KA würdigt verstorbenen Weihbischof Krätzl
Der Präsident der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ), Ferdinand Kaineder, hat den am 2. Mai im 92. Lebensjahr verstorbenen Wiener Weihbischof Helmut Krätzl gewürdigt. Die Katholische Aktion verdanke Krätzl "unglaublich viel an Wertschätzung und tiefgehender Orientierung". Er sei dankbar "für die vielen Initiativen, die geduldigen Gespräche, das Verstehen und das immer wieder Ermutigen, das Vorangehen und die Letzten immer mitnehmend", so der KAÖ-Präsident. Dies bleibe als prägende Erinnerung lebendig.
Kaineder: "Persönlich durfte ich diesem zutiefst freundlichen Menschen, Christen und Bischof immer wieder begegnen, oft in Zusammenhang mit Bischof Aichern. Sein einfühlsames Hinhören und sein aufrichtender Humor sind mir immer in Erinnerung. Wir wünschen ihm den tiefen Frieden und Freude bei Gott."
Helmut Krätzl wurde am 23. Oktober 1931 in Wien als jüngstes von vier Geschwistern geboren. Die Matura legte er 1949 am Wasa-Gymnasium ab und studierte bis 1954 an der Universität Wien Theologie. 1954 wurde er zum Priester geweiht, 1977 wurde er (gemeinsam mit Florian Kuntner) über Vorschlag von Kardinal König von Papst Paul VI. zum Weihbischof für Wien ernannt; sein bischöflicher Wahlspruch lautete „In der Kraft Gottes“. Nach dem Rücktritt von Kardinal König aus Altersgründen im Jahr 1985 wurde Krätzl vom Wiener Domkapitel zum Diözesanadministrator gewählt. Nachfolger Königs wurde – wie von vielen erhofft – aber nicht er, sondern Hans Hermann Groer. 2008 legte er seine Aufgaben als Weihbischof aus Altersgründen zurück.
Unbeirrt auf dem Reformweg
Die Umsetzung der Ergebnisse des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) sah er als eine seiner großen Lebensaufgaben, der er sich bis zuletzt verpflichtet fühlte. Krätzl war bei der ersten Session des Konzils 1962 als Stenograf mit dabei. Mit dem Wiener Weihbischof ist einer der letzten unmittelbaren Zeitzeugen des Konzils verstorben.
Religiöse Bildung - in der Schule wie im Erwachsenenbereich -, die Bibel, die Ökumene, der christlich-jüdische Dialog und der Dialog mit den Weltreligionen waren Themen, in denen sich Krätzl über Jahrzehnte stark engagierte und wichtige Akzente setzte. Er mahnte immer wieder eine bleibende Reformbereitschaft der Kirche und ein Hinhören der Kirchenleitung auf die Stimme des Kirchenvolkes ein und unterstützte viele Erneuerungsanliegen auch der Katholischen Aktion.
Im Vorfeld seines 90. Geburtstags hatte Krätzl in einem Interview der „Kathpress“ einmal mehr für den mutigen Weg von Papst Franziskus geworben. Franziskus stehe für einen neuen Aufbruch in der Kirche, das werde nicht zuletzt durch den von ihm angestoßenen Synodalen Prozess deutlich. Mehr Synodalität für die Weltkirche sei dringend notwendig.
Krätzl war auch ein sehr geschätzter Buchautor. Er veröffentlichte mehr als ein Dutzend Bücher, von denen der 1998 erschienenen Band "Im Sprung gehemmt. Was mir nach dem Konzil noch alles fehlt" besondere öffentliche Beachtung fand.
Dem Wiener Weihbischof wurden zahlreiche Auszeichnungen zuteil; so etwa das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse (1991), das Goldene Komturkreuz des Ehrenzeichens für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich (1992), das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (1996), das Große Silberne Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich (2006), der Ehrenpreis des Viktor-Frankl-Fonds der Stadt Wien für das Lebenswerk (2013), die Julius-Raab-Medaille (2012) und der Kardinal-König-Preis (2015).
Quelle: kathpress
(eo/3.5.2023)