"Es braucht Aufbruch und Bewegung hin zum Wesentlichen!"
KA-Dossiers wollen Orientierungen und Wegmarkierungen in den laufenden Umbrüchen und Transformationen in Gesellschaft und Kirche sein.
„Die Welt ist im Umbruch. Es genügt nicht, in den Ruinen der liebgewordenen Gewohnheiten weiterzuleben, darin vielleicht etwas origineller weiterzudenken. Vielmehr braucht es Aufbruch und Bewegung hin zum Wesentlichen, zur ehrlichen Kooperation auf Augenhöhe, zur Einfachheit, hin zum wachen und guten Leben mit allen", ist das PräsidentInnen-Team der Katholischen Aktion Österreich (#kaoe) überzeugt.
Deshalb legt die KAÖ fünf Themendossiers vor, um Orientierungspunkte anzubieten für ein Gespräch über nachhaltiges und solidarisches Handeln: "Der Weg zum Frieden", "Ökologische Umkehr und Mitweltgerechtigkeit", "Arbeit und soziale Fairness", "Geschlechtergerechtigkeit" und "Beteiligung und Mitverantwortung". Die Dossiers wurden im Frühsommer 2022 erarbeitet und einstimmig beschlossen.
Die KAÖ richtet damit ihren Fokus eher auf gesellschaftliche Vorgänge im Sinne eines weltoffenen und weltmitbestimmenden Laienapostolates aus einer jesuanisch-christlicher Motivation heraus. Mit Blick auf die gesellschaftlichen Herausforderungen stellt das PräsidentInnen-Team Ferdinand Kaineder, Katharina Renner und Brigitte Knell die Frage, wohin es gehen soll: „Wir sehen Gereiztheit, Ruhelosigkeit und so etwas wie kollektive Ermüdung. Die einen treiben die Welt weiter im technokratischen Wachstumsmodus und andere reduzieren, verbünden neu, um unsere gemeinsame Basis, die Erdkruste, nicht weiter zu gefährden. Wohin soll es gehen? Das ist die Frage, die wir miteinander verhandeln müssen. Und genau dafür legen wir die Dossiers vor.“
Die Dossiers sind nach dem KA-Prinzip „Sehen – Urteilen – Handeln“ aufgebaut und eignen sich in ihrer Kompaktheit gut für Begegnungen, Vorträge und Gespräche. „Diese Dossiers verstehen sich als Orientierungspunkte, die zum Gespräch und zum solidarischen Handeln mit jenen Kräften in Gesellschaft und Kirche anregen sollen, die die Suchbewegung in Richtung „Zukunft jetzt“ unterstützen wollen“, betonen die Verantwortlichen der KAÖ.
Downlaod und Bestellung
Die Dossiers stehen auch online zum Download zur Verfügung auf www.kaoe.at/dossiers. Wer gedruckte Exemplare kostenfrei anfordern will, findet dort das Bestellformular. Gerne steht das Präsidentinnen-Team Kaineder, Renner und Knell für Begegnungen, Gespräche und Diskussionen zur Verfügung, genauso alle verantwortlichen Personen auf den verschiedenen Ebenen des KA-Netzwerkes auf Österreichebene und in den Diözesen.
Hier die inhaltlichen Zusammenfassungen der fünf Dossiers:
Der Weg zum Frieden
Eine an Jesus orientierte Spiritualität des Friedens bedeutet eine immerwährende Herausforderung: Vorleistungen für den Frieden zu erbringen, Respekt auch gegenüber Feinden zu haben, das eigene Mitwirken zu hinterfragen. Vor allem aber den Glauben zu nähren, dass das Gute immer möglich ist! Der Vorrang gewaltfreier Lösungen mag angesichts eines Krieges in Europa geradezu töricht scheinen, ist aber als Ziel umso wichtiger. Wollen wir selbstkritisch an einer gewaltfreieren Welt mitbauen, so kommen wir nicht umhin, Privilegien abzubauen und statt der Sicherheit der Reichen vor den Armen auch das Sicherheitsbedürfnis der Armen anzuerkennen. Nur wenn wir verstehen, dass alle Menschen eine Schicksalsgemeinschaft sind, können wir den Weg zum Frieden beschreiten.
Ökologische Umkehr und Mitweltgerechtigkeit
Vom ersten Schöpfungsbericht an ist uns Menschen die Verantwortung für die Schöpfung anvertraut. Deshalb ist es unsere Aufgabe und Verpflichtung, uns gegen ihre Gefährdung und Zerstörung zu engagieren. Die von Papst Franziskus so formulierte „Sorge um das gemeinsame Haus“ nimmt mit dem Haus auch seine Bewohnerinnen und Bewohner in den Blick und gibt der Schöpfungsverantwortung eine soziale Dimension: es geht darum, den guten Lebensraum für alle Menschen zu erhalten. Deshalb sprechen wir von Mitweltgerechtigkeit. Wir treten für die Lösung unserer ökologischen Probleme in Österreich ein. Innerhalb der Kirche können wir selbst die richtigen Richtlinien setzen und vollziehen.
Arbeit und soziale Fairness
Arbeit ist aktiver Ausdruck menschlicher Schaffenskraft, sie sorgt für das tägliche Brot und dient dem Gemeinwohl. Deshalb können wir es nicht hinnehmen, dass die neoliberale Wirtschaft Arbeit auf einen Kostenfaktor reduziert, und die Ärmsten – bei uns oder anderswo auf der Welt – systematisch ausbeutet und benachteiligt. Die aktuellen Krisen zeigen uns: die unteren Einkommensgruppen sind am stärksten betroffen, die Schere zwischen arm und reich geht immer weiter auf. Wir treten ein für ein Grundrecht auf eine solide Existenzgrundlage in allen Lebensphasen, sei es auf Grundlage von fairen Löhnen, höherem Arbeitslosengeld oder auch einem allgemeinen Grundeinkommen.
Geschlechtergerechtigkeit
Die Über- und Unterordnung der Geschlechter hat Ursachen in der Arbeitsteilung, die Ungleichheit stabilisiert unsere Wirtschaftsform. Unter den Folgen leiden beide, Männer und Frauen. Auch in der Kirche setzt sich die Ungleichheit fort, durch den Ausschluss von Frauen von hohen Weiheämtern, die mit Leitung verbunden sind. Dies lässt sich aus den Evangelien nicht herauslesen, vielmehr gibt es die Verheißung, dass alle Unterschiede gleichgemacht werden. Gesellschaft und Kirche sind verpflichtet, alles zu tun, um Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern herzustellen.
Beteiligung und Mitverantwortung
Wir alle sind gleich an Würde und Berufung. Und alle ChristInnen sind berufen sich eigenständig, selbstbewusst und auf der Grundlage ihrer Glaubensüberzeugung aktiv in der Welt einzubringen, mit ihren je unterschiedlichen Fähigkeiten und Aufgaben. Das gilt auch innerhalb der Kirche: Wir alle müssen mitdenken, mitreden, mitgestalten, mitentscheiden –und auch gemeinsam die Verantwortung tragen. Gleichberechtigt, auf Augenhöhe. Zu viel würde der Kirche verloren gehen, wenn wir weiterhin aus Geschlecht und Weihestatus eine Hierarchie konstruieren.
(ps/3.11.2022)