Kirche ohne Partizipation von Frauen "ist keine synodale Kirche"
Eine katholische Kirche ohne die gleichberechtigte Partizipation von Frauen "ist keine synodale Kirche". Das war der Tenor eines Treffens der Weltunion katholischer Frauenorganisationen (World Union of Catholic Women's Organisations, WUCWO), an dem auch Vertreterinnen der Katholischen Frauenbewegung Österreichs (kfbö) teilnahmen. Die WUCWO-Generalversammlung sei ein "großartiges Zeichen der Solidarität zwischen den katholischen Frauen weltweit", so kfbö-Vorsitzende Angelika Ritter-Grepl am 17. Mai gegenüber kathpress. Das Treffen in Assisi und die Papstaudienz zuvor in Rom bekräftige den Anspruch auf Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche und habe gezeigt, dass Themen wie Gewalt gegen Frauen und Diskriminierung ein weltweites Phänomen sind.
In den Diskussionen und Vorträgen seien neben diesen globalen Herausforderungen die innerkirchliche Weiterentwicklung des vom Papst ausgerufenen Synodalen Prozesses und der Beitrag der Frauen dazu im Vordergrund gestanden, berichtet Ritter-Grepl. Die Botschaft der hochrangigen Referentinnen aus verschiedenen Dikasterien und Kommissionen im Vatikan habe deutlich gezeigt: "Der Weg zu einer synodalen Kirche führt über die Beteiligung der Frauen, indem die Kirche die Frauen hört und sie in Entscheidungsfindungen und deren Umsetzung einbezieht. Nicht zuletzt sei die Beteiligung von Frauen auch wesentliches Element von erfolgreichen Friedensbemühungen.
Papst: Auf Klage so vieler Frauen weltweit hören
Das bestätigte auch Papst Franziskus bei seiner Begegnung mit rund 3.000 Frauen der Weltunion aus fünf Kontinenten: Er ermutigte Frauen, anderen durch ihre Fähigkeit, Beziehungen aufzubauen, dabei zu helfen, Frieden zu finden. Franziskus forderte die in der Audienzhalle im Vatikan versammelten Frauen auf, "mit offenen Augen und Herzen für die Welt in die Zukunft zu blicken und auf die Klage so vieler Frauen auf der Welt zu hören, die unter Ungerechtigkeit, Verlassenheit, Diskriminierung und Armut leiden". Die Fähigkeit zur Selbsthingabe könne der Welt Frieden bringen, verwies der Papst im Marienmonat Mai auf das Beispiel der Gottesmutter Maria.
Papst Franziskus empfängt in der Audienzhalle Mitglieder von Frauenorganisationen aus der ganzen Welt
"Es ist nicht gut für einen Mann, allein zu sein", bezog sich Franziskus auf den Schöpfungsbericht der Bibel. Maria lehre, "Leben zu erzeugen und es immer zu schützen, indem ihr mit Zärtlichkeit und Mitgefühl mit anderen umgeht."
Ziel der WUCWO ist es, die Präsenz und Verantwortungsübernahme von katholischen Frauen in Gesellschaft und Kirche zu erhöhen. Die meisten Delegationen reisten zu diesem erstmaligen Welttreffen in Rom in größeren Gruppen an. Als die Organisatorinnen die vorgeschaltete Papstaudienz am Wochenende ankündigten, sei die Anmeldezahl nochmals um ein Drittel gestiegen, hieß es. Aus Österreich waren zehn kfbö-Vertreterinnen in Rom dabei, an der anschließenden WUCWO-Vollversammlung in Assisi nahmen Angelika Ritter-Grepl sowie Regina Schulz von der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) und Regina Heyder vom Katholischen Deutschen Frauenbund (KDFB) teil.
kfbö-Vorsitzende Angelika Ritter-Grepl mit Regina Schulz von der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) (rechter Bildrand) und Regina Heyder vom Katholischen Deutschen Frauenbund (KDFB) (linker Bildrand)
Bécquart: "Als Kirche synodaler werden"
In Assisi empfing Diözesanbischof Domenico Sorrentino die Gäste aus aller Welt mit dem Sonnengesang des berühmtesten Heiligen aus der umbrischen Stadt. Die Präsidentin der WUCWO, Maria Lia Zervino, die Papst Franziskus im Vorjahr zu einem von drei weiblichen Mitgliedern der vatikanischen Bischofskongregation ernannt hatte, hielt die Eröffnungsrede. Prominenteste Vortragende war die Französische Ordensfrau Nathalie Bécquart, die als Untersekretärin der Weltsynode qua Amt volles Stimmrecht bei der kommenden Bischofsversammlung im Oktober 2023 hat.
Bécquart verwies auf diesen und andere Fortschritte, die im Rahmen des synodalen Prozesses für Frauen bereits erreicht worden seien. Wichtig ist der studierten Philosophin - wie sie sagte - ein Verständnis der Kohärenz der Geschlechter und nicht der Komplementarität bzw. wechselseitigen Ergänzung von Frauen und Männern. Bécquart ermutigte die WUCWO-Delegierten dazu, den Synodalen Prozess nicht mit der Bischofssynode in Rom enden zu lassen: "Bleiben wir dran und versuchen gemeinsam, als Kirche - weltweit - synodaler zu werden", so die Aufforderung der Kurienvertreterin.
Natalie Bécquart (Mitte) mit einem Teil der kfbö-Delegation
kfbö-Vorsitzende Angelika Ritter-Grepl im Gespräch mit WUCWO-Vorsitzender Maria Lia Zervino
Die französische Religionswissenschaftlerin Anne-Marie Pellettier betonte als Mitglied der Vatikan-Kommission für das Diakonat der Frauen, die Kirche müsse in Bezug auf die Geschlechterfrage dem Evangelium folgen: Im Galaterbrief (Gal 3,28) werde "männlich" und "weiblich" als nachrangig gegenüber einer Geschwisterlichkeit auf Basis der Taufe dargestellt. Somit seien die Charismen der einzelnen wichtig und deren Anerkennung, damit kirchliche Gemeinden lebendig sind. Die Generalversammlung in Assisi endet am Samstag, dem 20. Mai.
Info: https://www.wucwo.org
Quelle: kathpress
s. auch:
und KAÖ-Dossier "Geschlechtergerechtigkeit" unter www.kaoe.at/dossiers
(eo/17.5.2023)