Arbeitskräftemangel als Chance auf "gute Arbeit"?
Steht uns eine Wende am Arbeitsmarkt bevor? Erhöht der augenblickliche Arbeitskräftemangel, u.a. ausgelöst durch den Wegfall der Generation der „Babyboomer“, die Chance auf „gute Arbeit“?
Die Debatte dazu in der neuesten Ausgabe von ZeitZeichen, dem Magazin der Katholischen Arbeitnehmer:innen-Bewegung Österreichs, speist sich aus einer Vielzahl von Perspektiven und Zugängen und liefert unterschiedlich akzentuierte Ansätze im Umgang mit der gegenwärtigen Situation.
Aus dem editorial: „Michael Ertl, Konjunktur-Experte der AK Wien, sieht Österreich sich der Vollbeschäftigung nähern und damit einhergehend eine Stärkung der Verhandlungsposition von Arbeitnehmer:innen. „Automatismen in Richtung besserer oder schlechterer Arbeitsbedingungen“ gebe es freilich nicht, so Arbeits- und Sozialrechtler Martin Gruber-Risak, strukturell blieben Arbeitnehmer:innen immer in der „schwächeren Position“, bleibe die „Zukunft der Arbeit unsicher“ und abhängig vom solidarischen Kampf um Rechte und die Gestaltung von Arbeitsbedingungen. Werner Anzenberger von der AK Steiermark kann derweil noch keine Ansätze zu einem Transformationsprozess infolge des Arbeitskräftemangels erkennen. Seine Forderungen: Arbeitszeitverkürzung, höhere Löhne und die Integration von Migrant:innen. Auch KABÖ-Vorsitzende Anna Wall-Strasser adressiert die Politik: „Demografische Veränderungen lassen sich berechnen und vorausschauen. Dennoch wurde aus populistischem und kurzsichtigem Kalkül jahrelang verhindert, dass etwa junge Menschen aus Kriegsländern hier eine Lehrausbildung machen und sich damit integrieren können“. Wall-Strasser verteidigt den wachsenden „Anspruch auf gute Arbeit“ insbesondere junger Menschen, Bundesseelsorger Karl Immervoll sieht die Chancen steigen, sich einem anderen Arbeitsbegriff zu nähern: „Wollen Betriebe die Jungen (und nicht nur sie) bekommen und halten, dann müssen sie umdenken. Der Mensch ist nicht für die Arbeit da, sondern die Arbeit für den Menschen (Enzyklika Laborem exercens).“ Dieser Perspektivenwechsel geht einher mit einem grundsätzlich anderen Verständnis von Wirtschaft und Geld: „Zeit ist Leben“ proklamiert der Soziologe Fritz Reheis im Sinne einer neuen „Zeitpolitik“, Geld gehöre auf seine Funktion als Mittel zurückgestuft, das „gute Leben für alle“ als Zweck des Wirtschaftens anerkannt. Und Kommentator Andreas Exner hat dazu auch schon konkrete Ideen, die über eine „social economy“ zum Fernziel einer „solidarischen Ökonomie“ führen sollen. Vielleicht findet angesichts des aktuellen Arbeitskräftemangels endlich auch eine alte Forderung Gehör, zu deren Umsetzung sich die Regierung bereits in ihrem Programm verpflichtet hat: die Integration von Menschen mit Behinderung in den regulären Arbeitsmarkt. Franz Wolfmayr, Mitarbeiter des „Zentrum für Sozialwirtschaft“, hofft auf und plädiert einmal mehr für „Gehalt statt Taschengeld“. "
ZeitZeichen zum Kennenlernen:
3 Ausgaben des viermal jährlich erscheinenden Magazins können im Rahmen eines „Schnupperabos“ gratis bezogen werden. Bei Interesse: email an kab.office@kaoe.at Im Fall einer Abobestellung im Anschluss an ein Schnupperabo fällt lediglich der Aufpreis auf ein Jahresabo an. Preis für ein Jahresabo: 17,- Euro. Preis für ein Einzelheft: 5,- Euro.
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s. auch KAÖ-Dossier zum Thema „Arbeit und soziale Fairness“ https://www.kaoe.at/dossiers
(eo/7.12.2022)