Katholische Aktion würdigt Konzilstheologen Klostermann
Als wegweisend für ein in die Zukunft führendes "ökumenisches und inklusives Verständnis von Kirche" hat der Präsident der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ), Ferdinand Kaineder, den österreichischen Konzilstheologen Ferdinand Klostermann (1907-1982) gewürdigt. Eine Reform der kirchlichen Strukturen und der Spiritualität auf allen Ebenen, die Klostermann "ungeschminkt angesprochen und eingefordert" habe, sei heute wichtiger denn je, sagte Kaineder bei einer Online-Veranstaltung anlässlich des am 22. Dezember bevorstehenden 40. Todestags von Klostermann. Auf Initiative der #kaoe kamen Wegbegleiter und Freunde Klostermanns, den die Historikerin Erika Weinzierl (1925-2014) den bedeutendsten österreichischen Theologen des 20. Jahrhunderts nannte, zu Wort.
Als Katholische Aktion wolle man "Vergemeinschaftungen fördern, Stimme erheben und Avantgarde sein für eine neue kirchliche Präsenz, ganz im Sinne von Ferdinand Klostermann", hielt KAÖ-Präsident Kaineder fest. Das Verständnis von Kirche als Gemeinschaft aller Getauften sei für Klostermann zentral für ein jesuanisch-christliches Lebensmodell gewesen. Mit einer "Ständekirche" hingegen müsse "konsequent Schluss sein"; "asynodale Situationen" seien "ungeschminkt zu identifizieren", betonte der KAÖ-Präsident. "Das synodale Denken, Handeln und Entscheiden muss das Betriebssystem der gesamten Kirche werden", forderte Kaineder. Die Kirche brauche "breite Mitbestimmung und ein eigenständiges, mündiges Verantworten von Frauen und Männern in einer Gleichwertigkeit durch alle Dimensionen und Ämter".
Ringen um Theologie der Erfahrung
In der Einladung zu der Veranstaltung erinnerte die Katholische Aktion daran, dass Klostermann lange "verkannt, geduldet und zum Teil geächtet" worden sei und doch vielen als Inbegriff des Aufbruchs im Geist des Konzils galt. "Sein lebenslanges Ringen um eine christliche Theologie der Erfahrung und sein Kampf für eine von häretischen Strukturen befreite katholische Kirche und christliche Ökumene waren ihm Herzensangelegenheit", hielt die Laienorganisation über ihren ehemaligen Geistlichen Assistenten fest.
Karl Immervoll, Student bei Klostermann und heute u.a. Bundesseelsorger bei der Katholischen ArbeitnehmerInnen Bewegung Österreich (KABÖ), betonte die Wichtigkeit der Erinnerung an Klostermann. Dieser habe auch Themen aufgegriffen und an seine Studenten vermittelt, mit denen andere sich nicht beschäftigen wollten, etwa Psychologie und ihre Folgen für die Theologie. Der Pastoraltheologe habe stets gelehrt, eigenständig zu denken, so Immervoll. Er sei für eine Pastoral eingetreten, die sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert.
Für Klostermann seien sowohl die Orientierung an Jesus Christus als auch die Lebensrealitäten der Menschen heute wichtig gewesen, betonte Alfred Kirchmayr, langjähriger wissenschaftlicher Mitarbeiter und Freund Klostermanns. Dabei seien Mündigkeit und die Fähigkeit, sich selbst eine Meinung bilden zu können, essenziell für dessen Lehre. Klostermann habe bereits in den 1970er-Jahren erkannt, dass Männer und Frauen in der Gemeindeleitung gleichberechtigt wirken können, sagte Kirchmayr. Bereits damals habe er klar dargelegt, dass es keine stichhaltigen Argumente gegen die Zulassung von Frauen zu den Weiheämtern gibt.
Mehrere Teilnehmer der Veranstaltung betonten, dass es eine tiefgreifende Reform des Kirchenrechtes und damit der Kirchenverfassung brauche. Einen Vorschlag für eine solche Verfassungsreform legte im Herbst dieses Jahres das britische Wijngaards Institute for Catholic Research (dt. Übersetzung hier). Der Vorschlag wurde auch in den Synodalen Prozess eingebracht.
Österreichischer Konzilstheologe
Ferdinand Klostermann galt als eine der profiliertesten Persönlichkeiten im österreichischen Klerus seiner Zeit. Mit 22 Jahren zum Priester geweiht, war er u.a. als Jugendseelsorger in der Diözese Linz tätig. 1936 promovierte er in Graz zum Doktor der Theologie. Nach dem Zweiten Weltkrieg - Klostermann verbrachte während der NS-Zeit mehrere Monate in Gestapohaft - trug er wesentlich zum Aufbau Katholischen Aktion bei und war viele Jahre lang deren Geistlicher Assistent. Seine mehr als tausend Seiten umfassende Habilitationsschrift befasste sich mit dem Laienapostolat.
1960 wurde Klostermann zum Mitglied der päpstlichen Kommission für Laienapostolat zur Vorbereitung des Zweiten Vatikanum (1962-1965) ernannt und gleichzeitig Professor für Pastoraltheologie an der Universität Wien. Beim Konzil wirkte er als einer von vier aus Österreich stammenden Sachverständigen. Ab 1966 war Klostermann auch als Berater (Konsultor) der päpstlichen nachkonziliaren Kommission für Laienapostolat tätig. Er war Mitarbeiter der Internationalen Zeitschrift für Theologie Concilium und Mitredakteur der Internationalen Zeitschrift für die Praxis der Kirche Diakonia. Klostermann starb am 22. Dezember 1982 in Wien.
s. auch: www.pastoraltheologie.org
Quelle: kathpress/KAÖ
(jp/13.12.2022)