"Das Ehrenamt wird das Thema der Zukunft sein"
Die Kirche tut gut daran, den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Pfarren und anderen kirchlichen Organisationen größte Wertschätzung und Unterstützung zukommen zu lassen. Das hat Armin Haiderer, Präsident der Katholischen Aktion der Diözese St. Pölten, im Interview mit Kathpress betont: "Das Ehrenamt wird das Thema der Zukunft sein", zeigte er sich überzeugt. 14 Jahre stand Haiderer als Präsident an der Spitze der diözesanen KA, nun geht er in "Funktionärspension", wie er es selbst im Interview bezeichnete. Am Dienstag wird beim St. Pöltner KA-Diözesanausschuss ein neuer Präsident gewählt. Haiderer tritt nicht mehr zur Wahl an. Nach zwei vollen Amtsperioden sei es Zeit für einen Wechsel, so Haiderer.
Als Haiderer 2008 zum ersten Mal - mit damals 28 Jahren - zum St. Pöltner KA-Präsidenten gewählt wurde, war er mit Abstand der jüngste Präsident an der Spitze einer diözesanen KA. Und er ist bis heute - mit 42 - der jüngste aktuelle KA-Präsident. Es seien 14 Jahre gewesen, die er nicht missen wolle - mit vielen gelungenen Aktionen, freilich auch mit so manchen Misserfolgen.
Er sei 2008 u.a. mit dem Vorsatz angetreten, das Thema Schöpfungsverantwortung in den Fokus zu rücken. "Und das war damals noch alles andere als selbstverständlich", erinnerte sich Haiderer. Insofern habe man in St. Pölten durchaus Pionierarbeit geleistet. Auch der Diözesane Umweltpreis, der inzwischen mit mehr als 100 teilnehmenden Pfarren voll etabliert ist, war eine Idee von Haiderer und seinem Team.
Der scheidende KA-Präsident verwies zudem auf die KA-Begegnungstage in den Dekanaten, die mit zahlreichen Veranstaltungen frischen Wind in die Pfarren brachten, diese untereinander besser vernetzten und auch den Kontakt zur Diözesanleitung stärkten.
Ein "absoluter Renner" sei bis heute der "Heiligen Abend feiern"-Folder, der jedes Jahr mehr als 50.000 Mal verteilt wird. Er bietet einfache, aber wertvolle Gestaltungsmöglichkeiten für Familien, die oft nicht mehr wissen, wie man das Fest religiös begehen kann. "Wir müssen unseren christlichen Festen wieder einen Sinn geben", so Haiderer. Deshalb habe er auch sein Buch "Weihnachten auf der Spur" geschrieben.
Sehr positiv sei auch eine Pro- und Contra-Reihe in den "Niederösterreichischen Nachrichten" aufgenommen worden, die kirchliche und gesellschaftspolitisch relevante Themen einer breiten Öffentlichkeit näher brachte.
Bemühen um christliche Impulse
Die Hauptarbeit als KA-Präsident habe sich eigentlich abseits der medialen Scheinwerfer abgespielt, so Haiderer weiter; im beständigen Bemühen, durch Gespräche mit Vertreter:innen der Politik, Wirtschaft und Gesellschaft christliche Impulse einzubringen. Fazit: "Wir waren und sind angesehene Ansprechpartner".
Ein besonderes Anliegen waren und sind Haiderer die Ehrenamtlichen in der Kirche. "Das Ehrenamt wird das Thema der Zukunft sein", zeigte er sich überzeugt. Es werde sicherlich nicht leichter, weiterhin engagierte Personen zu finden. Haiderer verwies auf eine Studie, die die KA gemeinsam mit dem Pastoraltheologen Paul Zulehner durchgeführt hatte und die im Jänner 2023 umfassend präsentiert werden soll.
Ehrenamtliche, die sich vorbehaltlos und umfassend engagieren würden, seien eine "aussterbende Spezies", so Haiderer. Immer mehr Menschen würden sich nur mehr projektbezogen einbringen oder dann, wenn sie auch persönlich davon einen offensichtlichen Mehrwert haben. Dem gelte es aber natürlich auch vonseiten der Kirche Rechnung zu tragen, etwa durch kostenlose Weiterbildungsangebote für Ehrenamtliche. Die Katholische Aktion sei jedenfalls ein absoluter Spezialist in Sachen Ehrenamt, so Haiderer.
"Mehr nach draußen gehen"
Haiderer räumte im Kathpress-Interview ein, dass in seiner langen Amtszeit so manches auch nicht gelungen sei. Nicht wenige gute Ideen seien aufgrund mangelnder personeller und/oder finanzieller Ressourcen in den Schubladen verblieben oder auch in vielen und langen Sitzungen "zu Tode diskutiert" worden. Er sei deshalb auch davon überzeugt, so Haiderer, dass die Katholische Aktion ihre Strukturen überarbeiten müsse, um wieder mehr Schlagkraft zu erlangen. Nicht nur für die KA, sondern ganz generell für die Kirche konstatierte Haiderer, dass man viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt sei und stattdessen "mehr nach draußen gehen muss".
Haiderer arbeitet u.a. als Religionslehrer. Wenn man authentisch sei, eine klare Haltung und klare Werte vermittle, dann sei man auch als Kirche überzeugend - das habe er als Religionslehrer und KA-Präsident gelernt. Seiner Diözese St. Pölten wünsche er, "dass man den vielen engagierten Menschen von der Diözesanleitung her Mut macht und ihnen die Möglichkeit gibt, sich und ihre positiven Kräfte zum Wohl der Menschen einzusetzen", so Haiderer. Nachsatz: "Die vielen Menschen, die sich noch in der Kirche engagieren, sind ein großer Schatz, auf den muss man schauen!"
Quelle: Kathpress/red.
(ps/28.11.2022)