Auf den Spuren der Heiligen Klara von Assisi
Eine Reise "Auf den Spuren der Heiligen Klara" von Assisi anlässlich ihres Geburtstages (16. Juli 1194) haben am 15. Juli rund 200 Frauen aus allen österreichischen Diözesen gemeinsam mit zwei geistlichen Assistent:innen angetreten. Die von der Katholischen Frauenbewegung Österreichs (kfbö) organisierte Reise setzt die Tradition der kfb-Studienreisen fort, die Lebensorte von Heiligen aus Frauenperspektive erkunden. Die Reise sei eine "lustvolle Pilgerreise, bei der wir uns in einer spirituellen Gemeinschaft aufmachen, unsere Gottesbeziehung zu vertiefen, uns selbst Raum geben und in der Frauengemeinschaft dazu Unterstützung erfahren", betonte kfbö-Vorsitzende Angelika Ritter-Grepl im Interview mit Kathpress.
Botschaften an die Frauen von heute
Das Vorbild der Heiligen Klara von Assisi sende Botschaften "an uns Frauen heute, die wir neu entdecken wollen", so Ritter-Grepl. Zugleich zeigte sich Ritter-Grepl überzeugt, dass die Erfahrungen der Pilgerreise das Engagement der Frauen in Gesellschaft und Kirche verstärken werden: "Wir spüren die Kraft der Gemeinschaft und erneuern unsere Frauenbewegung".
Eine Frau, die sich in Kirche und Gesellschaft durchsetzte
Die Heilige Klara ist für Ritter-Grepl ein besonderes Vorbild, weil sie sich in zweierlei Hinsicht durchsetzte: als widerständige adelige Frau habe sie sich gegen ihre Familie (gesellschaftliche Konventionen) und die Kirche (hierarchische Strukturen) durchgesetzt, um ein Leben in radikaler Armut nach dem Evangelium und in Selbstbestimmung zu leben. Als Antwort auf die sozialen, ökonomischen und kirchlichen Verwerfungen ihrer Zeit habe sich die Hl. Klara der solidarisch und egalitär ausgerichteten Armutsbewegung von Laien angeschlossen und das Evangelium radikal gelebt. Armut sei ihr nicht nur äußerlich geblieben, sondern ein innerlicher Weg gewesen.
Parallelen zu Krisenzeiten: Änderungen sind nötig
"Es gibt deutliche Parallelen zu unserer krisenhaften Zeit. Wir werden uns aus innerer Überzeugung heraus ändern müssen, insbesondere unseren Lebensstil", betonte Ritter-Grepl. "Klara hatte den Mut zur Armut. Angesichts der ökologischen Krise und dem Lebensstil der ersten Welt ist sie mir ein persönliches Vorbild und ein Vorbild für die Ausrichtung der kfbö in unserem gesellschaftlichen Engagement, mit unserem Einstehen für strukturelle Veränderungen."
Reformen von unten waren und sind in der Kirche möglich
Ihr selbstbewusstes Auftreten als Laiin und Frau mit einem spezifischen Sendungsbewusstsein und die Anerkennung ihrer Ideale durch die Kirchenhierarchie zeige, dass "Reformen von unten in der Kirche möglich waren und damit auch gegenwärtig möglich sind".
Abseits von Klischees
"Unser Fokus liegt auf der Frage, wer Klara abseits von Klischees und Legenden wirklich war", erzählte Organisatorin Anna Rosenberger. Die "sehr selbstbewusste Frau" hat in derselben Stadt gelebt wie der Heilige Franziskus. Sie habe aus ihrem wohlhabenden Leben "ausbrechen" wollen, auf alles verzichten und ihr Leben Gott widmen.
Auf dem Reiseprogramm vom 15. bis 20. Juli steht u.a. ein thematisch auf die Hl. Klara ausgerichteter Gottesdienst mit dem ehemaligen geistlichen Assistenten der kfbö, Franz Helm. Spirituelle Impulse begleiten die Reise. Zudem biete am dritten Tag eine Wanderung die Möglichkeit zur Entschleunigung des Gehens, "um dem Raum zu geben, was bei jeder von uns auftaucht", betonte Rosenberger. Die Vorsitzende der kfb der Diözese St. Pölten erzählte, eine "Reise in die Tiefe" solle ermöglichen, die Heilige noch besser kennenzulernen, sich aber auch selbst die Frage zu stellen: "Was hat das mit mir zu tun?" Zudem stelle sich die Frage, was ein "heiliges Leben" ausmacht. Die Conclusio soll laut Rosenberger sein: "Was nehme ich für mich und mein Leben und für die kfb mit."
2013 reisten erstmals 240 Frauen auf den Spuren Katharina von Sienas durch die Toskana. Es folgten Reisen weiterer Frauen nach Köln, Aachen und Dresden. Ideen für weitere Reisen sind etwa prägende Stätten von Edith Stein (1891-1942) oder Hildegard von Bingen (1098-1179).
kathpress/red
(eo/20.7.2022)