Armutskonferenz: Künftige Regierung muss Zusammenhalt fördern
Anlässlich des "Internationalen Tags für die Beseitigung der Armut" am 17. Oktober fordern Sozialorganisationen, Menschenrechtsgruppen und kirchliche Organisationen - darunter die Katholische Aktion Österreich - die künftige Regierung auf, den sozialen Zusammenhalt und den Kampf gegen Armut zu stärken. Es brauche ein umfassendes Zukunftsprogramm für ein Österreich ohne Armut, so das "Netzwerk Armutskonferenz". Ohne sozialen Zusammenhalt, Schutz vor Armut oder gute Aufstiegschancen "wird die Zukunft für den ärmeren Teil der Bevölkerung grimmig", warnt Sozialexperte Martin Schenk von der Diakonie. Gefordert seien kluge Investitionen und eine stärkere soziale Sicherheit.
Seit Jahren fehlten in Österreich tausende leistbare Therapieplätze, und auch das Schulsystem sei von sozialer Ungleichheit geprägt, heißt es in einer Aussendung der Armutskonferenz vom 16. Oktober. Prekäre Arbeitsverhältnisse und steigende Wohnkosten verschärften die Lage zusätzlich. Bereits jetzt bestehende Maßnahmen, um in der Schule, beim Wohnen und mit sozialen Dienstleistungen der Armut entgegenzuwirken, müssten intensiviert werden. Das Bündnis nennt Investitionen in Dienstleistungen, die einkommensschwache Menschen im Alltag unterstützen, wie etwa Kinderbetreuung, Frühförderung, Beratungsangebote für Menschen in sozialen Notlagen, Wohnangebote für benachteiligte Jugendliche, Schuldenberatung und Pflegehilfen.
Ähnlich äußert sich Amnesty International mit dem Hinweis, dass jeder siebte Mensch in Österreich armutsgefährdet ist, darunter besonders Frauen, Kinder und Menschen mit Behinderung. Die Organisation forderte deshalb die Abschaffung von Hürden beim Zugang zur Sozialhilfe und eine Entstigmatisierung von Betroffenen. "Armut zu beenden macht Österreich sicher nicht arm", so Shoura Hashemi, Geschäftsführerin von Amnesty International Österreich.
Ohne sozialen Zusammenhalt, Schutz vor Armut oder gute Aufstiegschancen "wird die Zukunft für den ärmeren Teil der Bevölkerung grimmig", warnt Sozialexperte Martin Schenk von der Diakonie.
Ohne sozialen Zusammenhalt, Schutz vor Armut oder gute Aufstiegschancen "wird die Zukunft für den ärmeren Teil der Bevölkerung grimmig", warnt Sozialexperte Martin Schenk von der Diakonie
Stärkeres Engagement gegen Klimakrise und Investitionen in die Entwicklungszusammenarbeit
Die AG Globale Verantwortung, Diakonie und World Vision kritisieren, dass globale Themen im Nationalratswahlkampf weitgehend vernachlässigt worden seien. "Die Parteien konzentrierten sich auf nationale Herausforderungen wie Migration und Teuerung, ohne die globalen Zusammenhänge zu berücksichtigen", so Lukas Wank, Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung, Dachverband von 36 österreichischen NGOs, die in mehr als 120 Ländern aktiv sind. Wank betont, dass nur durch internationale Zusammenarbeit und Dialog nachhaltige Lösungen gefunden werden könnten.
Konkret fordern die NGOs die künftige Bundesregierung auf, die Mittel für Entwicklungszusammenarbeit, humanitäre Hilfe und internationalen Klimaschutz erheblich aufzustocken. Wank appelliert an die Parteien, im Bundesbudget 2025 klare Schwerpunkte zu setzen, um globale und nationale Herausforderungen entschlossen anzugehen. Eine stabile und gerechte Weltordnung sei im Interesse aller und könne nur durch gemeinsame Anstrengungen erreicht werden.
Die globale Klimakrise habe insbesondere in Ländern des Globalen Südens verheerende Auswirkungen, mahnen die NGOs. Die Folgen für die Landwirtschaft bezeichnet Sigrid Kickingereder von der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar als "dramatisch". Besonders betroffen seien Frauen, Kinder, Menschen mit Behinderungen und ältere Menschen. "Zum einen müssen wir endlich konsequenten Klimaschutz betreiben, zum anderen den jetzt schon betroffenen Menschen im Globalen Süden zur Seite stehen", mahnt Kickingereder.
Langfristig brauche es speziell lokal angepasste Lösungen für eine wirksame Entwicklungszusammenarbeit (EZA) und humanitäre Hilfe, ergänzt Maria Katharina Moser von der Diakonie. Sie fordert, dass die neue Bundesregierung eine Koalition gegen Armut und Hunger bildet und gleichzeitig die Zivilgesellschaft stärkt. "Denn lokale Organisationen haben Hunger, Armut und Klimawandel gleichermaßen im Blick", so Moser. Auch der soziale Aufstieg müsse in Österreich stärker gefördert werden, etwa durch ein gerechteres Bildungssystem und leistbaren Wohnraum.
kathpress/red
s. auch KAÖ-Dossier "Arbeit und soziale Fairness. Wider die Ausbeutung der Ärmsten" unter www.kaoe.at/dossiers
weitere Infos zur bzw. aus der Armutskonferenz unter www.armutskonferenz.at
(eo/17.10.2024)