„Ein wohltuend klarer Blick auf den Kern unserer Botschaft“
Mit seinem jüngsten Schreiben „Das Vertrauen“ lenkt Papst Franziskus „unseren Blick auf eine der Hauptursachen der innerkirchlichen Krise und auch der vielen Krisen, die derzeit das Weltgeschehen prägen“. Das unterstreicht das PräsidentInnen-Team der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ). Der Papst veröffentlichte am 15. Oktober dieses Schreiben in Erinnerung an die Geburt der Heiligen Theresia von Lisieux (1873-1897) vor 150 Jahren und ihre Heiligsprechung vor 100 Jahren und würdigt darin deren Spiritualität. Er erinnert darin gleich zu Beginn an eines ihrer „eindringlichen“ Worte: „Das Vertrauen und nichts als das Vertrauen soll uns zur Liebe führen!“ Anknüpfend daran fordert Franziskus eine Neuausrichtung der kirchlichen Morallehre und die Abkehr von einem triumphalistischen Selbstverständnis der Kirche.
„Dieses Schreiben ist ein wohltuend klarer Blick auf den Kern der christlichen Botschaft, die Botschaft vom liebenden und barmherzigen Gott, und es sicher kein Zufall, dass der Papst dieses Schreiben zur Halbzeit der im Vatikan tagenden Weltsynode veröffentlichen ließ. Bei allem Ringen um Detailfragen innerkirchlicher Reformen erinnert Franziskus daran, dass sich die Kirche in Verkündigung und Lehre auf das Wesentliche konzentrieren muss und nicht alles gleichermaßen zentral ist“, stellen Ferdinand Kaineder, Katharina Renner und Brigitte Knell fest. „Theologen, Bischöfe und Gläubige fordert der Papst ausdrücklich auf, die genialen Einsichten der heiligen Theresia noch mehr aufzugreifen und die Konsequenzen daraus zu ziehen, theoretisch wie praktisch, lehrmäßig wie pastoral, persönlich wie gemeinschaftlich. Dazu braucht es, wie Franziskus selbst betont, Mut und innere Freiheit. Dem können wir uns nur anschließen“, so das KAÖ-Präsident:innen-Team. „Zugleich hoffen wir, dass sich diese Ermutigungen und Wegweisungen des Papstes in den Ergebnissen der Synode widerspiegeln werden.“
Ohne Vertrauen kein friedliches Zusammenleben
Zugleich stellt Papst Franziskus den Weg der „kleinen“ heiligen Theresia, wie sie auch genannt wird, als „Gegenprogramm“ hin „in einer Zeit, die uns dazu bringen will, uns in unsere eigenen Interessen zu verschließen; in einem Augenblick, in dem der Mensch von der Größe und von neuen Formen der Macht besessen ist“. „Ein Wort wie ‚Vertrauen und nichts als Vertrauen‘ mag mancher und manchem im Blick auf die ‚harten‘ Realitäten und die Machtverhältnisse in der Welt als naiv erscheinen. Vertrauen ist aber einer der wesentlichen Grundlagen für das Zusammenleben und den Frieden. Wo Vertrauen verloren geht und Misstrauen die Oberhand gewinnt, prägen Hass, Gewalt und Waffen die bitteren Realitäten; das zu erkennen, dazu genügt leider ein kurzer Blick in die aktuellen Nachrichten. Das jüngste Schreiben von Papst Franziskus ist daher nicht nur eine Botschaft in den inneren Raum der Kirche, sondern auch in die Welt“, betonen Kaineder, Renner und Knell.
Franziskus selbst schreibt dazu in „Das Vertrauen“: „Die kleine Therese ist eine der bekanntesten und beliebtesten Heiligen in der ganzen Welt. So wie der heilige Franz von Assisi wird sie selbst von Nicht-Christen und Nicht-Gläubigen geliebt. Sie wurde auch von der UNESCO als eine der bedeutendsten Persönlichkeiten für die Menschheit unserer Zeit anerkannt. Es wird uns guttun, ihre Botschaft zu vertiefen.“
Die heilige Theresia von Lisieux wurde am 2. Jänner 1873 als Marie Francoise Therese Martin im französischen Alencon geboren. Mit 15 Jahren trat sie in den Orden der Unbeschuhten Karmelitinnen in Lisieux ein; sie nahm den Ordensnamen Theresia vom Kinde Jesu und vom Heiligen Antlitz an. Am 30. September 1897 verstarb sie nach einer Tuberkuloseerkrankung. Ihre autobiografischen Aufzeichnungen und ihr Tagebuch sind eine wesentliche Quelle ihrer Verehrung.1923 wurde sie seliggesprochen, 1925 heiliggesprochen. 1997 erhob sie Johannes Paul II. zur Kirchenlehrerin.
Zum Schreiben "Über das Vertrauen auf die barmherzige Liebe Gottes"
(ps/17.10.2023)