Partnerschaftliche Sorge um Kinder mit starker Väterbeteiligung
„Das Thema Großelternkarenz rückt aktuell das Thema Familie in den Vordergrund“, stellt Helga Wagentristl, Vorsitzende des Forums Beziehung, Ehe und Familie (Forum) der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ), fest. „Das Forum möchte wichtige Aspekte in die Diskussion einbringen.“
Bundeskanzler Karl Nehammer stellte im Jänner die Großelternkarenz vor. Ende Juli wurde die Idee anlässlich des Welttags der Großeltern durch Familienministerin Susanne Raab und Seniorenbund-Präsidentin Ingrid Korosec erstmals konkretisiert.
Partnerschaftliche Sorge mit Väterbeteiligung
Die Vision des Forums ist, dass beide Elternteile möglichst partnerschaftlich, zu gleichen Teilen das Kind bzw. die Kinder pflegen und umsorgen. „Die Väterkarenz besser zu unterstützen, voranzutreiben und möglich zu machen, wäre ein wichtiger Beitrag der Politik“, fordert Luitgard Derschmidt, stellvertretende Vorsitzende des Forums, „denn gerade die frühen Lebensjahre schaffen auf beiden Seiten, sowohl bei Kindern als auch bei den Eltern - Müttern UND Vätern - engere Beziehung und eine gute Bindung.“
Gegen Benachteiligung von Frauen
„Da Care-Arbeit zum Großteil von Frauen geleistet wird, werden dadurch wieder die Frauen schlechter gestellt“, befürchtet Wagentristl. „Eine Mutter, die schon wegen der Karenzzeiten bei ihren eigenen Kindern eine geringere Pension erhält, muss mit weiteren Einbußen rechnen, falls sie nun auch als Großmutter in Karenz geht.“
„Die Idee der Großelternkarenz fördert aber einmal mehr die ungleiche Entlohnung von Frauen und Männern“, stellt Derschmidt fest. „Zusätzlich besteht die Sorge, dass so die Väterkarenz umgangen wird. Aber gerade die ist für das Kindeswohl von großer Bedeutung“, ist Derschmidt überzeugt.
Karenz ist harte Arbeit – Großeltern haben eine eigene Rolle
Das Pflegen und Erziehen von Kindern sei auch kein Karenz-“Urlaub“, sondern harte Arbeit und für ältere Menschen manchmal einfach eine Überforderung. „Die Großeltern haben eine eigene Rolle“, gibt Derschmidt zu bedenken.
„Wahlfreiheit?“
Ein weiterer Aspekt ist die immer wieder zitierte Wahlfreiheit, die es reell aber nur für besserverdienende Eltern gibt. „Wenn man an der Armutsgrenze um das tägliche Leben kämpfen muss, gibt es keine Wahlfreiheit!“, stellt Wagentristl fest.
Das Geld, das für die Großelternkarenz eingeplant wird, kommt genau denen, die es am meisten bräuchten, nicht zugute.
Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen
„Hilfreich und notwendig wäre ein verstärkter Ausbau von überall gut erreichbaren Kinderbetreuungseinrichtungen mit hochqualifizierten Pädagoginnen und Pädagogen, unterstützende Begleitungsangebote, qualitativ hochwertige Elternbildung und vieles mehr“, fordert Derschmidt abschließend. „Solche Maßnahmen kosten Geld. Diese Investition würde sich aber lohnen, weil sie präventiv, wirksam und hilfreich wäre.“
Forum Beziehung, Ehe und Familie der Katholischen Aktion Österreich
siehe Dossier der KAÖ "Geschlechtergerechtigkeit"
(ps/12.8.2024)