Statt Zelte: Jetzt Quartiere errichten und Quartiergebern unter die Arme greifen
"Es ist jetzt, 2022, unwürdig, die ankommenden Flüchtlinge und Schutzsuchenden in Österreich in Zelten unterzubringen. Als jesuanisch-christlich geprägtes Netz der Katholischen Aktion, das auf vielfältige Weise bis in alle Pfarren hinausreicht, ist es für uns nicht zu verstehen, dass in einem der reichsten Länder der Welt es nicht möglich ist, gute Quartiere für diejenigen zu finden, die auf die Klärung ihres Status warten,“ so das Präsident:innenteam der Katholischen Aktion Österreich, Ferdinand Kaineder, Brigitte Knell und Katharina Renner.
"Gewalt, Verfolgung oder wirtschaftliche Not – unter anderem verursacht durch die Klimakrise und vielfältige kriegerische Auseinandersetzungen – zwingen Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen und neue Lebensgrundlagen zu suchen. Kommen sie nach Österreich, werden sie in Bundesquartieren untergebracht. Nach einer ersten Klärung, ob Asylgründe vorliegen, und der Eröffnung des Verfahrens werden die Asylwerber:innen auf die Länder aufgeteilt. Die momentane Situation ist sicherlich angespannter als sonst, aber nicht mit 2015 zu vergleichen: Zu den Asylsuchenden kommen die Vertriebenen aus der Ukraine - eine weitere Gruppe von Bedürftigen, die unsere Hilfen brauchen. Die Zahl der Quartiere ist zurzeit nicht ausreichend.
Dieser Engpass kommt nicht überraschend. Schon im Sommer war abzusehen, dass es im Herbst knapp werden wird. Und es ist schon länger zu sehen, dass die Aufteilung der Ankommenden unausgewogen ist. Die Bundesländer außer Wien und das Burgenland kommen ihren Verpflichtungen nicht nach. Das liegt einerseits am fehlenden politischen Willen. Auch die gestiegenen Kosten sind eine Belastung für die Quartiergeber:innen. Die Tagsätze für die Unterbringung und Versorgung von Menschen in Grundversorgung waren bisher schon sehr gering. Durch die gestiegenen Energiekosten und die Teuerungen können viele die Quartiere nicht mehr kostendeckend zur Verfügung stellen.
Wir anerkennen das große Engagement der österreichischen Bevölkerung. Von den mehr als 60.000 Ukrainer:innen, die derzeit in Österreich sind, ist der allergrößte Teil durch Privatpersonen untergebracht. Diese Freiwilligen stellen Wohnraum zu einem Preis zur Verfügung, der nicht einmal die Betriebskosten deckt. Pro Familie beträgt der Mietzuschuss 300 Euro. Wir hören, dass für viele nun eine Grenze erreicht ist und sie schweren Herzens die Prekariumsverträge kündigen müssen. Die Folge ist ein noch größerer Druck auf die organisierten Quartiere. Deshalb fordern wir Bund und Länder auf, mehr organisierte Quartiere zu errichten und außerdem die privaten und organisierten Quartiergeber:innen finanziell besser zu unterstützen. Auch wenn der Aufenthalt in Österreich vielleicht nur vorübergehend ist, hat jeder das Recht auf eine würdige Unterkunft.“
(eo/19.10.2022)