KAV-Tagung für mehr Zuversicht in Gesellschaft: "Angst lähmt nur"
Kräfte des Vertrauens und Wege für Zuversicht in der Gesellschaft aufzuzeigen: Das steht im Fokus der Internationalen Sommertagung des "Katholischen Akademiker:innenverbandes" (KAV). Von 13. bis 18. August sind dazu Vertreterinnen und Vertreter aus fünf mitteleuropäischen Ländern im Kärntner Bildungshaus Sodalitas in Tainach/Tinje versammelt. "Angst lähmt nur", es sei daher viel wichtiger, sich mit dem Aufbau von Vertrauen und Zuversicht zu befassen, sagte Akademiker:innenverband-Vizepräsident Martin Sattlegger beim Auftakt der Tagung. Bundesratspräsidentin Claudia Arpa (SPÖ) hob die bei vielen Menschen herrschende Angst vor globalen Krisen hervor. Dass schwindendes Vertrauen wieder in Zuversicht umschlage, sei eine zentrale Herausforderung. Dazu sei auch ein neuer Umgang mit Krisen notwendig.
Offizielles Leitwort der Veranstaltung ist heuer "Angst - Vertrauen - Zuversicht. Auftrag und Chancen für Europa und seine Bürger/innen". Der Klagenfurter Dompfarrer Peter Allmaier verwies in seinen Eröffnungsworten in Tainach auf Nähe als Gegenstück zur Angst. Es gebe viele Leute, die ständig nur auf die Not achten. "Angst wird beseitigt durch Nähe", sagte Allmaier. Auch die Versicherung der Nähe Gottes wolle zeigen, "dass die Menschen geborgen sind".
Angst könne ein "guter oder schlechter Ratgeber sein", sagte der jüngst emeritierte Klagenfurter Sozialpsychologe Klaus Ottomeyer in seinem Auftaktreferat zur Sommertagung. Es gebe unter den verschiedenen Ängsten eine Realangst, eine Gewissensangst und eine neurotische Angst, sagte Ottomeyer und betonte: "Vertrauen ist eine wichtige Gegenkraft gegen die Angst." Für viele Eltern sei es selbstverständlich, ihr verängstigtes Kind zu beruhigen. Bei verängstigten Erwachsenen hingegen sei die "Dimension der Anerkennung sehr wichtig, Anerkennung im Recht, in der Arbeit und in der Liebe", erklärte der Sozialpsychologe. "Durch Anerkennung bekommt man Halt." Gekränkte Menschen hingegen könnten nach Revanche sinnen. Aus Halt könne "Identität und Selbstachtung erwachsen. Das ist ein ganz anderes Identitätskonzept", schloss der Experte.
"Jeder muss bei sich selbst anfangen"
In einer anschließenden Podiumsdiskussion zum Leitthema der Tagung rief die Vorsitzende der Katholischen Hochschuljugend Österreichs, Barbara Faller, dazu auf, sich "nicht von der Angst vereinnahmen" zu lassen. Unter anderem vor dem Hintergrund der aktuellen Klimaproteste hob Faller den Wunsch der jüngeren Generation hervor, Veränderungen anzustoßen. "Das ist etwas Positives, der Wunsch etwas jetzt zu verändern". "Jeder muss bei sich selbst anfangen", fügte Faller hinzu.
Die europäische Perspektive brachte Johannes Maier, früherer langjähriger Leiter der EU-Koordinationsstelle des Landes Kärnten, ein. Die EU sei nach wie vor eine technische Angelegenheit, die Beamtenschaft hochspezialisiert, sagte er. "Wir müssen Vertrauen gewinnen und zurückgewinnen, uns an der Zuversicht der Jugend orientieren", sagte Maier. Zu verbreiteten Ängsten in der Gesellschaft, erinnerte Maier, dass die Menschen vor 200 Jahren und anders als heute, immer damit gelebt hätten, dass es etwas Unvorbereitetes gibt. In diesem Kontext bezeichnete er u.a. die heutige EU als "Fels": "Sie wird fortbestehen und ist ein positives System geworden, das vieles vorsorglich organisiert."
An die Aufgabe von Medien erinnerte die ehemalige Chefredakteurin der Kleinen Zeitung, Antonia Gössinger, im Rahmen des Gesprächs. Es sei eine "Selbstreflexion der Medien" notwendig, "dass über die Themen, die für die Menschen wichtig sind, diskutiert wird", sagte sie. "Die Törichten ermahnen, ist eine Aufgabe der Medien", so Gössinger wörtlich.
Weitere Referate bei der Sommertagung halten u.a. die Europaparlamentarierin Caroline Parsché, der Journalist Michael Jungwirth und die Linzer Pastoraltheologin Klara Antonia Csiszar: Sie widmet sich dem synodalen Erneuerungsprozess in der katholischen Kirche und fragt: "Wie weiter mit denen, die anders denken?" Im Rahmen der Sommertagung ist auch ein Exkursionstag nach Maria Luschari bei Tarvis (Italien) geplant.
Quelle: kathpress
(eo 14.8.2023)