KA der Erzdiözese Wien für mehr Augenmerk der Kirche auf Thema Arbeit
Für mehr Augenmerk der Kirche auf das Thema Arbeit hat sich die Katholische Aktion (KA) der Erzdiözese Wien ausgesprochen. Trotz viel Wertschätzung der Arbeit in der Bibel und inhaltlich entsprechenden Kirchendokumenten werde dem Thema nicht das ihm gebührende Gewicht verliehen, beklagt KA Wien-Präsident Reinhard Bödenauer im Dezember-newsletter der Laienorganisation. Kirchliche Initiativen und Einrichtungen für arbeitende Menschen wie Betriebsseelsorge, Arbeitslosenstiftungen oder "Lerngruppen" zur Katholischen Soziallehre gingen sogar zurück. Dabei müssten sich Gewerkschaften, Politik und Kirche neuen Herausforderungen durch massive Veränderungen in der Arbeitswelt stellen, so Bödenauer.
Der KA-Präsident verweist hier nicht nur auf den Einsatz von Künstlicher Intelligenz und Digitalisierung, es gebe auch eine neue "Prekarisierung", von der sogenannte "neue Selbstständige" betroffen seien: 24-Stunden-Betreuerinnen, Paketverteiler und viele andere "sind die neuen Sklaven:innen der heutigen Gesellschaft". Hier ergibt sich laut Bödenauer ein weites Feld, in dem die Kirche viele Menschen mit der christlichen Botschaft erreichen könnten - sofern entsprechende Ressourcen bereitgestellt werden.
24-Stunden-Betreuerinnen, Paketverteiler und viele andere "sind die neuen Sklaven:innen der heutigen Gesellschaft", so KA Wien-Präsident ReinhardBödenauer.
Ins selbe Horn bläst im KA-Newsletter Anna Wall-Strasser, Vorsitzende der "Katholischen Arbeitnehmer:innen Bewegung Österreich". Sie verweist auf die enge Kooperation mit der Gewerkschaft im Bemühen um "gute Arbeit und ein gutes Leben", das beide Organisationen zu "logischen Kooperationspartnern" mache. Gerechter Lohn für Frauen und Männer sei eine gemeinsame Grundforderung. Nach wie vor zeigten sich große Ungerechtigkeiten in der Bewertung von Arbeit, kritisierte Wall-Strasser: "Arbeiten mit und an Menschen - in Pflege, Betreuung, Bildung - wird um vieles geringer bezahlt als Arbeiten mit Maschinen." Ein gemeinsames Thema für Kirche und Gewerkschaft sei auch der arbeitsfreie Sonntag, für dessen Erhalt eine breite Allianz gegründet wurde.
"Kirche ohne Arbeiter ist nicht Kirche Jesu"
KABÖ-Bundesseelsorger Karl Immervoll stellt seiner Analyse der Beziehung von Kirche und Arbeiterschaft ein Zitat des legendären Begründers der internationalen Christlichen Arbeiterjugend, Kardinal Joseph Cardijn, voran: "Eine Kirche ohne die Arbeiter ist nicht die Kirche Jesu Christi!" Die nach dem Zweiten Weltkrieg bestehende "kirchenobrige Begeisterung" und Offenheit für Arbeiteranliegen sei mit dem Tod Cardijns 1967 geschwunden, blickt Immervoll zurück. Im Missionsdekret "Ad gentes" des Zweiten Vatikanischen Konzils habe es noch ausdrücklich geheißen: "Die Kirche soll schließlich bei der Aufrichtung einer gesunden Wirtschafts- und Sozialordnung mitarbeiten."
Heute seien die KAB und Katholische Arbeiterjugend - sofern in den Diözesen überhaupt noch existent - und Einrichtungen wie Betriebsseelsorgezentren von Mittelkürzungen betroffen, verlören an Ressourcen; von einst vier diözesanen Arbeitlosenfonds oder -stiftungen gebe es heute nur mehr jene in Linz. "Gespart wird eben an den Rändern", merkt der Betriebsseelsorger im Waldviertel bitter an. Nachsatz Immervolls: "Was die Kirche in Österreich von Arbeiterbewegung, Arbeitsrecht oder gewerkschaftlicher Organisation hält, zeigt sich an der Tatsache, dass nur drei Diözesen einen Kollektivvertrag für ihre Beschäftigten haben."
Der klaren Positionierung von Papst Franziskus gegen ein Wirtschaften, "bei dem Menschen zum Abfall werden" und das Geld zu Gott gemacht werde, muss laut dem KABÖ-Bundesseelsorger entsprechen, dass der Platz der Kirche bei den Armen und Benachteiligten dieses Systems ist. Immervoll tritt für eine "prophetische Kirche" ein, die "aufsteht gegen die Ungleichverteilung von Arbeit und Ertrag, von Ansehen, Einfluss, Bildung und sozialer Sicherheit".
KA Wien-Präsident Bödenauer erinnert im newsletter an das klassische Arbeiterlied "Brot und Rosen", das auf die Heilige Elisabeth von Thüringen zurückgeht: Brot stehe für faire Entlohnung, Rosen für Wertschätzung. Bödenauer ruft dazu auf, gerade im vorweihnachtlichten Stress den Paketzustellenden sowie den Beschäftigten in Handel und Gastronomie mehr Wertschätzung und Dankbarkeit zukommen zu lassen.
kathpress/red
s. auch KAÖ-Dossier "Arbeit und soziale Fairness" unter www.kaoe.at/dossiers
(eo/4.12.2024)