Tiroler KA-Vorsitzender: Als Bergsteiger auch Klimaaktivist sein
Für den Theologen und Vorsitzenden der Katholischen Aktion (KA) der Diözese Innsbruck, Klaus Heidegger, ist der jüngste Bergsturz in den Tiroler Alpen ein weiteres Alarmsignal als Folge des rücksichtslosen Umgangs mit der Natur, auf das es mit konsequenter Umweltpolitik zu reagieren gelte. "Als Bergsteiger kann ich nicht anders, als zugleich Klimaaktivist zu sein", schreibt der passionierte Radfahrer und Wanderer unter dem Titel "Aus der Welt von bröckelnden Bergen und schmelzenden Gletschern" auf seiner Website. Heidegger nimmt - wie er darlegt - an der auch von Wissenschaftlern und Kirchenvertretern unterstützten Aktionswoche der Letzten Generation in Innsbruck teil. Die Politik müsse endlich Maßnahmen ergreifen, "damit nicht das nächste Fluchthorn in sich zusammenbricht".
Ereignisse wie den spektakulären Abbruch der Südspitze des dreigipfeligen Bergmassivs im österreichisch-schweizerischen Grenzgebiet würden sich inzwischen häufen, wie der KA-Vorsitzende aus eigener Erfahrung weiß. Der Klimawandel mit den hohen Temperaturen in alpinen Regionen bewirke, dass die Gletscher rapide schmelzen und der Permafrost auftaut. Bei seinen Bergtouren in den Gletscherregionen des Stubaitals im vergangenen Sommer habe er immer wieder gehört, wie sich große Steine donnernd aus den Felswänden lösten, berichtete Heidegger. Nun sei das Fluchthorn um 100 Meter niedriger. "Es tritt vermehrt ein, wovor Klimaforschende schon längst warnen", erklärt der hauptberufliche Religionslehrer hin: Die Erderhitzung führt zum Auftauen des Permafrostes oberhalb von 2.500 Metern. Gesteinsschichten werden dadurch nicht mehr zusammengehalten und brechen ab.
Heidegger teilt die von der Letzten Generation erhobene Forderung nach einer raschen Temporeduktion auf 30/80/100 km/h - auch wenn dies "den marktschreierischen Populisten" nicht gefalle. Angesichts gegenüber dem Vorjahr um durchschnittlich mehr als 50 Cent gefallenen Treibstoffpreisen befürwortete er außerdem eine CO-2-Bepreisung. Es sei ökologisch verantwortungslos, dass im Supermarkt chinesische Knoblauchzehen um die Hälfte weniger kosten als jene aus niederösterreichischer Bio-Produktion. Mit Kopfschütteln nimmt Heidegger auch zur Kenntnis, dass sich der Innsbrucker Flughafen-Chef glücklich über die wieder stark zugenommenen Flugbewegungen zeige.
Wissenschaft und Kirche protestieren
Vor diesem Hintergrund sei verständlich, dass sich unter den aktuell Autoverkehr-Blockierenden in Innsbruck auch vor Kipppunkten warnende Wissenschaftler der Gruppe "Scientists for Future" befinden. "Sie können mit Daten exakt belegen, was ich gefühlt im Gebirge wahrnehme."
Auch Menschen aus kirchlichen Bereichen würden zunehmend ähnlich auf den Klimawandel reagieren. Heidegger erwähnt eine Franziskanerin aus Hall, die mit ihrer Ordenstracht bei den Aktionen der Letzten Generation von Beginn an dabei sei - auch bei einer öffentlichen Veranstaltung dieser Gruppe in den Räumlichkeiten der Evangelischen Kirche von Innsbruck am 14.6. dabei war. In Graz hätten bei der Fronleichnamsprozession Mitglieder der Letzten Generation eine Schöpfungsfahne mitgetragen, in Wien habe sich die Katholische Aktion der Erzdiözese an der Demonstration gegen den Bau der Ostumfahrung beteiligt - allesamt "deutliche Zeichen dafür, wie sich kirchliche Gruppierungen angesichts des Klimawandels positionieren".
Link zur Website von Klaus Heidegger: http://www.klaus-heidegger.at
Quelle: kathpress
s. auch KAÖ-Dossier "Ökologische Umkehr und Mitweltgerechtigkeit" unter www.kaoe.at/dossiers
(eo/15.6.2023)