Katharina Renner in der FURCHE: Für eine Vision vom guten Leben
In der Wochenzeitung DIE FURCHE (2.8.2023) lädt Katharina Renner, Vizepräsidentin der KAÖ, die Leser:innen zum Nachdenken über die eigene Vision von einer idealen Welt ein. Für Renner spielen drei Elemente eine wesentliche Rolle:
"Füreinander Sorge tragen. In der Welt, in der wir leben möchten, kümmert man sich umeinander. Wir sorgen gemeinsam für die, die Hilfe benötigen. Und dürfen uns gleichzeitig auch bedürftig zeigen, weil wir wissen, es kümmert sich jemand auch um uns.
Neues wagen dürfen. Sich angenommen fühlen. Jeder und jede darf Fehler machen. Wir sind rege, wir sind lebendig, wir trauen uns, Dinge auszuprobieren. Die perfekte Welt nimmt uns mit unseren Fehlern und Fehleinschätzungen an und lässt uns mutig sein.
Gemeinsam sein. Das Wichtigste für den Menschen ist die Gemeinschaft. Solange man nicht allein ist, hält man fast alles aus."
Renner weiter: "Als Christinnen und Christen haben wir den Auftrag, das uns Mögliche zu tun, um dem guten Leben möglichst nahe zu kommen. Und anhand der drei Begriffe Anwaltschaft, Avantgarde, Vergemeinschaftung wird die Vision handfest und greifbar – so greifbar, dass man heute schon anfangen kann."
Die Avantgarde verlange ein neues Denken von uns, ist Renner überzeugt. "Wir stehen vor vielen Herausforderungen. Wir dürfen uns aber darauf verlassen, dass der Mensch gerne Dinge ausprobiert. Denn: Es braucht neue Muster. Und es gibt sie. Dezentral denken ist ein Beispiel dafür. Wir waren es in den letzten fünfzig Jahren gewohnt, alles zentral zu bekommen: Energieversorgung, Essen vom Supermarkt. Das ändert sich in den letzten Jahren, auch unterstützt durch die Digitalisierung. Es gibt heute eine Vielzahl an Anbietern, die etwa Produkte von Bauern anbieten, ohne lange Lieferwege, dezentral organisiert, regional, saisonal. Energiegemeinschaften sind ein weiteres Beispiel für das neue Denken. (...) Wir brauchen solche neuen Ideen, und ich glaube, wir alle können ein gesellschaftliches Klima schaffen, in dem sie wachsen können. In einer idealen Welt (also die mit den grünen Auen) probiert man neue Ideen einfach aus."
Die weiteren Elemente in Renners "Welt" sind Anwaltschaftlichkeit (Füreinander) und Gemeinschaft (Miteinander), sie bilden den Boden und Rahmen der Vision.
Renner schließt ihren Beitrag "Greifbare Visionen einer digitalen Welt" mit zwei Konkretisierungen: "Zum Beispiel das Plauderbankerl, eine Initiative der Caritas – ein Bankerl, zentral gelegen, vor der Kirche (oder auch am Friedhof!). Eine Plakette darauf mit der Aufschrift: Wer hier sitzt, unterhält sich gerne! Mehr braucht es nicht, um zu signalisieren: Hier darf man in Kontakt kommen.
Ähnlich die Klima-Oasen. In kühlenden Pfarrgärten geben sie die Möglichkeit, sich bei erfrischenden Getränken und kleinen Snacks besser kennenzulernen. Es braucht bloß einen Pfarrgarten, ein paar Heurigengarnituren und Freiwillige, die die Gäste empfangen und bewirten."
Die Gemeinschaft brauche Orte, wo man sich trifft, wo man (konsumfrei) zusammenkommt. "Die heutigen Herausforderungen sind nur gemeinsam lösbar", ist Renner überzeugt. "Wir brauchen Kreativität und Offenheit – nicht viel mehr."
Mehr im KA-Dossier „Ökologische Umkehr und Mitweltgerechtigkeit“
(ps/4.8.2023)