Neues "Zeitzeichen": "Altes Eisen?"
Welchen Platz und Wert gibt unsere (Arbeits-)Gesellschaft älteren Arbeitnehmer:innen und Pensionsti:innen? Sind sie einfach nur "Altes Eisen"? Oder unverzichtbar zur Bewältigung einer funktionierenden (Arbeits-)Gesellschaft? Was braucht es angesichts aktueller Erfordernisse der Wirtschaft und des Anspruchs auf ein gelingendes Miteinander von Generationen und unterschiedlichen sozialen Gruppen?
Die neue Ausgabe von "ZeitZeichen", dem Magazin der Katholischen Arbeitnehmer:innen-Bewegung Österreichs (KABÖ), thematisiert Aspekte des Tätig-Seins älterer Menschen, die gesellschaftliche Bewertung und Bedeutung dieses Tätig-Seins und notwendige Perspektivenwechsel.
Tatsächlich sind, wie die Arbeits- und Sozialrechtler Samuel Ebner und Martin Gruber-Risak belegen, nur die wenigsten Pensionist:innen in Österreich bereit, in Zeiten eines Arbeitskräftemangels über das gesetzliche Pensionsantrittsalter hinaus dem Erwerbsarbeitsmarkt zur Verfügung zu stehen. Weit größerer Beliebtheit erfreut sich in dieser Lebensphase das Ehrenamt. Ebner und Gruber-Risak orten massive Versäumnisse - in der Wertschätzung älterer Arbeitnehmer:innen wie in einer altersgerechten, sinnvollen Ausgestaltung ihrer Arbeitsplätze.
Reformen sind angesagt. Zeitgleich braucht es aber auch eine kritische Reflexion der beliebten Freiwilligenarbeit, argumentiert die Sozialwissenschafterin Ruth Simsa, denn weder dürfe sie staatliche Defizite verschleiern oder gar ausgleichen noch den Schutz der dort Tätigen ausklammern. Die Rahmenbedingungen ehrenamtlich Engagierter müssten vielerorts dringend verbessert werden, um Ausbeutung und Überforderung zu vermeiden.
Aufwertung von Care-Arbeit
Und genau hingeschaut werden müsse auch auf den Bereich der unbezahlten Care-Arbeit, in die vor allem Frauen viel ihrer Zeit vor wie nach der Pensionierung investieren bzw. investieren müssen - weil es an Geld und staatlicher Infrastruktur fehlt, um die Pflege kranker und alter Menschen oder die Betreuung von Kindern anderweitig zu bewerkstelligen. Eine Aufwertung der Care-Arbeit fordert daher KABÖ-Vorsitzende Anna Wall-Strasser, auch vor dem Hintergrund des Menschenrechts auf ein würdiges Altern.
Die Politikwissenschafterin Barbara Prainsack zielt in ihrem Beitrag wie in ihrem neuen Buch "Wofür wir arbeiten" generell auf einen neuen Arbeitsbegriff, auf die Entkoppelung von Erwerbsarbeit und sozialer Sicherung, und stellt damit jedes Tätig-Sein, auch Sorgearbeit und Ehrenamt, in einen neuen, dem KAB-Modell von der "Tätigkeitsgesellschaft" verwandten Kontext.
Leistungen und Grenzen bestehender Pensionssysteme - in Österreich und in Deutschland und auch hinsichtlich einer Geschlechtergerechtigkeit - analysieren die österreichische Politikwissenschafterin Ingrid Mairhuber und der deutsche Rentenberater und KAB-Aktivist Hans-Peter Greiner in ihren Beiträgen.
Und in einer "Geschichtswerkstatt" haben ältere und alte steirische KAB-Aktivist:innen auf ihr Tätig-Sein in KAJ und KAB zurückgeschaut - ZeitZeichen präsentiert, was sie aufgeschrieben und in einem Buch mit dem Titel "Sehen - Urteilen - Handeln" zusammengefasst haben.
ZeitZeichen erscheint vier Mal jährlich und ist zu einem Preis von 5,- Euro pro Heft oder 17,- Euro für ein Jahresabonnement erhältlich. Bestellung per Post: ZeitZeichen, KABÖ, Spiegelgasse 3/2/6, 1010 Wien, oder per email: kab.office@kaoe.at
Abonnements unterstützen das Engagement der KABÖ in Fragen sozialer Gerechtigkeit und menschengerechter Gestaltung von Arbeitswelt auf Basis der christlichen Soziallehre, sie tragen überdies dazu bei, Medienvielfalt als wesentlichen Bestandteil einer demokratischen Kultur zu gewährleisten. Ein Förder-Abo kostet 50,- Euro, ein Gönner:innen-Abo 150,- Euro.
s. auch KAÖ-Dossier "Arbeit und soziale Fairness" unter www.kaoe.at/dossiers
(eo/21.6.2023)