Rückenwind aus der KA für Klimaproteste in Innsbruck
Kirchlicher Rückenwind für Klimaproteste in Innsbruck: Klaus Heidegger, Vorsitzender der Katholischen Aktion der Diözese Innsbruck war am Montag auf der Herzog-Otto-Straße bei einer Straßenblockade von 35 Mitgliedern der "Letzten Generation" dabei und bekundete dabei via sozialen Medien seine Unterstützung für die Aktivisten, von denen sich einige auf der Straße festgeklebten und andere eine Menschenkette quer über die Fahrbahn bildeten: "Papst Franziskus hat gesagt: 'Wir müssen alles tun, um das Klima zu retten!'", erinnerte Heidegger. "Die Letzte Generation ist notwendig, um darauf aufmerksam zu machen. Ich bewundere die Menschen, die das tun, und sie brauchen die Unterstützung der Kirchen.
Während seiner Worte hörte man im Hintergrund das Läuten von Kirchenglocken. Der Tiroler Religionspädagoge ging darauf spontan ein mit den Worten: "Schön, dass jetzt die Glocken läuten." Er sehe das als "Zeichen des Himmels", sagte Heidegger.
Auch die Innsbrucker Ordensfrau Sr. Notburga war vor Ort und bekundete Solidarität mit den Klimaaktivisten. Wenn ihr als Franziskanerin "der Schutz unseres schönen Planeten nicht am Herzen liegt, wem dann?", wurde sie von der "Tiroler Tageszeitung" (6.2.) zitiert. In einem Video der Aktivisten zeigte sich die Ordensfrau überzeugt: "Die Geschichte wird diesen jungen, mutigen Leuten recht geben." Das Vertrauen in die Politik hätte sie in Bezug auf Klimaschutz bereits verloren.
"Das Haus brennt", warnte auch der KA-Vorsitzende Heidegger in einem Blog-Eintrag nach der Straßenblockade. Mit der von den Klimaaktivisten erhobenen Forderung nach Tempolimits von 80 bzw. 100 km/h auf Landstraßen und Autobahnen "sind wir schon vor mehr als 30 Jahren auf die Straße gegangen", erinnerte er sich. "Wahrscheinlich waren unsere Aktionen damals aber zu harmlos und haben Flugblätter und Pickerl zu wenig bewirkt." Die aktuelle Verkehrsbehinderung hält Heidegger für vernachlässigenswert: Im Innsbrucker Morgenverkehr würden sich die Autofahrenden aufgrund ihrer Masse ohnehin meist selber blockieren, stellte er fest.
Heidegger verwies auf das Wissenschaftsmagazin "Science", in dem erst vor ein paar Tagen zu lesen war, dass die Welt in Richtung +3 Grad Celsius Klimaerwärmung steuere. Das würde laut dem KA-Vorsitzenden bedeuten, dass 75 Prozent der Gletscher bis 2100 verschwunden wären. "Jedes Zehntelgrad weniger zählt, um das Abschmelzen einzudämmen", berief sich Heidegger auf die Forschung. Auch deswegen hätten sich im von Bergen dominierten Tirol am Montag beim Protest eingefunden und gäben der "Letzten Generation" Rückendeckung. "Deswegen bin auch ich hier."
Auch für Kirchenvertreter ein "heißes Thema"
Heidegger kam mit seiner Unterstützung für die Protestaktion der "Letzten Generation" in Innsbruck zu einer deutlicher befürwortenden Einschätzung als andere Kirchenvertreter, die sich zum Thema äußerten: Der damalige St. Pöltner KA-Präsident Armin Haiderer distanzierte sich bei der Verleihung diözesaner Umweltpreise im vergangenen November von Stau verursachenden Klimaaktivistinnen und -aktivisten; er stellte infrage, ob es den "Klimaklebern" tatsächlich "um die Sache selbst" gehe.
Die Festklebe- und Beschmutzungsaktionen der "Last Generation", die zuletzt immer wieder für Aufsehen sorgen, gingen von einem berechtigten Anliegen aus, die Methode ist aber höchst fragwürdig, befand der Sprecher der kirchlichen Umweltreferenten Österreichs, Markus Gerhartinger, am 6. Jänner gegenüber Kathpress. Und für den Linzer Umweltethiker Michael Rosenberger macht es einen Unterschied, ob sich der Protest gegen eine säumige Umweltpolitik in Form von Verkehrsblockaden oder von Beschmutzungsattacken auf Kunstwerke äußert. Wie der an Katholischen Privat-Universität Linz (KU Linz) lehrende Moraltheologe am 9. Jänner im Gespräch mit Kathpress hinwies, habe ziviler Ungehorsam eine lange Tradition als Mittel, um Missstände aufzuzeigen und Veränderungen zum Positiven zu bewirken. Nicht alle Methoden seien aber gleich geeignet, um einem Anliegen Nachdruck zu verleihen, so Rosenberger. Überzeugender seien sicher Protestformen, die mit den Problemlagen unmittelbar zu tun haben.
(Infos: www.klaus-heidegger.at)
Quelle: kathpress
(jop/7.2.2023)