flucht und Integration kann davor bewahren, fremde Personen und auch fremde Kulturen nicht auf Stereotypen zu reduzieren.“
Caritas-Direktor Franz Kehrer: „Der Krieg in der Ukraine hat die Flüchtlingsproblematik aktuell wieder in die Schlagzeilen gebracht. Dabei galten laut aktuellsten Daten von UNHCR Ende 2020 bereits über 82 Millionen Menschen weltweit als vertrieben. Ungefähr die Hälfte aller Vertriebenen sind Kinder. Solange Krieg herrscht, solange Menschen in ihren Herkunftsländern keinen Schutz und keine Perspektive finden, so lange werden sich Menschen auf den Weg machen, auch nach Europa, auch nach Österreich. Wir müssen uns gemeinsam dafür einsetzen, dass alle Menschen weltweit in Frieden und in Würde leben – und auch zusammenleben – können.“
Abdulrahman Ali: „Damaskus, dort war ich bis zu meinem 14. Lebensjahr mit meiner Familie zu Hause. Meine Eltern (Kurden) hatten ein Doppelhaus, zwei kleine Lebensmittelgeschäfte und eine Schulbuslinie. Alles mussten wir zurücklassen, als wir vor dem Regime flüchteten. 2015 glücklich in Österreich gelandet, fanden wir Unterschlupf in Steinbach an der Steyr, das heute zu unserer Heimat geworden ist.“ Carlo Neuhuber: „Abdul und seine Familie sind mir buchstäblich ans Herz gewachsen. Unzählige Gespräche, gemeinsame Behördengänge, Arztbesuche, gemeinsames Arbeiten, gemeinsam Feste feiern und vor allem das regelmäßige ‚Volleyballern‘ hat uns Freunde werden lassen. Was mich an Abdul besonders freut, ist seine Hilfsbereitschaft.“
Landtagspräsident Max Hiegelsberger: „Der gute und bis heute bestehende Kontakt mit der Familie Mohammadi begann mit der Suche nach einem Helfer für unseren Schweinezuchtbetrieb. Seine Geschichte führte ihn nach der Flucht mit den Eltern aus Afghanistan in den Iran. Die dortigen Anfeindungen und Repressalien aufgrund der Religion führten zur erneuten Flucht, dieses Mal nach Österreich. Es kam zu einem persönlichen Kennenlernen, und von Beginn an war die gegenseitige Sympathie groß. Den Vorschlag, bei uns am Hof eine Beschäftigung aufzunehmen, nahm Herr Mohammadi sofort an. Und so entwickelte sich Rasul zu einer wichtigen Hilfe auf unserem Betrieb. Die Familie Mohammadi ist für mich ein tolles Beispiel für gelungene Integration. Damit Integration gelingen kann, braucht es den Willen der Ankommenden, die neuen Möglichkeiten im Zusammenleben und der Kultur als Chance wahrzunehmen, und unsere Bereitschaft, Chancen zu eröffnen!“
Anna Milena Mahler und Kamiran Rashid: „Das Bedürfnis nach Frieden liegt im Naturell eines jeden Menschen. Wir setzen uns miteinander für den Frieden ein, weil wir durch unsere Arbeit als Sozialarbeiter:innen direkten Kontakt zu geflüchteten Menschen haben. Für uns ist es eine Selbstverständlichkeit diesen Menschen mit bedingungsloser Hilfsbereitschaft, Empathie und Solidarität zu begegnen – transkulturell und transkonfessionell – für ein friedliches Miteinander.“
Foto: Gemeinsamer Einsatz für den Frieden - Bischof Dr. Manfred Scheuer mit Geflüchteten aus der Ukraine, Afghanistan, Syrien und Mitglieder der Initiative für Geflüchtete der Katholischen Kirche in OÖ - v.l.n.r.: Inna und Yana aus der Ukraine, Monika Weilguni (Initiative für Geflüchtete), Michaela Wagner (Initiative für Geflüchtete), Jihan Mohammadi aus Syrien, Stefan Schlager (Initiative für Geflüchtete), Pastoralamtsdirektorin Gabriele Eder-Cakl, Bischof Manfred Scheuer, Maria Hasibeder (Initiative für Geflüchtete), Carlo Neuhuber (Initiative für Geflüchtete), seine Frau Gerlinde Neuhuber und Abdulrahman Ali aus Syrien
(eo, 15.6.2022)