"Künstliche Intelligenz bekommt keine Gänsehaut"
Die Tagung des Katholischen Akademiker:innen Verbands Österreichs (KAVÖ) "Künstliche Intelligenz. Herausforderung für Gesellschaft und Demokratie" fand am 10.11.2023 im Festsaal des Technischen Museums in Wien statt.
Präsident der KAÖ Ferdinand Kaineder verwies in seinem Statement auf das wichtige Gegenstück zur Künstlichen Intelligenz – das Gefühl: „Die KI bekommt keine Gänsehaut – das Gefühl regt uns zum Denken an und nicht umgekehrt“.
Am Bild: Ferdinand Kaineder © KAVÖ/tgm
Komplexität nutzbar machen
Den Hauptvortrag hielt Benjamin Rathgeber, Professor für Natur- und Technikphilosophie an der Hochschule für Philosophie München, über Möglichkeiten und Grenzen der Künstlichen Intelligenz. Rathgeber führte ein, dass in der Gesellschaft große Erwartungen, aber auch Ängste mit der KI verbunden seien. Der gesellschaftliche Diskurs gehe weit über einen Technik-Diskurs hinaus. Aus diesem Grund sei es wichtig, künstliche Intelligenz auch aus philosophischer Hinsicht zu beleuchten.
Auf den Stufen der Technikentwicklung in der Menschheitsgeschichte ordnete Rathgeber die künstliche Intelligenz als fünfte Stufe ein, nach der Mechanisierung, der Reproduktion, der Kybernetisierung und der Digitalisierung. Die Möglichkeiten der KI beschrieb Rathgeber mit der Beherrschbarkeit von Komplexität, der Lösung komplexer Problemstellungen und der dynamischen Selbstoptimierung. „KI-Systeme sind selbstoptimierende Optimierungen, um Komplexität effizient nutzbar zu machen“, führte der Technikphilosoph aus.
KI nicht vermenschlichen
Die großen Erwartungen und Ängste hinsichtlich der KI dekonstruierte Rathgeber mit dem Hinweis auf einen unsauberen Sprachgebrauch: „Wir beschreiben Systeme als wären sie intelligent, und so nivellieren wir in der Sprache den Unterschied von menschlicher und maschineller Intelligenz. Wir schreiben KI damit implizit Fähigkeiten und Fertigkeiten zu, die diese nicht hat.“ Rathgeber plädierte für eine Transformation, eine Verdopplung der Sprache, um die Grenzen zwischen Automatisierung und Autonomie klar zu ziehen. „Sonst kommen wir dazu, dass wir unsere eigenen Entwicklungen missverstehen,“ schloss der Philosoph seinen Vortrag ab.
KI von der Pädagogik bis zu Urheberrechtsfragen
Den Abschluss des gut besuchten Symposiums bildete ein prominent und zukunftsorientiert zusammengestelltes Podiumsgespräch, bei dem neben dem Hauptreferenten des Nachmittags, Professor Benjamin Rathgeber, Hemma Poledna, die Schulleiterin des BG/BRG Klosterneuburg, Alexandra Posekany, Professorin des TGM Wien und an der TU Wien und in Vertretung für Digitalisierungs-Staatssekretär Florian Tursky dessen Büroleiter Wolfgang Ebner vertreten waren.
Am Bild: Monika Slouk, Wolfgang Ebner, Alexandra Posekany, Hemma Poledna, Benjamin Rathgeber, Magda Krön (v.l.n.r.) © KAVÖ/tgm
Dokumentation
Technisch begleitet wurde die Tagung von Schüler:innen des tgm in Wien. Sie werden eine Videodokumentation erstellen, die auf dem YouTube-Kanal Vielfalt hat Zukunft/Playlist Künstliche Intelligenz. Herausforderung für Gesellschaft und Demokratie veröffentlicht wird.
Die Schüler:innen produzierten einen Kurzfilm zum Thema der Tagung: Film zur Tagung KI – Herausforderung für Gesellschaft und Demokratie
In der Reihe Vielfalt hat Zukunft widmet sich der KAVÖ seit Jahren brennenden Fragen der Gegenwart und Zukunft. Kooperationspartner:innen: Katholische Aktion Österreich (KAÖ), Forum Katholischer Akademiker/innen Österreichs, tgm – Die Schule der Technik. Gefördert von der Kulturabteilung der Stadt Wien, Wissenschafts- und Forschungsförderung und vom Zukunftsfonds der Republik Österreich. Medienpartnerin: Quart Umweltfreundliche Veranstaltung ÖkoEventPLUS
Die nächste KAVÖ-Herbsttagung/Vielfalt hat Zukunft findet am 22.11.2024 statt.
Automatisch, nicht autonom: Experte rät, künstliche Intelligenz nicht zu überschätzen (kavoe.at)
Technikphilosoph: Künstliche Intelligenz nicht überschätzen (kathpress.at)
(ps/14.11.2023)