Katholische Aktion hofft auf pfingstlichen Reformschub für Kirche
Die Katholische Aktion (KA) hofft einen pfingstlichen Reformschub für die Kirche, bekräftigt KAÖ-Präsident Ferdinand Kaineder in einem Gastbeitrag für die aktuelle Ausgabe der Wochenzeitung „Die Furche“. Kaineder weist unter dem an das biblische Pfingstereignis anknüpfenden Titel "Sturm und Feuer für die Kirche" auf ein verkürzt dargestelltes Bild der Kirche im öffentlichen Diskursraum hin. "Wenn Bildung, Gesundheit, Kultur und Soziales kirchlich geprägt sind, schmeckt es fast allen hier in Österreich, Kirchenmitgliedschaft hin oder her", so seine Beobachtung.
Der KAÖ-Präsident nennt als Beispiele dieser Wertschätzung viel frequentierte Ordensschulen und gern aufgesuchte Ordensspitäler, die auch politisch beachtete Caritas und den touristischen Besuch kirchlicher Kulturgüter.
Doch wenn landläufig von "der" Kirche die Rede sei, werde "die Kleruskirche, die Missbrauchskirche, die frauenfeindliche Amtskirche, das 'menschenferne Oben (mit Papst Franziskus als bemühte Ausnahme) und das gestrige, nicht demokratisch verfasste Kirchengebilde" gemeint.
Zu dieser Blickenge trage die Kirchenleitung bei, so Kaineder. Er vermisst das derzeit in der Weltkirche viel beschworene "synodale Miteinander" als "neue Körpersprache" der Kirche. Als Beleg für unterbleibendes Umsetzen von Beteuerungen im Zuge des Synodalen Prozesses erzählt der KAÖ-Präsident in seinem Beitrag von seiner jüngsten Teilnahme am Begräbnis des Wiener Weihbischofs und Konzilszeugen Helmut Krätzl. Als Lesung für sein Begräbnis habe der reformoffene Bischof eine Stelle aus der Apostelgeschichte bestimmt, in der eine Frau - Lydia - als erste Getaufte dem Christentum in Europa den Weg öffnete. Im Presbyterium des Stephansdoms seien zugleich nur Bischöfe und andere klerusgewandete Männer zu sehen gewesen, selbst die Lesung habe ein Mann vorgetragen. Kaineder bedauerte, dass zwar "von den wichtigen Frauen geredet" werde, "konkret einen Platz um den Altar bekommen sie allerdings keinen".
Das in der Bibel geschilderte sei „ein Pfingsten voller gottgenährter Geistkraft für und mit allen Jüngerinnen und Jüngern. Ein neues Verstehen (Sprachen), ein fester Mut (Feuer) und ein geschwisterliches Miteinander zeichnete daraufhin die ersten Christinnen und Christen aus“, so der KAÖ-Präsident. Doch „genau diese neue Körpersprache, die von Vielheit und Diversität, von Gleichheit in der Würde ganz konkret, von Gewaltfreiheit im Umgang miteinander, von Liebe und Compassion mit allen Lebewesen geprägt ist, redet ‚die Kirche‘ zwar viel und bleibt doch in der alten Körpersprache hängen“.
Deshalb brauche es „eine Avantgarde für neue kirchliche Präsenzen. Das gelingt einer ‚Kirche der Werke‘ wie beispielsweise in Bildung, Gesundheit, Kultur und Sozialem. Jesus würde aus meiner Sicht heute eher mit Schüler und Schülerinnen im spannenden Dialog sein, am Krankenbett tröstend die Hand halten, als Vermittler durch die Geschichte und Herkunft gehen und konsequent und penetrant die ungerechten gesellschaftlichen Strukturen, die arm machen und andere unverschämt reich, geißeln“, schreibt Kaineder: „Eines bin ich mir sicher: Die Hierarchiekirche wird noch viel Pfingsten, Sturm und Feuer brauchen, damit sich in der Körpersprache das neue Verstehen, der feste Mut und das synodale Miteinander ehrlich und glaubwürdig „abbilden.“
Der Gastbeitrag Kaineders in der „Furche“ ist Teil des KA-Medienschwerpunktes „Pfingsten macht neu“, dessen Auftakt eine Pressekonferenz am 15. Mai in Wien bildete; weiter erschien in den vergangenen Tagen eine Reihe von Interviews mit diözesanen KA-Vorsitzenden: s. www.kaoe.at
(jp/26.5.2023)