Expertin Derschmidt: Digitale Revolution fordert Eltern heraus
Salzburg, 04.08.2022 (KAP) Die digitale Revolution der vergangenen 15 Jahre hat mit großer Geschwindigkeit den Alltag verändert - bis hin in die intimsten Lebensbereiche. Gerade für Eltern stellt sich die Herausforderung, wie sie ihre Kinder bei diesem raschen Wandel begleiten und auch schützen können, wies die Vorsitzende des "Forums Beziehung, Ehe und Familie" der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ), Luitgard Derschmidt, am Donnerstag gegenüber Kathpress hin. Nach der jüngst beendeten Weiterbildung "Digitale (Stör) Faktoren" für kirchliche Fachleute in der Ehevorbereitung, -begleitung und Familienpastoral nannte es Derschmidt als ein Ergebnis, Eltern müssten besser für eine "Neue-Medien-Pädagogik" qualifiziert werden - etwa als Angebot über den Mutter-Kind-Pass.
Der Gebrauch von Handy, Tablet oder Laptop erfordert mehr als technisches Know-how, ist sich die Beziehungs-Expertin sicher. Im Bereich digitaler Medien komme es vielfach zu einer "Wissensumkehr": Die Jungen kennen sich besser mit den Geräten und deren Gebrauch aus als die Erwachsenen, die oft auf die Hilfe ihrer Kinder angewiesen sind. Das verunsichert laut Derschmidt die meisten Eltern und Großeltern, die es bisher gewohnt waren, ihr Lebenswissen an die nächste Generation weiterzugeben.
Digitalisierung erfordere aber weit mehr als technisches Rüstzeug und Usability: Derschmidt verwies auf deren ethischen Aspekt, auf problematische Inhalte, Zunahme von Mobbing und Fake News, auf Schlafdefizite oder Kontaktarmut durch allzu lange Bildschirmzeiten, auf den Missbrauch von Geräten als "Babysitter". Wie auch Martin Fellacher, Leiter von "PINA Unterstützungsnetz für Familien" in Feldkirch, bei der Weiterbildungsveranstaltung betont habe, dürften Kinder nicht allein gelassen werden, Eltern müssten Interesse zeigen und Anteil nehmen an dem, was den Kindern wichtig ist. Eltern müssten auch Vorbilder sein, was ihre eigene Mediennutzung betrifft und mit ihren Kindern überprüfbare Vereinbarungen treffen.
Ein ambivalentes Phänomen
"Wir erleben Kommunikationsmöglichkeiten, die es früher nie gab", resümierte Derschmidt. Der digitalen Welt könne man sich nicht entziehen, sie bringe große Chancen, aber auch Gefahren. Als Beispiel für die Ambivalenz nannte die frühere KAÖ-Präsidentin einerseits die Erleichterung von Lockdowns und Isolierungen während der Pandemie durch Internetnutzung, andererseits bewusst gestreute Falschmeldungen und Hassbotschaften, die zuletzt in Österreich zum tragischen Suizid einer Ärztin führten.
Wie die 81-jährige engagierte Katholikin hinzufügte, dürften Ältere und "Medienunversierte" durch die Digitalisierung nicht ausgeschlossen und schlechter behandelt werden, wie das jetzt in einigen Bereichen wie bei Banken oder beim Kauf für Bahnkarten o.ä. bereits geschehe.