Katholische Aktion präsentierte Dossier "Arbeit und Soziale Fairness"
Grundwerte wie Gemeinsamkeit und Zusammenhalt will die Katholische Aktion Österreich (KAÖ) auch in der Arbeitswelt stärken - mit einem Dossier zum Thema "Arbeit und soziale Fairness", das am Dienstag in Linz präsentiert worden ist. Mit einer insgesamt fünfteiligen Reihe, deren erstes Heft das nun vorliegende Dossier darstellt, will die wichtigste katholische Laienorganisation des Landes "eine aktive Rolle annehmen", sei es doch Aufgabe der Kirche, "mit der Taschenlampe auf herausfordernde Situationen zu leuchten, die oft verborgen bleiben", formulierte KAÖ-Präsident Ferdinand Kaineder bei der Vorstellung in der früheren Linzer Tabakfabrik. Dabei brauche es den Einsatz für "faire Löhne und ein Grundeinkommen für alle".
Die neue Reihe greift inhaltlich jene Themen auf, die im Vorjahr für die KAÖ der Wiener Pastoraltheologe Prof. Paul Zulehner in einer Befragung, wofür sich die Kirche einsetzen soll, ermittelt hat. Die gesamte Kompetenz der KA werde auf diese Weise "gebündelt, neu zusammengefasst, als Diskussionsgrundlage für Kirche und Gesellschaft aufbereitet und griffig zur Verfügung gestellt", fasste KAÖ-Vizepräsidentin Brigitte Knell das dahinterstehende Anliegen zusammen. Alle fünf Themenhefte folgen dem methodischen Dreischritt "Sehen - Urteilen - Handeln".
Laut Anna Wall-Strasser, Bundesvorsitzende der Katholischen ArbeitnehmerInnen-Bewegung Österreichs (KABÖ), geht es vor allem um die Frage, unter welchen Bedingungen Menschen ihre Existenz sichern. "Es gibt eine Grundtendenz, die unter dem Stichwort 'Prekarisierung' zusammengefasst werden muss." Dazu gehörten Scheinselbstständigkeit ebenso wie die vielen Ein-Personen-Unternehmen. "Es ist auch ein volkswirtschaftliches Thema, wie Menschen hier unter Druck geraten", unterstrich die KAB-Bundesvorsitzende.
Beim Thema "Arbeit und soziale Fairness" gehe es um soziale Teilhabe und darum, ob alle Menschen die Möglichkeit dazu haben. "Sehe ich mehr als mich und meine Familie? Das ist ein politisches Thema. Das ist aber auch eine große Frage an uns alle", betonte Wall-Strasser. Sie forderte "gleiche Würde für alle" und ausreichend Unterstützungsangebote dafür.
Menschenwürdiges Auskommen
KABÖ-Bundesseelsorger Karl Immervoll äußerte sich besorgt über das "Auseinanderklaffen in der Arbeitswelt": Einerseits sei Fachkräftemangel die Realität, zugleich hätten jedoch behinderte und chronisch kranke Menschen keinen Zugang zum Arbeitsmarkt oder würden überfordert. Oft seien Menschen in Österreich nicht erwerbsarbeitslos, aber von Armut betroffen, berichtete Immervoll. Ein "menschenwürdiges Ein- und Auskommen am österreichischen Arbeitsmarkt" sei nötig. In Zeiten zunehmender Digitalisierung sei jedoch bereits die Aufgabe schwierig, möglichst alle Menschengruppen wahrzunehmen.
Kirchliche Arbeitslosenstiftung "B7"
Am Gelände der früheren Linzer Tabakfabrik ist heute auch das "B7 Fahrradzentrum" der Bischöflichen Arbeitslosenstiftung der Diözese Linz beheimatet. Das Erfolgsprojekt für "Arbeit und Leben" wurde 1984 von Diözesanmitarbeitenden als Arbeitsloseninitiative in der Bischofstraße 7 gegründet, um arbeitssuchenden Jugendlichen einen Raum für Orientierung und Arbeit zu bieten. Seither ist der Verein gewachsen und wird als unabhängige, gemeinnützige Institution geführt. Heute sei das "B7" eine Form "Window of opportunity", Fenster und Möglichkeiten zu öffnen, sowie "den Gestaltungsspielraum wieder aufzumachen", betonte Geschäftsführerin Ulrike Würzburger bei dem Pressetermin.
Martina Mayrhofer, Leiterin des sozioökonomischen Betriebs "Dienstleistungsagentur", erzählte von den Herausforderungen, behinderte Frauen zu fairer Bezahlung ins Arbeitsleben und in den Arbeitsmarkt zu bringen. In einem Jugendprojekt würden besonders junge Frauen gestärkt.
Initiative für "digitalen Humanismus"
Tabakfabrik-Direktor Chris Müller betonte: "Ich war 20 Jahre im Prekariat. Das Beste aus meiner Zeit als Künstler ist, dass ich heute schuldenfrei bin." Müller macht sich mit dem Wilheringer Abt Reinhold Dessl für "Digitalen Humanismus" stark. "Wir brauchen Menschen, die ethische Programmierungen vornehmen", betonte der Experte und kündigte eine Veranstaltung zum Thema "Von Menschen und Pflichten in Zeiten des Digitalen" von 23. bis 25. September im Zisterzienserstift Wilhering an. Geplant ist ein Vortrag von Univ.-Prof. Johannes Huber und eine Expedition mit 33 geladenen Gästen und Forschenden aus dem Bereich der zentralen Fragen des digitalen Humanismus, wissenschaftlich begleitet von "FASresearch". Am Abend gibt es dazu Vorträge, zu der auch die Öffentlichkeit geladen ist. Am Sonntag folgt ein abschließender Gottesdienst mit einer Präsentation der Themen.
Zwei weitere Themenhefte - "Schöpfungsverantwortung und Mitweltgerechtigkeit" sowie "Weg zum Frieden" werden am 30. Juni präsentiert: Gaderob 137 - Abgabestelle für Sachspenden für geflüchtete Menschen, Landstraßer Hauptstraße 137, 1030 Wien, 11:15 Uhr.
(jp/28.6.2022)