"Als Klage, Dank und Bitte bringen wir die Nöte unserer Zeit zu Gott"
Klage, Dank und Bitte
"Sich für gesellschaftspolitische Anliegen einzusetzen, ist oft nicht einfach. Die Krisen scheinen uferlos zu sein, das persönliche Engagement ist kräftezehrend", stellt Sabine Kräutel-Höfer, Seelsorgerin und Geistliche Assistentin der Katholischen Aktion der Erzdiözese Wien fest. "Mit den gesellschaftspolitischen (Nacht)Gebeten bieten wir die Möglichkeit zur Auseinandersetzung mit brennenden Themen an und stellen die Fakten in einen größeren Zusammenhang. Als Klage, Dank und Bitte bringen wir die Nöte unserer Zeit zu Gott und schöpfen gemeinsam Kraft aus dem Gebet, um aktiv zu bleiben oder aktiv zu werden. Und wir beten für Menschen, die sich für eine lebenswerte Zukunft engagieren."
Den nächsten Schritt entdecken
"Im Hören auf Gott, auf die Schreie unserer Erde, auf die Armen und Ausgebeuteten sowie aufeinander, suchen wir gemeinsam nach dem nächsten Schritt in eine geschwisterliche Welt. Mit kritischen Texten und Liedern rücken wir gesellschaftspolitische Themen ins Zentrum, schaffen Aufmerksamkeit für aktuelle Missstände & fordern notwendige Veränderungen."
Mitgestalten
Herzliche Einladung an alle, die sich für eine bessere Welt einsetzen, sich bei dem Gebet mit Gleichgesinnten zu stärken und vielleicht neu konkrete Ansatzpunkte zu entdecken.
Auf der Homepage der KA Wien gibt es Modelle für gesellschaftspolitische (Nacht)Gebete zu Themen Na Mahlzeit, Frieden, Arbeit, Care Arbeit, indigene Völker & Regenwald, Entschleunigung und Klima.
Engagement | Katholische Aktion der Erzdiözese Wien
Symbolkraft der politischen Nachtgebete
Der deutsche Theologe Ansgar Kreutzer legte am 10.1.2025 in Salzburg bei der Österreichischen Pastoraltagung 2025 dar, dass christlicher Glaube auch heute eine wichtige Motivation sein kann, sich für eine integrative Gesellschaft einzusetzen, wo er über die politisch-öffentliche Präsenz des Christentums sprach.
Ansgar Kreutzer beim Vortrag bei der Pastoraltagung am 10. Jänner 2025 © MIG-Pictures e.U. / Michaela Greil
Die jüngsten Spaltungs- und Konfliktlinien in Politik wie Gesellschaft erklärte Kreutzer durch sozioökonomische Verwerfungen und ein Gefühl dauerhafter Unsicherheit. Dahinter stünden auch nationalistische und rechtspopulistische Bewegungen, die sich - häufig von Männerbünden getragen - durch Klassizismus, Rassismus und Sexismus auszeichneten.
Ein politisches Christentum müsse sich diesen Tendenzen entgegenstellen und für eine offene, integrative Gesellschaft eintreten, appellierte Kreutzer. Als kraftvolle Symbole nannte er interkulturelle und interreligiöse Gebete sowie die Wiederbelebung der "Politischen Nachtgebete". Letztere haben ihren Ursprung im Jahr 1986 in Leipzig vor dem Hintergrund des Vietnamkriegs.
Kreutzer war einer der Hauptreferenten der diesjährigen Pastoraltagung, die unter dem Motto "Christ:in sein für eine demokratische Gesellschaft" stand.
Nächste Tagung über Vulnerabilität
Die Österreichische Pastoraltagung gibt es bereits seit 1931. Jeweils zu Jahresbeginn von der Österreichischen Pastoralkommission und dem Österreichischen Pastoralinstitut (ÖPI) organisiert, handelt es sich mit zuletzt rund 300 Teilnehmern aus Seelsorge, Religionspädagogik und weiteren kirchlichen Diensten aus dem In- und Ausland um die größte Seelsorge-Fachtagung des Landes. Ausgehend stets von aktuellen seelsorglichen Themen - diesmal zur Kirche in einer demokratischen Gesellschaft - werden Grundsatzüberlegungen und praktische Impulse für die Pastoral entwickelt. Die nächste Pastoraltagung widmet sich von 8. bis 10. Jänner 2026 der Vulnerabilität bzw. Verletzbarkeit.
Österreichische Pastoraltagung
Politisches Nachgebet | Katholische Aktion der Erzdiözese Wien
Pastoraltagung: Kritik an Mikl-Leitners Islam-Aussage
Pastoraltagung über Rolle der Kirche in polarisierter Demokratie
Quelle: red./Kathpress
(ps/14.1.2025)