Katholische Jungschar: "Die Kinder stehen in der Mitte!"
1947 wurde die Katholische Jungschar (KJS) als Kinderstufe der Katholischen Jugend gegründet. Heute gehören rund 19.000 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie 110.000 Kinder der KJS an, die in allen österreichischen Diözesen verankert ist. Damit ist die KJS in Österreich eine der größten Kinderorganisationen. Das 75-Jahr-Jubiläum wird dezentral gefeiert mit verschiedenen Höhepunkten über das Jahr verteilt. KJS-Bundesvorsitzende Martina Erlacher betonte dieser Tage im "Radio Vatikan"-Interview, dass sich die Jungschar in den vergangenen 75 Jahren natürlich stetig weiterentwickelt habe. Was gleich geblieben sei: "Die Kinder stehen in der Mitte!"
In der neuesten Folge der Podcastreihe "Wer glaubt, wird selig" berichtet Erlacher zudem sehr persönlich, wie sie ihre eigene Zeit in der Jungschar geprägt hat.
Die Jungschar versuche, Kinder zwischen acht und vierzehn Jahren in ihrer Entwicklung zu begleiten und Gemeinschaft zu schenken. "Jungschar bedeutet, Kindern zu vermitteln: Man darf Fragen stellen, man soll Fragen stellen. Es bedeutet, Kindern mitzugeben, dass sie mitgestalten dürfen und sollen, dass sie dazu eingeladen und ermutigt werden", so Erlacher gegenüber "Radio Vatikan".
Im Blick auf die Entwicklung der KJS meinte Erlacher: "Wir haben uns dahingehend verändert, dass sich die gesellschaftlichen Strukturen und die Herausforderung verändert haben und auch, womit Kinder sich in ihrem Alltag auseinandersetzten und konfrontiert sind. Und hier hat die KJS immer wieder den Blick darauf geworfen und dahingehend ihr Handeln und Tun ausgerichtet."
Beispielsweise setze sich die KJS jetzt intensiver mit dem Thema Schöpfungsverantwortung und Klimawandel auseinander, "Themen, die in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen haben", so Erlacher. Sie betonte, dass es sehr wichtig sei, Bildungsarbeit im Bereich der Schöpfungsverantwortung zu leisten und sich als Organisation immer wieder dahingehend zu hinterfragen.
Auch kritischen Anfragen seitens der Gesellschaft muss sich die Katholische Jungschar stellen. Etwa der Kritik, dass die katholische Kirche rückständig und wenig transparent sei, dass sie mit ihren Strukturen Machtmissbrauch begünstige und keine demokratischen Mitbestimmungsmöglichkeiten oder Gleichberechtigung anbiete, so Erlacher über oft geäußerte Kritikpunkte.
Genau deshalb unterziehe sich die KJS immer wieder Selbstreflexionsprozessen: "Mit diesen Fragen und Kritikpunkten beschäftigen wir uns intensiv und setzen gerade auch deshalb auf größtmögliche Qualität, Professionalität und Transparenz in unserer Arbeit. Wir entwickeln kindgerechte liturgische Angebote und setzen uns für eine Kirche und Theologie ein, die nicht abgehoben vom Leben der Kinder ist, sondern ihre Fragen und Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellt. Als Lobby für Kinder in der Kirche und Gesellschaft setzen wir uns geschlossen für Kinderrechte und Kinderschutz ein." Eine bundesweite Kinderschutzlinie regle beispielsweise die Schulungsrichtlinien für Haupt- und Ehrenamtliche, die sich innerhalb der KJS mit Kindern beschäftigen.
Die Jungschar ist in der Regel direkt in den Pfarren in Jungschargruppen verankert, die von ehrenamtlichen Gruppenleiterinnen und -leitern geführt werden. Darüber hinaus gibt es eine bundesweite Zusammenarbeit mit dem Fokus auf Bildungs- und Lobbyarbeit. Durch die Dreikönigsaktion, das Hilfswerk der KJS, können jährlich Spenden in Millionenhöhe für Kinder in benachteiligten Ländern gesammelt werden.
Zur Lobbyarbeit gehört laut Erlacher aber etwa auch der Einsatz für die Einhaltung der Kinderrechte: "JS wird greifbar und erfahrbar bei der Kinderrechteaktion am Tag der Kinderrechte am 20. November, wo wir ganz stark darauf aufmerksam machen: Kinder haben Rechte in Österreich und weltweit, und es ist wichtig, dass diese Rechte wahrgenommen und eingehalten werden."
"Ein Wegbegleiter für's Leben"
"Die Jungschar ist ein Wegbegleiter für's Leben, ich bin schon seit 20 Jahren dabei", so Erlacher in der neuesten Folge der Podcastreihe "Wer glaubt, wird selig". Seit ihrem achten Lebensjahr ist Erlacher Jungscharmitglied, begonnen hat sie als Ministrantin und Sternsingerin. Danach wurde sie Gruppenleiterin und konnte sich schließlich auf diözesaner Ebene einbringen. Erlacher: "Das ist die Gemeinschaft, in der ich sein darf, wie ich bin, in der ich mit meinen Fähigkeiten und Talenten angenommen werde und in der ich Freundschaften fürs Leben geschlossen habe." Die Menschen würden in der Jungschar gemeinsam groß, die Freundschaften blieben bis ins Erwachsenenalter. "Die Geschichten, die man gemeinsam erlebt, verbinden einen", so die Bundesvorsitzende. Zur Arbeit der Jungschar gehöre auch die Auseinandersetzung mit dem Glauben. Erlacher: "Uns ist wichtig, dass Gottesdienste kindgerecht gestaltet werden und die Kinder dort einen Platz haben."
Im Rahmen des Podcasts wurde auch die Jungschargruppe der örtlichen Pfarre in Breitenfurt bei Wien besucht. "Bei uns ist es das Ziel, dass man so sein kann, wie man ist und sich auf natürlich Weise in der Gruppe weiterentwickelt", so Gruppenleiterin Valeria Plohovich. Die Freizeitgestaltung sei kostenlos und ohne Leistungsdruck. Ihre Kollegin Traude Eder stimmte ihr zu: "Die Kinder müssen hier nicht die besten oder die schnellsten sein. Sie sind so, wie sie sind. Sie haben Freunde und können einfach Kind sein."
Der von der ökumenischen Radioagentur Studio Omega produzierte Religionspodcast "Wer glaubt, wird selig" ist auf der Website der katholischen Kirche in Österreich (www.katholisch.at), auf www.studio-omega.at, auf https://studio-omega-der-podcast.simplecast.com sowie auf iTunes, allen Smartphone-Apps für Podcasts und auf Spotify abrufbar.
Quelle: kathpress
(eo/25.10.2022)