KABÖ: Arbeitsmarktreform-Scheitern "dramatisch"
Mit großem Bedauern hat die Katholische Arbeitnehmer:innen Bewegung Österreich (KABÖ) auf das Scheitern der Arbeitsmarktreform reagiert. Dass die "so wichtige und längst anstehende" Reform nicht gelungen sei, habe für arbeitslose Personen tiefeinschneidende Folgen, heißt es in einem am 20. Dezember veröffentlichten Offenen Brief an Arbeitsminister Martin Kocher. "Für Menschen, die von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen sind, bedeutet das eine Armutsfalle, aus der sie kaum mehr herauskommen", bedauern Bundesseelsorger Karl Immervoll, Bundesvorsitzende Anna Wall-Strasser und ihre beiden Stellvertreter, Reinhold Grausam und Philipp Kuhlmann. Sie appellieren an den Minister, "umgehend Schritte in Richtung einer Erhöhung der Nettoersatzrate zu setzen".
Aufgrund des Scheiterns der von ÖVP und Grünen angepeilten Arbeitsmarktreform seien etliche Fragen offen und das Arbeitslosengeld bei der bisherigen Höhe von einer Nettoersatzrate von 55 Prozent geblieben, wird in dem Schreiben erinnert. Eine Anpassung an die Teuerung sei, im Gegensatz zu anderen staatlichen Leistungen, nicht erfolgt. Daher rühre auch der Wertverlust, der im Dezember bei 16,4 Prozent liege. Betroffene hätten deshalb im Schnitt um 176 Euro weniger zur Verfügung, rechnen die KABÖ-Spitzen vor.
"Dramatische Auswirkungen" seien außer für Langzeitarbeitslose insbesondere auch für Familien zu erwarten. "Wir sehen, dass die Unterstützungsleistungen von Hilfsorganisationen wie etwa der Caritas zunehmend in Anspruch genommen werden müssen", so Immervoll, Grausam und Kuhlmann. Rapide ansteigend sei auch die Kundschaft in Sozialmärkten, deren Existenz doch "an sich schon ein gesellschaftlicher Skandal" sei: Schließlich seien dort Menschen, die aufgrund ihres geringen Einkommens vom normalen Einkauf ausgegrenzt sind, auf den teils schon abgelaufenen Überfluss anderer angewiesen. "In einem der reichsten Länder der Erde ist das ein unerträglicher Missstand", klagte die KABÖ.
Quelle: kathpress
(eo/21.12.2022)