kfbö-Sommerstudientagung: Fokus auf Klimagerechtigkeit und synodalem Prozess
"Klimagerechtigkeit" war ein Schwerpunktthema der diesjährigen Sommerstudientagung der Katholischen Frauenbewegung Österreichs (kfbö) von 26. bis 29. Juli auf Schloss Seggau in der Südsteiermark. Wie Vorsitzende Angelika Ritter-Grepl am 28. Juli in einem Interview mit Kathpress mitteilte, sei gerade von den jüngeren der auf Schloss Seggau versammelten 62 kfb-Delegierten aus ganz Österreich und Südtirol die Verantwortung für kommende Generationen betont worden. Die wissenschaftlichen Nachweise für die menschenverursachte Klimakrise seien nicht mehr bestreitbar. Katholische Frauen wollten sich verstärkt als Multiplikatorinnen einer notwendigen Lebensstiländerung einbringen, der dazu beitragen soll, dass die Erde auch für ihre Kinder und Enkel lebenswert bleibt, so Ritter-Grepl.
Nachhaltiger zu leben als bisher üblich falle nicht leicht und sei mit Interessenkonflikten und Verteilungskämpfen verbunden, ist sich die Vorsitzende bewusst. Dennoch sei offenkundig, dass es Kurswechsel auf individueller wie auch auf gesellschaftlich-politischer Ebene braucht. Schon bisher habe die kfbö durch ihre jährliche "Aktion Familienfasttag" mit den problematischen Folgen der Klimaerwärmung zu tun gehabt, im heurigen Hitzerekordsommer rücke das Thema auch allen Europäerinnen und Europäern bedrohlich nahe. Ritter-Grepl kündigte an, dass sich die größte Frauenorganisation Österreichs künftig verstärkt im Bereich Umweltpolitik positionieren will - "auch wenn es innerhalb der kfb durchaus unterschiedlich Interessenlagen gibt".
Synode soll Reformen anstoßen
Ein weiteres Schwerpunktthema der Sommerstudientagung, die den verschiedenen Facetten von Gerechtigkeit gewidmet war, war laut Ritter-Grepl der weltweite Synodale Prozess, der mit den Versammlungen im Vatikan im Herbst 2023 und 2024 auch das Thema Frau und Kirche aufgreifen werde. Die anfängliche Zurückhaltung gegenüber dieser vom Papst ausgerufenen Suche nach einem guten Weg für die Kirche in die Zukunft sei innerhalb der Katholischen Frauenbewegung geschwunden, auch sie selbst habe Vertrauen in das Wirken des Heiligen Geistes für eine neue Form von Synodalität, die die Vielstimmigkeit innerhalb der Kirche ernst nimmt.
Das die Synode vorbereitende Instrumentum Laboris habe die Motivation, sich einzubringen, noch verstärkt, sagte Ritter-Grepl. Bestehende Probleme würden darin nicht unter den Teppich gekehrt, vielmehr frage der Vatikan auf eine neue und glaubwürdige Weise, wie diese zu lösen seien. "Das ist etwas Neues", erklärte die kfbö-Vorsitzende anerkennend. Auch die bisher bei Bischofssynoden unüblich breite Beteiligung von Laien - darunter viele Frauen - mit Stimmrecht gebe Hoffnung, dass bei den Versammlungen "Dinge, die vorher nicht zu erwarten waren", auf Schiene gebracht werden. Glaubwürdige Reformen im Sinn von mehr Geschlechtergerechtigkeit und wegfallende Diskriminierungen würden auch dem aktuellen Rückzug vieler gerade junger Frauen aus der Kirche entgegenwirken, ist Ritter-Grepl zuversichtlich.
Die kfbö plane eine "Gebetsbegleitung" der synodalen Versammlungen durch Postkarten ans Synodenbüro, so wie sie bereits zum Start des Reformprozesses Schreiben mit der Frage, was Papst Franziskus in der Kirche ändern möge, an ihre Mitglieder richtete.
Zadic setzte "Ausrufezeichen"
Immer wieder ein Thema für die Frauenbewegung ist laut Ritter-Grepl auch eine Sprache, die der "Realität unterschiedlicher Geschlechter" bestmöglich gerecht wird. Den unter Justizministerin Alma Zadic veröffentlichten Gesetzestext mit ausschließlich weiblichen Flexionsformen nannte die kfbö-Vorsitzende im Kathpress-Interview "ein Ausrufezeichen" und einen Diskussionsanstoß dafür, dass die lange übliche Art, mit rein männlichen Formen Frauen "mitzumeinen", überholt sei. Sprache müsse Wirklichkeit abbilden - auch jene, dass sich heute viele als nicht eindeutig männlich oder weiblich empfinden, so Ritter-Grepl. Das führe zu "aggressiven Debatten" und einem Diskussionsprozess, in dem die besten Lösungen noch nicht gefunden seien.
Die sommerliche kfbö-Studientagung endete am 29. Juli mit einem Brunch. Teilnehmerinnen waren u.a. auch die erste altkatholische Bischöfin Österreichs, Maria Kubin, Simone Curau-Aepli, Präsidentin des Schweizerischen Katholischen Frauenbundes, und die steirische Landesrätin Juliane Bogner-Strauß. Der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl übermittelte ein Grußwort via Video.
Quelle: kathpress
s. auch KAÖ-Dossier "Geschlechtergerechtigkeit" unter www.kaoe.at/dossiers
(eo/31.7.2023)