7 Fragen an: Ferdinand Kaineder
Was ist das wichtigste Thema für die KA in der Zukunft?
"Trefft euch neu" würde ich als besonderen Impuls bzw als anstössiges Thema ausgeben. Wie kann es gelingen, dass in den Gliederungen von den Kindern an bis zu den Arbeitnehmer:innen nicht nur die bisherigen Formate der Vergemeinschaftungen stattfinden, sondern neue Communities beginnen sich zu gründen, sich in ihrer Eigenart zu vernetzen und die räumlichen Ressourcen der Pfarren und pastoralen Knotenpunkte neu "besetzen und beleben". Der Einsatz für die Menschen inklusive. Dort soll es um die Themen der Menschen heute gehen, gerade auch um Ausgrenzung und die Nöte, die sich aufgrund von Ungleichheiten auftun. Wie können wir den Zusammenhalt für alle schaffen? Was können wir tun, um entlang von Musik, Bühne, Bewegung und Sozialem das Mitmachen neu zu ermöglichen? Dabei geht es nicht um "theoretische Herausforderungen", sondern um ganz praktische, fast nachbarschaftliche Aktivitäten. Und: Lasst euch dabei von niemandem bremsen. Habt Mut. Besetzt damit die Pfarrzentren und Räume der Kirche. Sie gehören uns alle miteinander.
Was bedeutet es, wenn die KA „Erfolg“ hat?
Wenn Menschen ganz konkret aufgerichtet, hereingenommen und zu mehr Lebensqualität geführt werden. Die KA-Welten werden nicht verwaltet, sondern einfach lebendig gestaltet, persönlich und unkompliziert. Wenn beispielsweise bei uns ein Email kommt, wo jemand das schreibt, sind wir schon sehr weit gekommen: "Ich bin noch ganz beseelt von den vielen Eindrücken dieses besonderen 'Ereignisses'. Es war wieder ein einzigartiges Erlebnis!!! Nochmals DANKE für die gute Organisation, eure Begleitung und die wertvollen Gespräche! " Das Leben aufblühen erleben. Beziehung heilt als Königsdisziplin. Da sind mir Zahlen und Umfragen ziemlich egal.
Wofür sind Sie dankbar?
Für ganz vieles in meinem Leben. Paradoxerweise vor allem auch für die Niederlagen, die Querschüsse, die Widerstände und das Hinausgesetzt werden. Dort, wo das Leben gedrückt und malträtiert wird, dort wird es am stärksten. Das klingt paradox, widersinnig, ist aber meine Erfahrung. Ein Fuß bricht nie mehr an derselben Stelle. Natürlich für die vielen Gemeinschaftserlebnisse in der Natur, das gemeinsame Singen, das Gehen und Pilgern. Und: Die ganze Familie mit den drei Enkelkindern. Danke.
Was stimmt Sie für die Zukunft zuversichtlich?
Die jungen Menschen, die sich in meiner Umgebung für so vieles engagieren. Wir Älteren müssen uns ganz wesentlich zurücknehmen und die Lebenswelt und die Vorhaben der Jungen "annehmen und aufnehmen". Wir dürfen nicht einfach weitermachen wie bisher. Wir haben kein Recht, so zu leben und wir haben uns auch nichts "verdient". Vor allem wir Ältere müssen unseren Lebensstil ändern auf "sozial-ökologisch-spirituell". #LaudatoSi. Viele von den Jungen leben diese jesuanisch-christliche Lebensform, viele außerhalb und ohne Kirche, weil sie die Kirche darin als in sich inkonsequent erleben. Sie ist ihnen in ihrer Körpersprache fremd geworden. Sie finden dort zu viel Selbstbeschäftigung. Aber sie leben das, was das Evangelium uns vorschlägt: Einfach gemeinsam wach leben.
Was bereitet Ihnen Sorgen?
Die vielen Totgegenden im Netz der KA und der Gliederungen. Es gibt viele Priester, die bewusst gegen die KA und die Gliederungen wirken oder sie einfach links liegen lassen, obwohl es die offizielle Laienbewegung der Kirche ist. Die massive Überalterung und die allseites praktizierte Klerusabhängigkeit als Selbstverständlichkeit, obwohl sie nicht zukunftsfähig ist. Junge Menschen sehen ihr Engagement in andere Feldern besser aufgehoben und gefördert als in kirchlichen Milieus, in den Pfarren beispielsweise. Jene Art von männlichem Klerus, der sich in Selbstzufriedenheit oder Selbstmitleid ergeht. Die KA internen Rangeleien, die das Gemeinsame aus den Augen verloren haben. Wir stehen für die größte gemeinsame Vielfalt und das Netz der KAÖ. Diese Sichtweise fällt einigen schwer. Die hierarchisch-geordnete Kirche hat sich in den Hirnen und Herzen eingefurcht. Dabei hat Jesus in seiner Zeit genau damit seine Schwierigkeiten gehabt.
Was ist Ihr Wunsch an die KA Österreich?
Das ist der Wunsch an mich, an uns selber. Jede Organisation lebt vom Freiraum für das, was begeisterte und begnadete Menschen verwirklichen wollen. Wir sehen die KA als Netz für Vergemeinschaftungen, für Anwaltschaft und Avantgard für "neue kirchliche Präsenzen". Die KA war in ihrer Vielfalt immer innovativ, hat viele Felder der Pastoral zuerst gesehen und als Aufgabe der Kirche wahrgenommen. Ich wünsche mir, dass wir wieder mehr Musik miteinander machen, singen und musizieren, dass wir die Bühne als besonderes Lernfeld für Leben sehen (Amateurtheater, Ministrieren), wieder wesentlich mehr in Bewegung kommen (Pilgern) und vor allem in sozialen Engagements unsere Leidenschaft ausleben. Ich möchte nicht, dass die KA und ihre Gliederungen im religiösen Ghetto landen. Verkünde das Evangelium, wenn nötig, nimm Worte dazu.
Was ist Ihre persönliche Geschichte im Zusammenhang mit der KA?
Ich war Ministrant mit einem Fußweg von fast einer Stunde in die Kirche, im Winter im Finsteren. In den Jugendjahren habe ich ganz wesentlich das Bergdorf mitgeprägt durch eine pointierte KJ-Gruppe im Ort. Immer haben mich die KA-Gliederungen auch im beruflichen Alltag später begleitet. Vor zwei Jahren - also noch vor der KAÖ-Präsidentschaft - wurde ich Mitglied des KMB-Diözesanausschusses in Oberösterreich und das bis heute. Ich sehe die KA als "buttom up" in der Kirche gegenüber allem, was an Strukturprozess "top down" gerade gestaltet wird. Die Kirche wird als Getauften-Kirche in die Zukunft gehen oder zur klerusbezogenen Minderheit schrumpfen. Mein ehrenamtliches Engagement gilt der Getauften-Kirche in ihrer ganzen Vielfalt. Die KA wird hoffentlich ein lebendiger Teil davon sein.