„Arbeitslose brauchen Absicherung und umfassende Begleitung“
Umfassende Begleit- und Sicherungsmaßnahmen für die steigende Zahl an Arbeitslosen fordert die Katholische Arbeitnehmer:innen-Bewegung Österreich (KABÖ). Im Blick auf die aktuellen Betriebsschließungen und großen Kündigungswellen in Industrie und Handel weist die KABÖ darauf hin, dass Arbeitslosigkeit die Menschen immer auf mehreren Ebenen trifft und belastet. „Ein Arbeitslosengeld mit 55 Prozent Nettoersatzrate ist für die Betroffenen ein großer finanzieller Verlust, für Beschäftigte in Niedriglohnbranchen geht es faktisch an die Existenz. Bei den aktuell hohen Grundkosten des Lebens sind einige Monate der Arbeitslosigkeit dann schnell ein Schritt in die Armut, und das betrifft insbesondere Familien und Kinder, mit allen belastenden Folgen“, hält KABÖ-Vorsitzende Anna Wall-Strasser in einer Presseaussendung am 13. Dezember fest.
„Erzwungener Arbeitsplatz- oder Berufswechsel gehen auch persönlich an die Substanz. Wo findet sich so schnell ein adäquater und passender Job, der mit der Lebens- und Wohnrealität auch vereinbar ist? Das macht vielen Betroffenen aktuell große Sorgen und erhöht den Stress in einer ohnehin durch Krisen belasteten Zeit“, so Wall-Strasser.
Langfristige Sozialpläne nötig
In dieser Situation brauchen die betroffenen Arbeitnehmer:innen umfassende solidarische Unterstützung, betont die KAB. Es braucht neben einem existenzsichernden und auch langfristig zugesprochenen Arbeitslosengeld rasch vielfältige aktive arbeitsmarktpolitische Maßnahmen. Stiftungen müssen für alle Betroffenen eingerichtet werden. Dass der vielfach beklagte Arbeitnehmermangel in manchen Branchen die vielen arbeitslos gewordenen Menschen jetzt einfach aufsaugen wird, wertet die KAB als Trugschluss. Dafür braucht es abgesicherte Bildungs- und Umschulungsprozesse, z. B. in Richtung von Dienstleistungsberufen, die die Bedürfnisse in Bildungs-, Pflege- und Versorgungsberufen ernst nimmt. Dazu sollen vor allem die Kommunen nach bisher ungedecktem Bedarf gefragt werden, so die KAB.
KABÖ-Bundesseelsorger Kar Immervoll erinnert zudem an erprobte und erforschte erfolgreiche Modelle einer Jobgarantie, auf die hier zurückgegriffen werden könnte, etwa das vom AMS Niederösterreich von 2020 bis 2024 durchgeführte „Modell Arbeitsplatzgarantie Marienthal“ (MAGMA). „Arbeitslos gewordene Menschen brauchen vor allem Sicherheit und längerfristige Perspektiven, um für sich und für die Gesellschaft sinnvoll tätig sein zu können“, unterstreicht Immervoll.
Gerechte Verteilung der Transformationskosten
Im Blick auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung ist – so die KAB - ein Struktur- und Systemwandel nötig, der aktiv angegangen werden muss. „Es braucht eine Transformation weg von der auf fossilen Brennstoffen basierenden Industrieproduktion in Richtung einer menschen- und klimagerechten Produktionsweise. Auf Dauer zukunftsfähig wird eine Wirtschaftsweise sein, die sich an den tatsächlichen Bedürfnissen einer Gesellschaft orientiert. Dazu gehört auch die gerechte Verteilung und Besteuerung der Gewinne und Vermögen im Sinne des Gemeinwohls und zur Deckung der anfallenden Transformationskosten. Hier sehen wir eine neue österreichische Regierung aktuell gefordert“, so Wall-Strasser und Immervoll.
(jp/13.12.2024)