Maria 2.0: Glaubwürdig von Gott erzählen
Für die Ordination von Frauen in der katholischen Kirche hat sich KAÖ-Vizepräsidentin und Mitinitiatorin der Reformbewegung „Maria 2.0“ in Österreich, Brigitte Knell, bei einem Gesprächsabend im Wiener Forum „Zeit und Glaube“ ausgesprochen. Bereits die Bibel erzähle von mutigen Frauen, die sich selbst ermächtigen, so Brigitte Knell bei der Veranstaltung am 11. Jänner im Otto-Mauer-Zentrum, und in der Kirchengeschichte habe es immer wieder Frauen gegeben, die sich aus dem Glauben heraus gegen ihre Unterdrückung und widerfahrenes Unrecht wehrten. Heute seien es u.a. Ordensschwestern wie die deutsche Benediktinerin und Autorin Sr. Philippa Rath, die sich dafür einsetzten, Berufungen von Frauen zur Diakonin oder Priesterin ernst zu nehmen und sich mit Reformbewegungen wie Maria 2.0 solidarisch erklärten. Knell: „Der Wiener Diakonenrat hat ebenfalls erkannt, dass eine vertiefende Auseinandersetzung um die Frage von Frauenämtern nötig ist. U.a. hat sich eine Gruppe von Myrophorinnen der Aufgabe des Segnens und Salbens angenommen.“
Brigitte Knell engagiert sich mit zahlreichen Frauen und Männern unterschiedlichen Alters in der Pfarre Inzersdorf St. Nikolaus in einem Team von Maria 2.0. Unter dem Motto „Frauen an den Altar“ treten sie für die Gleichstellung von Frauen in der katholischen Kirche und für ein neues Kirchen- und Priesterbild ein. Knell initiiert Aktionen in ihrer Pfarre, die von Informationsabenden über Fackelzüge, Bibelrunden und Wortgottesdienstfeiern reichen. Auch an Kirchenstreiks beteiligte sie sich. Denn, so Knell: „Zum Thema Frauen in der Kirche gibt es schon genug Literatur. Maria 2.0 setzt nun Taten und bringe mit den Aktionen auch Menschen zusammen.“
Knell war Mitinitiatorin von Maria 2.0 in Österreich. Entstanden ist die Reformbewegung 2019 in Münster in Deutschland auf Betreiben einer Gruppe von Frauen, die sich ursprünglich zum Ziel gesetzt hatte, das Schweigen von Frauen angesichts von Missbrauchsfällen in der Kirche zu brechen. Dieses Ziel wurde infolge erweitert durch die Forderung, Frauen zu kirchlichen Ämtern zuzulassen. Grundsätzlich gehe es der Bewegung darum, in der bestehenden Kirche „glaubwürdig von Gott reden“ zu können, so Brigitte Knell: „Maria 2.0 ist eine Graswurzelbewegung, die von der Vision einer echten geschwisterlichen Kirche geleitet ist, einer Kirche, wo Charismen und Aufgaben nicht an ein Geschlecht gebunden ist und wo auch die Berufung von Frauen zum priesterlichen Dienst möglich ist.“
In Deutschland breitete sich Maria 2.0 rasch aus. In Österreich gibt es vor allem in Innsbruck, in einigen Wiener Pfarren, in der Steiermark (St. Johann am Herberstein) und im Burgenland Initiativen, die die Anliegen von Maria 2.0 aufgreifen und weitertragen.
S. auch das KAÖ-Dossier zur "Geschlechtergerechtigkeit": www.kaoe.at/dossiers
(eo/17.1.2022)