Wozu queer-freundliche Seelsorge?
Der Leiter der Regenbogenpastoral Österreich, Franz Harant, hat in einem Kommentar in der aktuellen Ausgabe der Kirchenzeitung "Der Sonntag" der Erzdiözese Wien in der Rubrik "Meinung" seine Überzeugung bekräftigt, dass eine queersensible Pastoral zum Auftrag der Kirche gehört. Wörtlich schreibt Harant: "Queersensibler Pastoral geht es, wie allem pastoralen Handeln, darum, allen Menschen das Reich Gottes zugänglich zu machen. Um dieses Versprechen einlösen zu können, muss die römisch-katholische Kirche zu einem geschützten und beschützenden Ort für queere Menschen werden, indem für diese erfahrbar wird, dass sie als Ebenbild Gottes vollwertiges Mitglied in der Gemeinschaft der Gläubigen sind. Der Auftrag zu einer queersensiblen Pastoral ist von Papst Franziskus, der seine seelsorgliche Haltung vorlebt.
Ich orte eine ernst zu nehmende Suchbewegung in der Kirche, die immer mehr zu einer Suchbewegung der Kirche wird. Als Kirche befinden wir uns aktuell inmitten eines Diskussionsprozesses, der zu klären hat, wie die Lebenssituationen, Bedürfnisse und Wünsche queerer Menschen im Lichte des Evangeliums neu zu erschließen sind. Die Kirche ist dabei, eine neue Formel der Pastoral zu entwickeln, die queere Menschen bedingungslos annimmt und sie begleitet. So viel Anfang (und Weitermachen) war noch nie!
Mit Regenbogenfahnen an Kirchtürmen und Gebäuden kirchlicher Einrichtungen oder Organisationen, Segensfeiern und weiteren Aktionen wird sichtbare Solidarität gezeigt mit Lesben (L), Schwulen (S = G = Gay), Bisexuellen (B), trans* (T) und inter* (I) Personen sowie Queers (Q), kurz LGBTIQ*. Queere Menschen, die sich ihre Identität nicht aussuchen, sondern die sich so vorfinden, waren schon immer Teil der göttlichen Schöpfung: „Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Und siehe, es war sehr gut.“ (Genesis 1,31)
Doch vielfach werden LGBTIQ*-Personen ausgegrenzt – auch in der Kirche. Sie wünschen sich jedoch, dass Pfarrgemeinden und kirchliche Organisationen nicht nur ein queer-freundliches Klima haben und sie sichtbar willkommen heißen, sondern auch öffentlich klare Position gegen Ausgrenzung beziehen. Tatsächlich sind LGBTIQ*-Personen in mehreren Pfarren willkommen und eingeladen. Doch zwischen eingeladen sein und sich eingeladen fühlen, besteht ein Unterschied.
Es reicht also nicht, dass in der Kirche „immer alle willkommen sind“ und LGBTIQ*-Personen ohnehin „eingeladen“ und „mitgemeint“ sind. Es ist erforderlich, eine akzeptierend und offene Haltung zu haben und diese auch sichtbar zu machen und zwar so lange, bis das nicht mehr notwendig ist, weil sich tatsächlich alle LGBTIQ*-Personen, die das wollen, dazugehörig, dementsprechend inkludiert fühlen. Also: Haltung haben und Haltung zeigen."
Hinweis: In der Erzdiözese Wien haben die Pfarren Breitenfeld, Franz von Sales, Zur Frohen Botschaft und Schwechat das a+o | akzeptierend und offen | Prädikat, weiters die Katholische Jugend und Jungschar, die Junge Kirche und die Hochschuljugend.
(jp, 21.6.2024)