Wahlaufrufe aus der Katholischen Aktion
Die Teilnahme an den Wahlen zum Europäischen Parlament ist ein wesentliches Mittel der Mitgestaltung von Demokratie und Politik, unterstreichen diözesane Organisationen der Katholischen Aktion (KA) in ihren Wahlaufrufen. „In Österreich gibt es eine freie Kirche in einer freien Gesellschaft. Damit das auch so bleibt, ist es sehr wichtig, vom Wahlrecht Gebrauch zu machen. Machen Sie sich ein Bild von den wahlwerbenden Parteien, beurteilen Sie neben den Programmen auch die Körpersprache und das Auftreten von wahlwerbenden Gruppen“, betont die Präsidentin der KA OÖ, Gabriele Hofer-Stelzhammer.
Als Kompass für die persönliche Wahlentscheidung empfiehlt die KA OÖ. die christliche Soziallehre und schließt sich hier dem Aufruf der Katholischen ArbeitnehmerInnen-Bewegung Österreich (KABÖ) für Demokratie und eine offene Gesellschaft an. Kriterien wie der Einsatz für soziale Gerechtigkeit, Option für die Armen, Verteidigung der Menschenrechte oder Schutz von Umwelt und Klima werden darin als wesentliche Parameter für die Wahlentscheidung benannt. Die KA lädt dazu ein, nicht im Geist von Angst und Ressentiments, sondern mit Mut, Vernunft und Zuversicht zu wählen.
„Für uns Christinnen und Christen ist es nicht einerlei, wer regiert. Als Katholische Kirche fühlen wir uns nicht einer einzelnen Partei verpflichtet, sondern die Parteien selbst bestimmen mit ihren Programmen, wie nahe oder fern sie den Positionen der christlichen Soziallehre stehen“, so Hofer-Stelzhammer.
Aufkleber und lackierter kleiner Fingernagel
Zur Verbreitung ihres Aufrufes hat die KA OÖ Aufkleber mit dem Motto „Demokratie gestalten – Deine Stimme zählt“ produziert. Diese können auf der Website der KA OÖ bestellt und verbreitet werden. Auf der Website wurde für den neuen Schwerpunkt „Demokratie gestalten“ ein eigener Bereich eingerichtet, der in den kommenden Wochen laufend mit aktuellen Beiträgen aus den Gliederungen ergänzt wird.
„Eine weitere kreative Idee ist der Trend, sich einen Fingernagel zu lackieren“, so die KA OÖ. in ihrem Wahlaufruf. „Mit dem Lackieren des Fingernagels eines kleinen Fingers in einer beliebigen Farbe symbolisieren besorgte Menschen ihre Bereitschaft, sich mit Politik auseinanderzusetzen und sich für eine demokratische Gesellschaft zu engagieren. Mit diesem kleinen Zeichen gelingt es im Alltag ganz leicht, mit Menschen im eigenen Umfeld über Demokratie ins Gespräch zu kommen.“ Diese Idee habe auch Ferdinand Kaineder, Präsident der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ) bei der Kundgebung „Demokratie verteidigen“ am Linzer Hauptplatz aufgegriffen und meinte am Ende seiner Rede: „Mein kleiner Fingernagel bleibt in diesem Jahr bunt.“
„Europa als Brückenbauer und Friedensstifter“
Unter dem Titel „Es liegt an uns“ hat Katholische Forum Südtirol – es ist auch Mitglied der KAÖ - zur Teilnahme an der Wahl des EU-Parlaments aufgerufen. „Es liegt an uns, durch unsere Beteiligung an der Wahl des europäischen Parlaments zu zeigen, dass uns Europa nicht gleichgültig ist. Das europäische Integrationsprojekt, das derzeit 27 Staaten umfasst, steht seit seinen Anfängen für die Vision einer gemeinsamen friedlichen und gerechten Zukunft“, unterstreicht das Forum und zitiert eine Aussage von Papst Franziskus beim Weltjugendtag in Lissabon im vergangenen Jahr: „Die Welt braucht Europa, das wahre Europa, das Europa als Brückenbauer und Friedensstifter.“
Kritik an Populisten
„Die Wahlen zum EU-Parlament finden heuer in einem Kontext statt, der viele verunsichert: der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, der Krieg im Nahen Osten, die Erderwärmung und ihre Folgen, die Schwächung des sozialen Zusammenhalts und andere globale Krisenherde“, hält das Forum fest. „Diese Verunsicherung ist das bevorzugte Feld für die Stimmungsmache der Populisten. Hinter deren einfachen Lösungen verbergen sich vielfach ein rückwärtsgewandter Nationalismus, der Ruf nach autokratischen Regimen, Gruppenegoismen und zuweilen sogar offener Rassismus.“
„Es liegt an uns, die Mühe der Unterscheidung der Geister auf uns zu nehmen“, betont das Forum und empfiehlt als „verlässliche Orientierung“ für die Wahlentscheidung ebenfalls die christliche Soziallehre. Die wahlwerbenden Parteien und deren Kandidatinnen und Kandidaten seien daraufhin zu befragen, ob sie „ein klares Bekenntnis zur unveräußerlichen, gleichen Würde aller Menschen, zur Rechtsstaatlichkeit und zur Wahrung der Menschenrechte“ ablegen. Wesentlich seien auch „Einsatz für die Bewahrung der Schöpfung und den Schutz von Klima, Natur und Mitwelt, Option für die Armen und Schwachen in der Gesellschaft und Einsatz für soziale Gerechtigkeit sowie Absage an fremdenfeindliche Tendenzen und Solidarität mit Menschen auf der Flucht“. Gefragt seien auch der Einsatz für eine weltoffene, demokratische und solidarische EU, für kulturelle Vielfalt und religiöse Toleranz.
„Es liegt an uns, in welche Richtung sich die Europäische Union entwickelt. Es liegt an uns!“, bekräftigt das Katholische Forum Südtirol in seinem Wahlaufruf.
(jp/4.6.2024)