Jägerstätter-Gedenken: KAÖ-Präsident Kaineder fordert „klares Nein“ angesichts gesellschaftlicher Missstände heute
Das Beispiel des seligen Kriegsdienstverweigerers Franz Jägerstätter, der am 9. August vor 80 Jahren von den Nazis wegen Wehrkraftzersetzung hingerichtet wurde, stellt vor die Frage: Was erfordert heute den Widerstand mündiger Christinnen und Christen? Für Ferdinand Kaineder, Präsident der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ), steht außer Zweifel, dass es auch heute gesellschaftliche Entwicklungen gibt, die "ein klares Nein" brauchen, "um ein friedliches und faires Leben für alle, hier in Österreich wie auch global, möglich zu machen und zu erhalten". Vor allem gegen Bedrohungen des Friedens gelte es schon im Vorfeld entschlossen aufzutreten.
Kaineder äußerte sich gegenüber Kathpress im Vorfeld der Jägerstätter-Gedenkfeiern, die am 8. August eröffnet wurden und am 9. August
in der Heimat des Märtyrers im oberösterreichischen Innviertel stattfinden. Auch Kaineder nimmt daran teil. Verschiedene Gruppen im Netz der Katholischen Aktion - speziell die Katholische Männerbewegung – beschäftigten sich, so Kaineder, intensiv mit dem Leben des oberösterreichischen Bauern, der seinem christlichen Gewissen gefolgt war. Dabei gehe es nicht einfach darum, den 2007 seliggesprochenen Jägerstätter zu verehren, sondern ihn in seinem Grundanliegen der Befolgung seines Gewissens nachzuahmen, erklärte der KAÖ-Präsident.
Jägerstätter mahne dazu, "kritisch auf die aktuellen Entwicklungen zu schauen und sich persönlich einzumischen". Gefordert sei dies, "wenn beispielsweise Menschenwürde geteilt wird, in einer Art von struktureller Sünde Ungleichheiten und Menschenverachtung geschürt und als normal dargestellt werden". Genauso gilt es laut Kaineder, auf die kriegerischen Entwicklungen in der Ukraine oder auch in Afrika "nicht nur hinzuschauen, sondern dagegen aufzustehen, dagegen anzubeten". Das beinhalte, die Menschen, Firmen und Organisationen klar zu benennen, die sich am Krieg bereichern.
"Unermüdlich nach Frieden suchen"
Im von der KAÖ erarbeiteten Dossier "Der Weg zum Frieden" sei festgehalten, dass gelebtes Christentum erfordere, "unermüdlich nach dem Frieden zu suchen, Vorleistungen für den Frieden zu erbringen, Feindschaft und Hass zu überwinden, selbstkritisch nach eigener Mitschuld für Unrecht zu forschen, Vorurteile und Egoismen zu überwinden".
Vor allem aber gelte es den Glauben zu nähren, "dass das Gute immer möglich ist", betonte Kaineder. Der Vorrang gewaltfreier Lösungen mag angesichts eines Krieges in Europa "geradezu töricht" scheinen, sei aber als Ziel umso wichtiger. Selbstkritisch an einer gewaltfreieren Welt mitzubauen, bedeute auch, Privilegien abzubauen und "statt der Sicherheit der Reichen vor den Armen das Sicherheitsbedürfnis der Armen anzuerkennen". Franz Jägerstätter bleibe mahnendes Beispiel dafür, "den Widerstand als Ausdrucksform der Friedenssehnsucht zu leben, mit allen Konsequenzen", appellierte Kaineder.
Der Innviertler Landwirt, Mesner und Familienvater Franz Jägerstätter (1907-1943) hatte sich aus Glaubensgründen geweigert, mit der Waffe für das Nazi-Regime in den Krieg zu ziehen. Daraufhin wurde er vom Reichskriegsgericht in Berlin wegen "Wehrkraftzersetzung" zum Tod verurteilt und vor 80 Jahren, am 9. August 1943, in Brandenburg an der Havel durch Enthauptung hingerichtet. Die Seligsprechung erfolgte am 26. Oktober 2007 im Linzer Mariendom, der liturgische Gedenktag Franz Jägerstätters ist sein Tauftag, der 21. Mai.
Weitere Infos: www.jaegerstaetter.at
Quelle: kathpress
s. auch KAÖ-Dossier „Der Weg zum Frieden“ unter www.kaoe.at/dossiers
(eo/9.8.2023)