„Eine fein polierte Ansage“
"Formuliert werden Wünsche und Hoffnungen, aber keine Forderungen. Das vermissen wir – so gut die Ergebnisse auch sonst zusammengetragen sind": So reagiert das Präsident:nnen-Team der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ) auf die „nationale Synthese zum synodalen Prozess“, die am 21. September 2022 in Wien präsentiert wurde. Zusammengefasst werden darin die Ergebnisse des Synodalen Prozesses in der katholischen Kirche in Österreich, in den sich die KAÖ und die Gliederungen im Vorfeld stark eingebracht haben. Die Synthese wird in den von Papst Franziskus ausgerufenen Synodalen Prozess der katholischen Weltkirche eingebracht.
„Wer sich in die Lage der Empfänger der Synthese im Vatikan versetzt, sieht ein sehr feines und differenzierendes 10-seitiges Papier aus Österreich. Die jeweilige Situation wird unter verschiedenen Gesichtspunkten dargestellt. Themen werden zur Beratung weitergegeben. Die Sprache darin formuliert Wünsche und nicht Forderungen. Der spirituelle Aspekt des gesamten synodalen Vorganges wird klar hervorgestrichen. Der Hl. Geist wird so oft direkt benannt, dass es fast zur Verdinglichung führt.
Die Entdeckung und Erfahrung neuer Dialog-Formate und die Erfahrung achtsamer Gemeinsamkeit sind voll zu unterstreichen. Gerade auch die Darstellung des entscheidenden Mitwirkens am pastoralen Geschehen der verschiedenen kirchlichen Präsenzen, Organisationen und pastoralen Ebenen kann man nur weiter unterstreichen. Der Wunsch, den synodalen Führungsstil verbindlich zu verankern, geht eindeutig in die Richtung, das Kirchenrecht klar daraufhin umzuschreiben. Von einer nötigen Überarbeitung des Kirchenrechts ist aber nichts zu lesen.
Dass der Verfassungsfehler der Ungleichbehandlung der Geschlechter deutlich und mehrmals angesprochen ist, sollten die Empfänger im Vatikan klar erkennen. Denn genau dort muss die Veränderung getan, vollzogen werden – und wiederum ins Kirchenrecht eingearbeitet.
Dass die Ortskirchen bei der Bischofsbestellung entscheidend mitwirken können, ist zu leise vorgetragen.
Wenn von Menschen am Rande der Kirche die Rede ist, schwingt ein Stück Überheblichkeit mit, wo doch Jesus selber und genauso Papst Franziskus die Ränder als hervorragende Präsenz von Kirche definiert hat. Und die Getauften sind die Kirche.
Was die angesprochene schwindende Lebendigkeit und Glaubwürdigkeit der Kirche betrifft, sollten die Leser im Vatikan sehen und es als Aufforderung spüren, dass eben Aussitzen, Intransparenz und die Wort-Tat-Schere den Relevanzverlust im eigenen Haus begründen. Die Körpersprache der Kirche ist nach wie vor hierarchisch, hat einen exklusiven Charakter in der Ämterfrage und wird als moralisch überheblich empfunden. Genau das ist kein Magnetismus für junge Menschen, die in einer liberalen Demokratie leben.
Gerade der letzte Satz der Conclusio Seite 10 (‚Offen bleibt, was man insgesamt von diesem ermutigenden Synodalen Prozess auf unterschiedlichen Ebenen und in seinen verschiedenen Dimensionen erwarten und erhoffen kann.‘) schürt jene Skepsis und Müdigkeit der Christinnen und Christen, die in der Synthese auch angesprochen wird. Der Mut zu Entscheidungen und zur Tat wird weiter erhofft. Es fehlen in der Tonalität der Synthese die klaren kirchenpolitischen Forderungen; sie bleibt so – immerhin, aber auch nur – eine fein polierte Ansage.
Eines ist dem Präsident:nnen-Team der KA ganz wichtig: "Dem Redaktionsteam für die Arbeit ein ungebremstes Danke!“
(eo/21.9.2022)