Van der Bellen: Spender an Sternsinger sind "wie vierter König"
Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat am Freitag Sternsingergruppen aus sechs österreichischen Bundesländern in der Wiener Hofburg empfangen. Die als Könige verkleideten Kinder und Jugendlichen wünschten dem von seiner Gattin Doris Schmidauer begleiteten Staatsoberhaupt Segen und "friedliches Zusammenleben, Solidarität und Toleranz" für das ganze Land und über die Grenzen hinaus. Van der Bellen betonte, durch eine Spende an die Sternsinger sei man unabhängig von der religiösen Überzeugung "wie ein vierter König" und bezeuge, "dass Hilfe, Zusammenhalt und füreinander Dasein möglich ist".
Großen Respekt zollte der Bundespräsident dem Einsatz der österreichweit 85.000 als Kaspar, Melchior und Balthasar verkleideten Kinder, die in den verbleibenden Ferientagen bis 8. Jänner in allen Bundesländern von Tür zu Tür ziehen und singend um Unterstützung bitten für Hilfsprojekte der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar in armen Weltregionen. Selbst durch die Corona-Pandemie hätten sich die Beteiligten in den vergangenen beiden Jahren nicht beirren lassen und durch Hygienemaßnahmen und Online-Angebote neue Wege zu den Menschen gefunden. "Mit dem Geld, das ihr sammelt, wird vor Ort geholfen, gemeinsam mit etablierten Partnerorganisationen", betonte Van der Bellen.
"Es wird immer deutlicher sichtbar, dass wir die großen globalen Probleme nur gemeinsam als Menschheitsfamilie lösen können", erklärte Teresa Millesi von der hinter der Dreikönigsaktion stehenden Katholischen Jungschar. Als besonderes Anliegen formulierte die ehrenamtliche Bundesvorsitzende wirksame Maßnahmen gegen die Erderwärmung. Den CO2-Ausstoß gelte es deutlich zu verringern, um eine Klimakatastrophe zu verhindern, die sonst das Überleben zukünftiger Generationen bedrohen werde, sagte Millesi. Der Bundespräsident möge sich weiterhin dafür einsetzen, dass dem Thema "endlich oberste Priorität" zukomme.
Als Beispiel für schon heute stattfindende dramatische Auswirkungen der Klimaveränderungen präsentierten die Sternsinger das von der diesjährigen Spendenaktion geförderte Modellprojekt im Norden Kenias. Dabei werden Hirtenvölker, die von der aktuellen Dürre dramatisch betroffen sind, mit Maßnahmen für sicheres und sauberes Wasser, für eine Verbesserung der Nahrungssituation und zur Schaffung von Einkommen für die Familien unterstützt. Für Hirtenkinder, die tagsüber auf die Herden aufpassen, gebe es spezielle Abendschulen zum Erlernen von Lesen, Schreiben und Rechnen.
Ihrem Gastgeber in der Hofburg überreichten Sternsinger aus dem steirischen Mureck das Foto einer von den Spenden unterstützten Frau mit deren Baby aus dem nordkenianischen Samburu, zudem weiters auch "ohne Kinderarbeit hergestellte" Fairtrade-Produkte, sowie "Sternsingertee und Sternsingerkekse". Weitere Gruppen waren aus der Pfarre Klagenfurt-Ebenthal (Kärnten), Bad Tatzmannsdorf (Burgenland), Seitenstetten (Niederösterreich), Telfs (Tirol) und Schärding (Oberösterreich) angereist und boten dem Bundespräsidenten jeweils ein Lied oder Sternsingersprüche dar. Anschließend gab es ein Gruppenfoto vor dem Christbaum und Faschingskrapfen für alle. "Die Hofburg ist heute mit Leben erfüllt", bemerkte Van der Bellen.
Besuch auch im neu renovierten Parlament
Sternsingerinnen und Sternsinger aus der Pfarre St. Hubertus und St. Christophorus im 3. Wiener Gemeindebezirk waren bereits am Mittwoch zu Besuch im frisch renovierten Parlament. Sie brachten die weihnachtliche Friedensbotschaft und den Segen für das neue Jahr, berichtete die Dreikönigsaktion, das Hilfswerk der Katholischen Jungschar Österreichs, in einer Aussendung. Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka zeigte sich über den Besuch der "Heiligen Könige" hocherfreut. Nach Lied und Sprüchen von Caspar, Melchior und Balthasar präsentierte er den Kindern höchstpersönlich den sanierten Plenarsaal mit der Glaskuppel. Im Gespräch mit den Kindern wies er besonders auf die neuen Räumlichkeiten der Demokratie-Werkstätte hin.
Das Parlamentsgebäude wurde auch umfassend thermisch saniert. In ihrem Statement betonte Teresa Millesi, Vorsitzende der Katholischen Jungschar, die Wichtigkeit des konsequenten Klimaschutzes. "Wenn wir den CO2-Ausstoß nicht rasch und deutlich reduzieren, kommt es zur Klimakatastrophe." Diese werde das Überleben zukünftiger Generationen bedrohen. "Setzen Sie sich bitte in Ihrem politischen Wirkungsfeld dafür ein, dass Klimaschutz oberste Priorität erhält", so ihr Appell an Nationalratspräsident Sobotka.
(jp/30.12.2022)