Kaineder: Laien müssen in Kirche stärker partizipieren
Der Präsident der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ), Ferdinand Kaineder, sieht in der Ende Oktober im Vatikan zu Ende gegangenen ersten Runde der Welt-Bischofssynode einen Auftrag zu stärkerer Partizipation der Laienverbände. Nach einem Online-Treffen mit der Linzer Pastoraltheologin Klara Csiszar, die an der Synode als theologische Beraterin teilnahm, habe sich bei Kaineder die Überzeugung verstärkt: "Wenn wir synodale Kirche werden wollen", müsse die Teilhabe von Laien viel stärker gelebt werden, schreibt der KAÖ-Präsident auf seinem Blog www.kaineder.at. In Österreich sei in dieser Hinsicht einiges "verstopft", der Skepsis ausgeliefert und dem Wunsch nach einer "unpolitischen Kirche" geschuldet.
Der Papst verlange "Parteiung, ein gesellschaftspolitisches Christentum" und wolle, dass die Soziallehre der Kirche wieder bewusst bekannt gemacht wird. Dafür sei die KA eine wichtige Stimme, zeigte sich Csiszar in der Online-Konferenz überzeugt: "Ihr als KA seid mit Herzblut Anwältin der Menschenrechte, der Schöpfung, der soziale Gerechtigkeit. Ihr tut das als kompakte und professionelle Stimme, die präsent und laut ist", wird die Theologin im Blog des KAÖ-Präsidenten wiedergegeben.
Der Papst wolle Christinnen und Christen "mit wachen Augen, Herz und Händen", das gelte besonders für die junge Generation, so Csiszar. Dass der abschließende Synthesetext zum Schluss mehr 80 Prozent Zustimmung erhielt, wertet die Theologin als "Wunder". "Gefährdet" sei der Text bei den kontroversen Themen gewesen: sexuelle Orientierung, Frauendiakonat, die Autorität der Bischöfe und Gremien als synodale Instrumente.
Die Methode der "Gespräch im Geiste" bezeichnete Csiszar als "sehr hilfreich", die Moderatorinnen und Moderatoren an den Tischen seien professionell und mit Autorität ausgestattet gewesen, die Zusammensetzung an den Tischen bei jedem Modul anders, immer gemischt, nie seien ausschließlich Bischöfe oder Kardinäle alleine zusammengesessen. Das sei Vorgabe gewesen, genauso wie die drei Minuten Sprechzeit, die Stille und daraus die Reaktion. So sei es gelungen, vom "Ich zum Wir" zu kommen.
"Frauen-Thema" in allen Facetten
Die Themen der westlichen Welt, die die Kirche seit dem Zweiten Vatikanum immer wieder befassten, seien überall präsent, würden aber nicht offen besprochen, konstatierte Csiszar. Auch unterschiedliche Zugänge zur Frage der "Tradition" würden sichtbar. "Bei dieser Synode sind die Themen der Welt auf den Tischen der Weltkirche ungeschminkt angekommen." Gerade am Thema "Frauen" habe sich gezeigt, dass über alles offen gesprochen worden sei. Das habe es im Vatikan noch nie gegeben. Hier sei "der Geist des Konzils" spürbar gewesen.
Die Theologie habe diesmal allerdings eine geringere Rolle gespielt, dafür die authentischen Erfahrungen, Erlebnisse, Lebensumfelder, Lebensgeschichten. "Frauen sprachen offen über ihre Berufung." Ängste seien hier abgebaut worden, zeigte die sich die Theologin überzeugt. Besonders gewirkt hätten Erzählungen und Lebensbilder: Flüchtlingsbetreuerinnen in Mexiko etwa, Seenothelfer, Laien aus Syrien, die bei der Synode drei Wochen sonst vermissten Frieden erlebten.
Es sei gerade eine "tiefe Transformation im Gange, eine Verwandlung der Kommunikation, des Auftrages, der Sichtweisen". Die Hoffnungen seien nach der ersten Runde der Synode groß, dass sich die Kirche eine neue Verfassung geben könnte. Was aber tatsächlich von der Synode bleibe, könne man erst nach dem zweiten Zusammentreffen im kommenden Herbst sagen. Bis dahin gelte es vor Ort, auch in Österreich, mit Engagement die Synodalität zu leben, teilte Kaineder Csiszars Einschätzung.
Quelle: kathpress
Text von Ferdinand Kaineder im Original: www.kaineder.at
(eo/16.11.2023)