kfbö-Sommerstudientagung: "Kirche hört nicht auf!"
Bei ihrer diesjährigen Sommerstudientagung im Bildungshaus St. Michael in Matrei hat die Katholische Frauenbewegung Österreichs im Rahmen eines „Frauensynodentags“ „Visionen“ und „Missionen“ für eine „Kirche der Zukunft“ formuliert. Grundlage dafür waren eine österreichweite Umfrage, die unter Leitung der Geistlichen Assistentin der kfbö, Barbara Velik-Frank, von April bis Juni 2022 in ganz Österreich durchgeführt wurde, sowie ein intensiver Dialog mit jungen Frauen unterschiedlicher Fachrichtungen aus fast allen Diözesen in Matrei. Fest stehe, so kfbö-Vorsitzende Angelika Ritter-Grepl: „Kirche hört nicht auf mit unserer Generation, es kommen junge Frauen nach, die einen Ort für ihren Glauben und ihre Spiritualität einfordern und sich dafür einsetzen, dass es diesen Ort in der Kirche geben wird.“ Referatsbischof Wilhelm Krautwaschl war der Einladung der kfbö zum „Frauensynodentag“ gefolgt: „Bischof Krautwaschl war da, er hat zugehört, und er hat sich auseinandergesetzt“, so Angelika Ritter-Grepl. Die Ergebnisse der Umfrage sind Bischof Krautwaschl übergeben worden.
Rund 650 weit überwiegend katholische Frauen hatten sich an der Umfrage zu einer „Kirche der Zukunft“ beteiligt, ca. 65 Prozent davon sehen sich als Kirchenmitglieder mit „dringendem Reformbedarf“. Die Reformwünsche stimmen weitgehend überein mit den im Laufe des gegenwärtigen synodalen Prozesses vielerorts genannten Themen: Gleichberechtigung der Geschlechter, Mitgestaltung auf allen Ebenen, Wertschätzung, Offenheit und Lebendigkeit.
Die „Visionen“ und „Missionen“, die die kfbö-Frauen in der Zusammenschau der präsentierten Umfrageergebnisse sowie der Erfahrungen im Dialog mit den jungen Frauen abschließend formulierten, bewegen sich ebenfalls entlang dieser Themenlinie. Einsetzen wolle man sich für eine „geschlechtergerechte Kirche und Gesellschaft aus unserer Gottes- und Nächstenliebe heraus“, für „Kommunikation auf Augenhöhe und auf allen Ebenen“. Der Vision eines „Weiheamts für Frauen und Männer ohne Pflichtzölibat“ gehe jetzt schon voraus, dass Frauen Glaubenszeugnis geben und etwa predigen. Als „Alltagsheldinnen“ werden aktive kfb-Frauen, „die sich lebendig einbringen“ künftig „eine wichtige Säule bilden in der Seelsorge bei der Glaubensverkündigung mit starkem Bezug zu Alltagsthemen“.
Sie wolle „Räume eröffnen, damit sich das zugesagte Leben in Fülle entfalten“ könne, so die kfbö in ihrem Abschlusspapier, sie ermutige Frauen, „dem eigenen Leben nachzuspüren und dem, was sich zeigt, zu trauen“. Aus der Verpflichtung auf ein „gutes Leben für alle Frauen“ heraus würden Frauen „bestärkt und befähigt, Gesellschaft und Kirche zu gestalten, Vielfalt zu leben, Missstände aufzuzeigen und Veränderungen einzuleiten“. Ziel und Praxis seien „gelebte Solidarität und Spiritualität im Einsatz für Frieden und Bewahrung der Schöpfung“.
„Der synodale Prozess ist nicht zu Ende“, so kfbö-Vorsitzende Angelika Ritter-Grepl, die kfbö „bleibe dran“, etwa auch im Blick auf das im Februar 2023 folgende Kontintentaltreffen in Prag.
(eo/8.9.2022)