Katholische Aktion trauert um Pfarrer Christian Öhler
Christian Öhler, Pfarrer von Bad Ischl und ehemaliger Geistlicher Assistent der Katholischen Aktion OÖ, ist unerwartet im 66. Lebensjahr verstorben. Er feierte am Sonntag, 1. September, die traditionelle Bergmesse beim Gipfelkreuz des Traunsteins bei Gmunden. Beim Abstieg kollabierte er, nach ersten Wiederbelebungsmaßnahmen flog ein Notarzthubschrauber Öhler ins Krankenhaus Klinikum Wels, wo er am Abend verstarb.
"Christian Öhler war ein ausdrücklicher Förderer der Katholischen Aktion auf allen Ebenen. Er war in allem ein begnadeter Seelsorger und Menschenfreund. In besonderer Weise hat er zum gesellschaftspolitischen und kritischen Engagement von uns Christinnen und Christen heute ermutigt“, würdigte KAÖ-Präsident Ferdinand Kaineder das Wirken des Priesters. „Es ist so unfassbar, dass ein Ermutiger, ein Ermöglicher, ein Verbinder, ein Hellwacher, ein tief Glaubender, ein von Gott Getragener von uns gegangen ist. Die Früchte seines Einsatzes bleiben und dafür sind wir - auch als Katholische Aktion - dankbar.“
Auch die KA OÖ schrieb in ihrem Nachruf: „Bestürzt und fassungslos haben wir vom plötzlichen Tod von Pfarrer Christian Öhler erfahren. Neben seinem umfangreichen Wirken in der Diözese Linz war er für die Katholische Aktion ein jahrzehntelanger Begleiter und Ratgeber. 13 Jahre lang, von 2005 bis 2018, war er als Geistlicher Assistent in den Leitungsgremien der KA federführend tätig. Er zeichnete sich durch seine tiefe Verwurzelung im Glauben und durch seine den Menschen zugewandte freundliche, aber bestimmte Art aus und war ein Segen für die Menschen in seinem Umfeld.“
Margit Hauft, ehemalige Präsidentin der KA OÖ, war eine enge Weggefährtin von Christian Öhler und schätzte an ihm besonders seine Offenheit: „Christian nahm sich kein Blatt vor den Mund, hat mit seinem Reden aber auch niemanden vor den Kopf gestoßen. Viele Menschen haben durch ihn wieder einen Zugang zum Glauben gefunden – nach dem Motto: Wenn es so einen Priester gibt, dann ist nicht alles verloren. Christian Öhler hat sich mit Herzblut für die KA engagiert, er hat die Leitungsfunktion der Ehrenamtlichen ernst genommen und seine Rolle als geistlicher Assistent beratend und unterstützend ausgeübt. Die Ökumene mit den christlichen Schwesterkirchen war ihm ein besonderes Anliegen, davon hat er nicht nur gesprochen, sondern das Gemeinsame in vielfältiger Weise in die Tat umgesetzt. Christian Öhler war begeisternd und er war echt – bei dem spürt man’s, haben viele gesagt. Er war nicht nur in der Kirche, sondern bei vielen Menschen in den Vereinen und außerkirchlichen Gruppen ob seiner Authentizität geschätzt und gern gesehen.“
„Vielfältiges und kreatives Wirken“
Den Linzer Bischof Manfred Scheuer erreichte die Nachricht während einer Auslandsreise. In einer ersten Reaktion würdigte er Öhler für dessen "vielfältiges und kreatives Wirken" und sein Engagement in Pfarre, Katholischer Aktion und in verschiedenen Aufgaben auf Diözesanebene. Öhler sei eine "Kirche nahe bei den Menschen", eine Pastoral, die die Sorgen und Nöte der Menschen wahrnimmt und das Evangelium zeitgemäß verkündet, ein besonderes Anliegen gewesen“, so die Diözese Linz in ihrer Mitteilung.
Ihre tiefe Betroffenheit zum plötzlichen Tod von Pfarrer Öhler äußerten auch die geschäftsführende Vorsitzende der Pastoralkommission Österreichs, Anna Findl-Ludescher, und der Kärntner Bischof Josef Marketz, Referatsbischof für die Pastoralkommission, in der Öhler engagiertes Mitglied war. Christian Öhler sei immer wichtig gewesen, "dass die Zeichen der Zeit ernst genommen werden“ und „die Kirche heute sowohl in ihrer lokalen als auch in ihrer globalen Dimension zu prägen und zu verändern", so Marketz und Findl-Ludescher in ihrem Kondolenzschreiben. "Einen geerdeten und gesunden Glauben zu leben, war sein großes Anliegen. Dafür gab er als Priester immer wieder ein glaubwürdiges Zeugnis."
Der Begräbnisgottesdienst wird am Montag, 9. September, um 15:00 Uhr in der Stadtpfarrkirche Bad Ischl gefeiert. Nach dem Requiem erfolgt die Beisetzung am Friedhof Bad Ischl.
Marcel Callo war ihm Vorbild
Christian Öhler wurde 1958 in Linz geboren und wuchs nach drei Jahren in Helfenberg am Linzer Bindermichl auf. Nach einem Theologiestudium in Linz und Frankfurt wurde er 1982 zum Diakon und am 29. Juni 1985 im Linzer Mariendom von Bischof Maximilian Aichern zum Priester geweiht. Noch als Diakon wirkte Öhler beim legendären Voest-Pfarrer Hans Innerlohinger in der damaligen Christlichen Betriebsgemeinde Voest, später war er jahrelang Kaplan in der Pfarre St. Michael am Bindermichl.
Ab 1995 war Öhler in der neu damals gegründeten Seelsorgestelle Linz-Auwiesen Kurat und anschließend bis 2010 Pfarrer. In mehrjähriger Aufbauarbeit revitalisierte er in Auwiesen mit der jungen Pfarrgemeinde die ehemalige Textilfabrik "Himmelreich & Zwicker". Im früheren Gebäude der "Tuchfabrik" wurden Kirche, Pfarrzentrum, Jugendzentrum und eine Taufgrotte errichtet - benannt nach dem im KZ Mauthausen ums Leben gekommene "Märtyrer der Arbeiterjugend", Marcel Callo (1921-1945), der ein Vorbild für Pfarrer Öhler und seine Lebenswelt und Glauben verbindende Seelsorge war.
2010 wechselte Öhler in die Stadtpfarre Bad Ischl, seit 2018 war er auch Dechant im Dekanat Bad Ischl und Regionaldechant der Region Traunviertel. Von 2012 bis 2016 und wieder seit 2023 übernahm er zusätzlich die Aufgabe des Pfarrprovisors von Pfandl, seit 2023 auch in St. Wolfgang. Über zwei Jahrzehnte hinweg gehörte er dem Vorstand des diözesanen Pastoralrates an. Unentwegt vernetzte Öhler Land, Leute und Kirche und war vielseitig auch in sozialen Themen engagiert. In den vergangenen Monaten wirkte er maßgeblich an kirchlichen Initiativen im Rahmen der "Europäischen Kulturhauptstadt Bad Ischl - Salzkammergut 2024" mit.
Auch medial war Öhler vielfach präsent, darunter in den Morgengedanken im ORF-Radio. Noch vor wenigen Wochen schilderte er in einer Serie in österreichischen Kirchenzeitungen, was ihn in Glaubensfragen bewegt.
(ps/3.9.2024)