Katholische Aktion bekräftigt Ja zu EU-Renaturierungsgesetz
KAÖ-Vizepräsidentin Katharina Renner
Die Katholische Aktion Österreich (KAÖ) hat ihr klares Ja zum EU-Renaturierungsgesetz bekräftigt. „Dieses Gesetz ist eine Entscheidung von grundsätzlicher Tragweite und ein höchst notwendiger Wegweiser in die Zukunft“, betonten KAÖ-Präsident Ferdinand Kaineder und KAÖ-Vizepräsidentin Katharina Renner in der Ö1-Sendung „Im Fokus – Religion und Ethik“. Es gehe um wesentliche Zukunftsmaßnahmen wie den Kampf gegen den Klimawandel und das Artensterben, „deswegen ist uns das Gesetz so wichtig“, sagte Renner. Als KAÖ habe man besorgt beobachten müssen, wie diese Themen „auf dem Altar der Parteipolitik geopfert werden“ und die Kritiker des Gesetzes auf „zukunftsvergessende Prioritäten“ setzten.
Über verfassungsrechtliche Einwände gegen die Zustimmung von Umweltministerin Leonore Gewessler zum Gesetz auf EU-Ebene hätten Juristen zu entscheiden. Der Katholischen Aktion gehe es um eine Grundsatzentscheidung für Schöpfungsverantwortung und Mitweltgerechtigkeit, unterstrich Renner in der Sendung vom Mittwochnahmittag, 26. Juni.
Der Kritik, das Renaturierungsgesetz gefährde die Ernährungssicherheit, hielt die KAÖ-Vizepräsidentin entgegen, es gebe einen Passus im Gesetz, dass es ausgesetzt wird, sobald die Ernährungssicherheit gefährdet ist; „da sehe ich keine grundsätzliche Gefährdung“. Zum anderen „ist unsere Ernährungssicherheit durch viel Größeres bedroht - durch den Klimawandel, das Artensterben und durch Übernutzung von Landfläche“. Das Gesetz sei richtungsweisend, werde aber dennoch nicht alle Probleme im Umweltbereich lösen. „Wir müssen zu einem Lebensstil gelangen, der weniger von Gier, von Mehr-haben-wollen geprägt ist“, hob Renner hervor.
Kaineder wies auf den verpflichtenden Charakter des Gesetzes für alle EU-Staaten hin. Diese rechtliche Verpflichtung sei wichtig, denn auf Freiwilligkeit könne man sich im Blick auf ökologische Ziele und Maßnahmen nicht verlassen. „Der rechtliche Rahmen schützt unsere Lebensgrundlagen“, so der KAÖ-Präsident. „Unsere Natur, unsere Mitwelt braucht mehr Respekt, Achtung und Behutsamkeit, eine neue Mitweltgerechtigkeit wird unsere Zukunft sein; manches an unserer Natur wurde geschändet, und das ist wiedergutzumachen, zu reparieren“, sagte Kaineder.
"Mitweltgerechtigkeit": Kirche richtig positioniert
Zur generellen Rolle der Kirche in dem Bereich, den sie selbst „Schöpfungsverantwortung“ bzw. „Mitweltgerechtigkeit“ nennt, hielt Renner fest, die Kirche sei hier jedenfalls richtig positioniert und die KA trage diese Ausrichtung uneingeschränkt mit und stehe für sie ein. Papst Franziskus habe dafür in seiner Enzyklika „Laudato si“ das Bild vom „gemeinsamen Haus“ geprägt, „in dem wir alle leben“. „Wir Menschen haben eine Verantwortung, dieses gemeinsame Haus zu schützen, und dürfen nicht dauernd nur unseren Müll im Hof abladen“, so Renner.
Was die praktische Umsetzung der Schöpfungsverantwortung betrifft, sei es in der katholischen Kirche ähnlich wie in vielen anderen Bereichen, sie sei „oft etwas zögerlich“ bzw. von Hindernissen begleitet. Als ein Beispiel nannte sie die Umstellung auf erneuerbare Energieformen in den Pfarren der Erzdiözese Wien. „Der Wille dazu ist von allen da. Ein Problem ist, dass nicht alle Pfarren die Finanzmittel dazu aufbringen können. Man will es tun, in der Praxis ist es aber oft ein weiter Weg.“
Zum Begriff „Mitweltgerechtigkeit“ erläuterte Renner, das Verhältnis des Menschen zur Natur habe sich im Lauf der Geschichte stark gewandelt: “Früher war die Natur das, was man bezwingen musste, um zu überleben. Später wurde es das Unbekannte, Zauberhafte, zu Erfahrende. Jetzt merken wir, dass die Natur nicht das Andere ist, sondern dass wir – wie es Menschen, die stark mit der Landwirtschaft verbunden sind, schon immer wissen - ganz stark verbunden sind mit der Welt, deswegen sprechen wir von Mitweltgerechtigkeit. Wir sind nicht Außenstehende, sondern genauso Teil der Natur wie jeder Baum und jeder Strauch und jeder Vogel.“
s. auch KAÖ-Dossier „Ökologische Umkehr und Mitweltgerechtigkeit“
(jp, 27.6.2024)