„Sozial-ökologischer Wandel braucht breite Kooperation“
Einen wichtigen Schritt in Richtung einer breiten Kooperation für die notwendige sozial-ökologische Wende hat das erste „Österreichische Transformationsforum“ gesetzt. 120 Delegierte von Organisationen und sozialen Bewegungen aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen nahmen an dem Forum teil, das von der Plattform für Nachhaltige Entwicklung (SDGs) der Universität für Weiterbildung Krems vom 5. bis 6. März veranstaltet wurde. Das Ziel dieser Zusammenkunft großer Teile der österreichischen Zivilgesellschaft war, „der dringenden systemischen Transformation von Gesellschaft und Wirtschaft in Richtung Klima- und Biodiversitätsschutz sowie sozialer Gerechtigkeit einen Impuls zu geben“, teilten die Organisatoren in einer Pressemitteilung mit.
An der Konferenz nahmen nicht nur Organisationen aus den Bereichen Klima- und Umweltschutz teil, sondern auch „breitenwirksame AkteurInnen der allgemeinen Zivilgesellschaft aus Kultur, Sport, Religion, Wirtschaft, soziale Wohlfahrt und Interessensvertretungen“; unter ihnen waren auch mehrere Vertreter der Katholischen Aktion: KAÖ-Präsident Ferdinand Kaineder, Raffael Haigermoser und Liliane Gottschamel von der Katholischen Jugend Österreich (KJÖ), Daniel Bacher von der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar Österreich (KJSÖ) sowie Karl Immervoll, Bundesseelsorger der Katholische ArbeitnehmerInnen-Bewegung Österreich (KABÖ).
Bundespräsident Alexander van der Bellen betonte in einer Video-Botschaft, dass die sozial-ökologische Transformation nicht allein zu schaffen sei. „Darum ist der Dialog zwischen unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen wie der Klima- und Umweltbewegung, der Politik, der Wirtschaft, den Sozialpartnern, den Religionsgemeinschaften, der Wissenschaft und der Zivilgesellschaft auch so wichtig“, so Van der Bellen.
Die sehr vielseitige Zusammensetzung der Organisationen hat es allen möglich gemacht, das Engagement der „Anderen“ und gemeinsame Schnittmengen zu entdecken, so die Pressemitteilung. „So freuten sich alle, etwa im Österreichischen Blasmusikverband einen wichtigen, aktiven Verbündeten für die Klima- und Nachhaltigkeitswende zu haben.“ Projektleiter Ernst Fürlinger von der Plattform für Nachhaltige Entwicklung (SDGs) betont in seinem Resumee: „Beim ersten Transformationsforum entwickelte sich eine Kultur der Verbundenheit und des Dialogs, ein Austausch zwischen Verschiedenen mit Respekt und auf gleicher Augenhöhe. Diese Verbundenheit innerhalb der Zivilgesellschaft ist für die Demokratie gerade in Krisenzeiten unerlässlich, und es gilt diese Qualität der Kooperation weiter zu kultivieren – als Gegengewicht zu politischen Kräften, die die gesellschaftliche Spaltung betonen und verstärken.“
Verständigung über Neuausrichtung von Gesellschaft und Wirtschaft
Den Kern der Zusammenkunft habe der Dialog über ein neues Zukunftsbild gebildet: „Was ist ein gutes Leben auf einem bewohnbaren Planeten – im Einklang mit allem Lebendigen – für mich und für alle?“ Die Ergebnisse der Dialoggruppen wurden in zentralen Themenfeldern und Fragestellungen zusammengefasst wie Wirtschaft, Arbeit, Bildung, Ernährung und Landwirtschaft, Teilhabe, globales Zusammenleben, politische Rahmenbedingungen für eine transformative Wende sowie positive motivierende Erfolgsgeschichten. In diesen Themenfeldern entwickelten die Teilnehmenden konkrete Lösungsansätze und Kooperationen zu bestimmten Maßnahmen.
Vorgeschlagen wurden u.a. eine andere Messung der Wirtschaft anhand von Indikatoren wie dem Gemeinwohl und dem Wohlbefinden der Bevölkerung („Wellbeing Economy“), der Schutz der Kinderrechte durch die Umsetzung des Lieferkettengesetzes, die Durchführung der Veranstaltungen der eigenen Organisation als Green Events sowie überparteiliche Bildungsangebote für PolitikerInnen zu Themen der „Großen Transformation“ von Wirtschaft und Gesellschaft. Weiters angeregt wurden Dialogformate, die mehr Nähe zwischen Politik und Gesellschaft herstellen, und eine Integration sozial-ökologischer Weiterbildung in die Bildungsstrukturen der teilnehmenden Organisationen.
Die organisatorische Leiterin der Konferenz, Sarah Nash, sagt zu den Ergebnissen des Forums: „Bei allen Unterschieden gelang es, in der direkten Begegnung grundlegende Gemeinsamkeiten zu entdecken: nämlich einerseits die geteilte Sorge angesichts der Klima- und Biodiversitätskrise, andererseits das gemeinsame Engagement für eine praktische, konkrete Umsetzung der sozial-ökologischen Wende“.
Erfreulicherweise hätten sich bereits bei dieser ersten Konferenz zahlreiche Kooperationen und Anknüpfungspunkte zwischen unterschiedlichen Organisationen sowie künftige konkrete Projekte entwickelt, um die dringend notwendige Transformation seitens der Zivilgesellschaft zu beschleunigen, wurde mitgeteilt. Das zweite „Österreichische Transformationsforum“ wird von 25. bis 26. Februar 2025 an der Universität für Weiterbildung Krems stattfinden.
Breite Teilnahme aus Religion und Kirche
Zu den Kirchen und Religionsgemeinschaften, die bei dem Forum vertreten waren, zählen die Österreichische Buddhistische Religionsgesellschaft, die Evangelische Kirche A. und H.B. und die Islamische Glaubensgemeinschaft Österreich (IGGiÖ). Von katholischer Seite nahmen neben der KA die Österreichische Ordenskonferenz (Sr. Anneliese Herzig), die Konferenz der kirchlichen Umweltbeauftragten Österreich (Axel Isenbart, Diözese St. Pölten) und die Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission (Direktorin Anja Appel). Pater Franz Helm vertrat Religions For Future Vienna.
(jp/8.3.2024)