St. Pöltner kfb-Vorsitzende: "Wir waren schon mal weiter"
Die Kirche muss sich öffnen, "denn sonst verlassen die Frauen die Kirche, weil sie das Gefühl haben, keinen Platz zu haben": Mit diesen Worten hat Anna Rosenberger, Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung (kfb) in der Diözese St. Pölten, zu mehr Bewegung in Sachen Zugang zu Weiheämtern und Gleichberechtigung aufgerufen. Die Kirche sei bei diesen Themen schon einmal weiter gewesen, verwies die 61-Jährige im ORF-NÖ-Interview (8. April) auf "große Aufbrüche" in den 80er- und 90er-Jahren.
Aktuell nehme sie wahr, dass Frauen müde würden zu kämpfen und als Folge die Kirche verließen. Rosenberger appellierte, nicht aufzugeben: "Ich habe Hoffnung. Irgendwann, irgendwann kommt es. Wir sind schon viele Schritte weiter." Die Kirche sei "immer noch auf dem Weg".
Auf die Frage, wie Feminismus und Kirche zusammengehen, verwies Rosenberger auf Texte im Evangelium, "die begründen, dass ich eine geliebte Tochter Gottes bin". Gott habe Mann und Frau als sein Ebenbild erschaffen. Davon leite sie ab, dass Frauen die gleiche Würde, wie Männer haben. "Die Amtskirche tut sich halt schwer damit", so die St. Pöltner kfb-Vorsitzende, die sich selbst als Feministin bezeichnete. Denn: "Sobald ich mich für Frauen einsetze, ist das eigentlich feministisch."
Rosenberger, seit 13 Jahren kfb-Vorsitzende der Frauenbewegung der Diözese St. Pölten, forderte im Interview auch mehr Schulungen für leitende Personen zu Missbrauchsprävention. Die Amtskirche habe aktuell große Probleme, damit umzugehen. Die Missbrauchsvorfälle bezeichnete sie zwar als belastend, aber keinen Grund um auszutreten: "Ich glaube, das sind Menschen wie du und ich und es können einfach Fehler passieren. Und wer, wenn nicht wir als Kirche, müsste eigentlich barmherzig sein?"
Teilnahme macht Unterschied
Die Corona-Pandemie habe das Phänomen verstärkt, dass die Menschen verlernten, den Glauben zu leben und die Liturgie mitzufeiern, erklärte Rosenberger. Durch die Distanz hätten die Menschen gesehen "Okay, mir passiert nichts, wenn ich nicht in die Kirche gehe, wenn ich nicht mitmache". Die St. Pöltner kfb-Vorsitzende verglich dies mit dem Vereinswesen: "Wenn ich bei einem Verein dabei bin, aber nicht an den Sitzungen teilnehme, dann werde ich nicht ganz mit dabei sein. Wenn ich aber teilnehme, dann lebe ich ganz anders in dieser Gemeinschaft mit." Ein aktiver Teil der Kirche zu sein, führe "in die Tiefe" und stärke einen Menschen, so ihre Erfahrung.
Rosenberger, die in der Pfarre Oed (Bezirk Amstetten) ehrenamtlich engagiert ist, versucht nach ihren Worten selbst den Glauben und die damit verbundenen Rituale wie etwa Tischgebete auch in der Großfamilie zu pflegen. "Ich glaube, dass sich das im Alltag auswirkt, wie wir miteinander umgehen oder welche Gedanken mich begleiten", so die kfb-Vorsitzende.
Interview mit ORF-NÖ "Sonst verlassen die Frauen die Kirche"
S. auch KAÖ-Dossiers Geschlechtergerechtigkeit und Beteiligung und Mitverantwortung.
kathpress/red
(ps/11.4.2023)