Renner: „Wir brauchen eine ökologisch und sozial verträgliche Verkehrspolitik“
Die Vizepräsidentin der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ), Katharina Renner, unterstützt die Einwände und Proteste gegen den geplanten Bau einer Ostumfahrung von Wiener Neustadt: „Es ist unsere Aufgabe und Verpflichtung, uns gegen Gefährdung und Zerstörung unseres gemeinsamen Hauses zu engagieren. Schöpfungsverantwortung hat auch eine soziale Dimension: es geht darum, den guten Lebensraum für alle Menschen zu erhalten. Wir treten für die Lösung unserer ökologischen Probleme in Österreich ein, das sind besonders Verkehr, Bodenverbrauch, Ernährung und Ressourcenverbrauch. Neue Straßen schaffen neue Probleme. Wir brauchen eine Verkehrspolitik, die wiederspiegelt, wie wir leben wollen: Teilhabe für alle, im Einklang mit der Welt, die uns umgibt.!“
Anrainer und Umweltschützer setzen sich bereits seit längerem gegen diesen Straßenneubau ein, unter ihnen die Katholische Aktion der Erzdiözese Wien. Am 6. Juni war es zu einer Kundgebung in Wiener Neustadt gekommen, an der auch KAÖ-Vizepräsidentin Renner teilnahm. An dem Tag waren 1.400 Bürgermeister:innen und Vertreter von Kommunen zum 73. Österreichischen Städtetag gekommen, der diesmal in Wiener Neustadt stattfand. Der Städtetag trug das Motto „Nachhaltig. Innovativ. Menschlich“.
Die rund 300 Kritiker der geplanten Ostumfahrung unterstrichen bei ihrer Kundgebung, dass entsprechend diesem Motto das Straßenprojekt zu stoppen wäre. Wertvollen, fruchtbaren Ackerboden für noch mehr Autoverkehr und Einkaufszentren zuzubetonieren, sei weder nachhaltig noch innovativ. Im Rahmen der Demonstration wurde gratis Gemüse an die Teilnehmer:innen verteilt, das zuvor am sogenannten „Protestacker“ in Lichtenwörth geerntet wurde. Viele Freiwillige bewirtschaften dort aktuell ein Stück Ackerfläche, das für den Bau der Ostumfahrung enteignet werden soll. Sie wollen den Acker auch nach einer Enteignung nicht räumen.
Appell an Landeshauptfrau Mikl-Leitner
In der Schöpfungsverantwortung Engagierte der katholischen und der evangelischen Kirche in Wiener Neustadt haben sich unterdessen mit einem Brief an Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner gewandt. Sie bitten Mikl-Leitner darin dringlich, „ihren Einfluss geltend zu machen und von diesem Vorhaben Abstand zu nehmen“.
Papst Franziskus rufe die Weltgemeinschaft zu einem fundamentalen Umdenken und jeden Einzelnen zu einem umweltbewussten und nachhaltigen Lebensstil auf. „Mit den herrschenden Maximen eines rein technologischen Fortschrittglaubens, gepaart mit einem rein auf Gewinn ausgelegten Wirtschaftssystem und Moralvorstellungen, wonach sich jeder selbst der Nächste ist, fährt die Menschheit die Welt und sich selbst and die Wand“, zitieren sie die Warnung des Papstes aus seiner 2015 erschienenen Enzyklika „Laudato si“, und weiter: „Gewöhnlich entsteht ein Teufelskreis, wo das Eingreifen des Menschen, um eine Schwierigkeit zu lösen, häufig die Situation weiter verschlimmert.“ Dies könnte sich auch bei dem Projekt Ostumfahrung von Wiener Neustadt bewahrheiten.
(jp, 14.6.2024)